Telefonie per Satellit

Test: So funktioniert Satelliten-Telefonie im Thuraya-Netz

Telefonie, Technik, Tarife und Sprachqualität unter der Lupe
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Wer ein Satelliten-Telefon benötigt, um darüber in unwegsamen Regionen, in denen kein GSM-Netz existiert, zu telefonieren, muss sich erst einmal um die Beschaffung eines Geräts kümmern. Aufgrund des hohen Preises der Telefone und Dienste können diese bei deutschen Distri­bu­toren nicht nur gekauft, sondern auch entliehen werden, was insbesondere bei kürzeren, einmaligen Reisen sinnvoll ist.

Unsere Test-Hardware wurde uns freundlicherweise von expeditionstechnik.de zur Verfügung gestellt. Testen durften wir das robuste Thuraya XT [Link entfernt] , das in Korea gefertigt wird und mit seinem 2520-mAh-Akku maximal sechs Stunden Sprechzeit und bis zu 80 Stunden Standby-Zeit ermöglicht. Mit seinem 2-Zoll-Dislay erinnert es an ältere Nokia- oder Ericsson-GSM-Telefone, ist aber dicker als diese und hat eine ausziehbare Satelliten-Antenne. Mit seinem GPS-Modul kann es auch Wegpunkte aufzeichnen und speichern. Ein Satelliten-Telefon kann immer nur in dem Netz verwendet werden, für das es produziert wurde. Das Leihpaket Das Leihpaket: Telefon, SIM, Anleitung, Netzteil, Hülle und Reisestecker in einer stabilen Box
Foto: teltarif.de / Marleen Frontzeck

Der Kaufpreis des Thuraya XT beträgt bei expeditionstechnik.de momentan 888 Euro. Das Telefon ist auch in einer Dual-SIM-Variante erhältlich für den Dual-Betrieb mit einer herkömmlichen GSM-Karte. In dieser Version kostet das Telefon 1 249 Euro. Gemietet werden kann das Telefon zuzügliche Versandkosten für 8 Euro pro Tag, 40 Euro Wochenpreis oder 150 Euro pro Monat. Je Folgemonat fallen 120 Euro an. In der Miete sind Telefon, Schutzhülle, SIM-Karte, Ladegerät und eine stabile Transportbox enthalten. Für einen Zweitakku wird ein zusätzlicher Mietpreis erhoben. Ein Kauf des Telefons lohnt sich also, wenn der Nutzer es länger als sechs Monate nutzen möchte. Auf jeden Fall ist es vor dem Kauf oder der Miete ratsam, die Preise verschiedener Anbieter miteinander zu vergleichen

Empfang, geschlossene Räume, Erreichbarkeit und Sprachqualität

Homescreen des Thuraya XT Homescreen des Thuraya XT
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Bei unseren Tests, die überwiegend im Stadtbereich von Berlin stattfanden, fiel uns die bereits oben genannte Abhängigkeit von der jeweiligen Satelliten-Position auf. Möchte man von Europa aus eine möglichst unterbrechungsfreie Verbindung zum Satelliten herstellen, ist es in der Regel am sinnvollsten, die am Telefon ausgezogene Satellitenantenne Richtung Südosten auszurichten. Beim Thuraya-Netz muss stets eine direkte Sichtverbindung zum Satelliten bestehen. Die Signalstärke der Verbindung wurde uns auf dem Handy-Display recht zuverlässig angezeigt.

Daraus resultiert, dass das Telefon alleine nicht in geschlossenen Räumen nutzbar ist. Soll dies - beispielsweise im Büro einer Hilfsorganisation - verwendet werden, muss eine Satelliten-Antenne auf dem Dach installiert und das Telefon mit einer Basisstation genutzt werden. Auch Repeater für das Satelliten-Signal sind erhältlich; die Verbindung zum Tischtelefon erfolgt dann über ein 5-Meter-Kabel.

Da Satelliten-Telefonnetze weltweit im Bereich der Netzabdeckung zugänglich sind, bekommen sie eine eigene Netzvorwahl. Die Vorwahl des Thuraya-Netzes ist +88216, danach folgt die achtstellige Rufnummer der SIM-Karte. Möchte der Nutzer von Thuraya ins Fest- oder Mobilfunknetz eines Landes telefonieren, muss er stets die Landesvorwahl (z.B. +49 für Deutschland) vorwählen. Wichtig zu wissen ist, dass Verbindungen vom deutschen Festnetz ins Thuraya-Netz je nach Anbieter sehr teuer sein können. Um eine günstigste Call-by-Call-Vorwahl zu finden, wählen Sie im teltarif.de-Tarifrechner in der linken Spalte "Thuraya" als Gesprächsziel und klicken auf "Jetzt Tariftabelle berechnen".

Gesprächsqualität: Schlechter als bei GSM

Bei unseren Test-Telefonaten dauerte es nach dem Wählen in der Regel rund 15 bis 20 Sekunden, bis die Verbindung stand. Bei der Gesprächsqualität darf der Nutzer allerdings keinen GSM-Komfort erwarten, da in den GSM-Netzen mittlerweile viele Techniken zur Sprachverbesserung eingesetzt werden. Unsere Test-Telefonate waren mit der Sprachqualität des analogen CB-Funks vergleichbar: Es bestand ein stets deutlich wahrnehmbares Hintergrundrauschen, und von der Stimme des Gesprächspartners fehlten die Höhen und Tiefen. Aussetzer und "verschluckte" Gesprächsfetzen gab es nur bei besonders schlechter Empfangssituation.

Wenn beide Gesprächspartner sich in normaler, nicht zu hastiger Sprechgeschwindigkeit unterhalten, sollte es also keine Verständigungsprobleme geben. Allerdings konnten wir während des Gesprächs auch Verschlechterungen wahrnehmen, wenn wir uns mit der Antenne bewusst vom Satelliten abwandten. Verschwanden wir mit dem Thuraya-Handy in einer Häuserschlucht, gab es mitunter auch Gesprächsabbrüche.

Auf der letzten Seite widmen wir uns den Tarifen und Gesprächsgebühren im Thuraya-Netz und zeigen, wie die Guthabenaufladung funktioniert. Außerdem stellen wir Zusatzfunktionen wie SMS-Benachrichtigung und Datenverbindung kurz vor.

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