Computer-Uhren

Smartwatch: Tizen überholt Android Wear

Der Wettbewerb im Bereich der Smartwatches ist härter denn je. Mit Android Wear 2.0 hat Google erst vor kurzem ein größeres Update veröffentlicht, trotzdem hat Samsung die Nase vorn.
Von Stefan Kirchner

Samsung Gear S3 Classic mit Tizen OS Auf der Erfolgsspur: Smartwatches mit Tizen OS
Foto: Samsung
Gemäß den neusten Erkenntnissen von Strategy Analytics, konnte Samsung mit seiner Tizen-Plattform seine Marktanteile stark ausbauen. Im ersten Quartal 2017 lag der Marktanteil bei 19 Prozent, während Google mit seiner Android-Wear-Plattform auf 18 Prozent Marktanteil kam. Apple ist mit 57 Prozent Marktanteil für die Apple Watch der unangefochtene Marktführer bei Smartwatches. Andere Plattformen wie das aufgegebene Pebble OS der Pebble-Uhren kommen insgesamt auf 8 Prozent.

Dafür, dass Samsungs Tizen-Plattform kein großer Anteil prophezeit wurde, hat sich die Plattform bestens entwickelt. Noch 2015 wurde Samsung für 2019 ein Marktanteil von kaum noch nennenswerten 1,8 Prozent vorhergesagt, gerade weil man nicht mehr auf Android Wear setzen wollte.

Gründe für den Aufstieg

Samsung Gear S3 Classic mit Tizen OS Auf der Erfolgsspur: Smartwatches mit Tizen OS
Foto: Samsung
Ein Grund für die stark gestiegene Popularität dürfte unter anderem die Samsung Gear S2 sein. Die auf der IFA 2015 vorgestellte Smartwatch hat neben einem runden AMOLED-Display eine drehbare Lünette, die zusätzlich zum Touchscreen für die Bedienung verwendet wird. Mit der Classic-Variante setzt Samsung zudem auf ein klassisch-zurückhaltendes Design, welches sehr gut aufgenommen wurde.

Zudem hat sich Samsung mit der Gear S2 von der Samsung-Exklusivität verabschiedet. Mittlerweile sind 1,5 GB RAM und Android 4.4 KitKat die Mindestvoraussetzungen, um eine Tizen-betriebene Smartwatch mit seinem Smartphone zu koppeln. Selbst mit dem iPhone von Apple lässt sich eine Tizen-Smartwatch koppeln, was den Kreis potentieller Kunden zusätzlich vergrößert.

Einer der größten Vorteile gegenüber Android Wear liegt auch in der Laufzeit mit einer Akkuladung. Während Modelle mit Android Wear typischerweise ein bis zwei Tage mit einer Akkuladung auskommen, sind es bei den Gear-Modellen zwei vier Tage, obwohl zusätzlich Schritte, Schlafphasen und der Puls getrackt werden können. Bei den Gear-S3-Modellen kommen Höhenunterschiede in Form von Gebäude-Etagen noch dazu.

Klasse statt Masse

Samsung wird sich natürlich über den starken Zuwachs freuen. Betrachtet man die Marktanteile der Plattformen rein nach der Anzahl der Modelle, sind die Zahlen noch beeindruckender. Immerhin hat Samsung gerade mal vier Modelle offiziell noch im Verkauf (Gear S2, Gear S2 Classic, Gear S3 Classic, Gear S3 Frontier), während es bei Android Wear erheblich mehr Modelle von verschiedenen Herstellern gibt.

Im Laufe des Jahres werden noch weitere Modelle folgen, die hauptsächlich von klassischen Uhrenherstellern kommen. Einige dieser Smartwatches haben allerdings auch einen größeren Preis, sodass es fraglich bleibt, ob sich diese Modelle in größeren Stückzahlen verkaufen werden. Die Klientel der Schönen und Reichen wird sich vermutlich weiterhin an analoge Uhren halten.

Samsungs Problem mit Tizen

So rosig die Zahlen auch aussehen mögen, an einer Stelle hat Tizen aber noch deutlich aufzuholen: Apps. Schaut man sich den Teil im Google Play Store für Android-Wear-Apps an, dann wird das Angebot im Samsung Gear Store um ein Vielfaches übertrumpft. Insbesondere Apps mit Blick auf Produktivität sind deutlich stärker unter Android Wear vertreten.

Samsung muss demzufolge deutlich mehr Geld in das Anwerben von Entwicklern investieren, damit sich das Angebot an Apps signifikant verbessert. Nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Wenn Tizen weiterhin ein so starkes Wachstum an den Tag legt, wird die Tizen-Plattform für App-Entwickler automatisch verlockender. Vor allem wenn Samsung weiter an den Möglichkeiten für Entwickler schraubt und somit die Hürden für das Entwickeln guter Apps senkt.

Da ist es fast schon wieder witzig, dass mancher Smartwatch-Hersteller seine eigenen Produkte in Frage stellt.

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