Smartphone-Apps

Rewe, Lidl, Edeka und Co.: Sparen per App im Trend

Langsam wird es unüber­sicht­lich auf dem Smart­phone: Wer ange­sichts der Infla­tion die besten Ange­bote nutzen will, braucht in immer mehr Geschäften eine zusätz­liche App. Verbrau­cher­schützer betonen: Auch diese Rabatte haben ihren Preis.
Von dpa /

Beim Wochen­ein­kauf einfach zur Kasse zu gehen und ohne das Smart­phone vorzu­zeigen zu bezahlen - das könnte bald fast ein Luxus sein. Denn viele große Super­märkte und Droge­rien wie Rewe, Edeka, DM oder Ross­mann setzen verstärkt auf Vergüns­tigungen, die nur mit den firmen­eigenen Apps zu bekommen sind. Im Monat lassen sich auf diese Weise einige Euro sparen, was ange­sichts der enormen Preis­stei­gerungen der vergan­genen Monate auf großes Inter­esse stößt.

Auch die Anbieter sehen darin eine Chance - nicht zuletzt, weil sie so an viel mehr Kunden­daten kommen.

Einblick in das Konsum­ver­halten

Spar-Apps von Supermärkten und Discountern Spar-Apps von Supermärkten und Discountern
Foto/Montage: teltarif.de, Logos: Anbieter
Verbrau­cher­schützer haben diesen Trend auf dem Schirm. "Spar-Apps scheinen Konjunktur zu haben, weil derzeit jeder Euro zweimal umge­dreht wird, bevor er ausge­geben wird", sagt etwa die Daten­schutz­expertin Chris­tine Steffen von der Verbrau­cher­zen­trale NRW. Hinweise, dass große Anbieter wie die Super­markt­ketten die gewon­nenen Daten anders nutzen könnten als ange­geben, liegen ihr zwar nicht vor. Aber: Die Apps ermög­lichten den Anbie­tern einen noch genaueren Einblick in das Konsu­men­ten­ver­halten.

Tatsäch­lich spricht unter anderem Kauf­land, das seit einem Jahr ein eigenes Vorteils­pro­gramm anbietet, von "ziel­gerich­teten" Coupons, für die das Einkaufs­ver­halten ausge­wertet werde. "So können zum Beispiel junge Fami­lien Coupons und Rabatte erhalten, die auf ihre aktu­elle Lebens­situa­tion passen", heißt es. "Die Nutzer­zahlen wachsen stetig", bestä­tigt auch Lidl, das mit seiner App zum Beispiel einen Rabatt­coupon zum Geburtstag des Nutzers ausgibt, den Trend.

Nutzer zahlt Vorteile mit Daten

"Die Anbieter wollen möglichst viel über den Nutzer erfahren. Daraus machen sie auch kein Geheimnis. Am Ende zahlt der Nutzer die Vorteile mit seinen Daten", sagt Steffen. Lohnt sich die App-Nutzung trotzdem? Das müsse jeder selbst entscheiden, sagt die Rechts­expertin: "Wer daten­sparsam bleiben möchte, der nutzt so eine App nicht." Es gebe auch Möglich­keiten, die Apps zu verwenden und seine Daten­spur vergleichs­weise klein zu halten, indem Berech­tigungen wie die Stand­ort­frei­gabe nicht erteilt oder einschränkt würden. Womög­lich stünden dann aber nicht alle Funk­tionen der App zur Verfü­gung.

Bei Rewe gibt es App-Coupons seit drei Jahren. In letzter Zeit verzeichnet das Unter­nehmen nach eigenen Angaben eine stär­kere Nach­frage. Man sehe darin einen "Trend, der dem digi­talen Zeit­geist entspricht". Und ja, die werb­liche Ansprache, zu der auch die Kunden­bin­dungs­sys­teme gehörten, sei "den aktu­ellen Gege­ben­heiten wie zum Beispiel der stei­genden Infla­tion ange­passt" worden. Die Coupons würden im Moment jedoch ohne Perso­nali­sie­rung zur Verfü­gung gestellt - anders als etwa, die Einwil­ligung voraus­gesetzt, beim Prämi­ensystem Payback, das in die Rewe-App inte­griert werden kann.

Auch Edeka erklärt, die Nach­frage nach seiner App steige konti­nuier­lich. Rund 3,5 Millionen Mal sei die aktu­elle Version binnen zwei Jahren herun­ter­geladen worden. Die Rabatte seien dabei je nach Markt und Kunde unter­schied­lich. Mindes­tens fünf Coupons solle jeder Nutzer in der Regel erhalten, meis­tens jedoch mehr als zwölf, heißt es. Zudem diene die App der Kommu­nika­tion der Edeka-Kauf­leute mit den Kunden, der Opti­mie­rung des Sorti­ments und gezielten Ange­boten. Die Kunden­daten seien dabei "ausschließ­lich für den Austausch im Markt gedacht".

Auch Droge­rien machen mit

Ross­mann ist eine Art Vorreiter, denn Rabatte und Coupons, die es nur mit der App gibt, liefert die Kette mit Sitz in Nieder­sachsen bereits seit 2016. Mitt­ler­weile zähle man Millionen Nutzer in Deutsch­land jeden Monat.

Mit mehr als drei Millionen neuen Kunden­konten allein in diesem Jahr rechnet auch der Karls­ruher Konkur­rent DM, wie Geschäfts­führer Sebas­tian Bayer sagt. Er erklärt, Payback und App ermög­lichten es, die Kunden "noch besser kennen­zulernen" und ihnen ein rele­vantes Sorti­ment zu gestalten. Der Anspruch von DM sei dabei eine zuver­läs­sige und nach­voll­zieh­bare Preis­gestal­tung.

Bisher keine perso­nali­sierten Preise nach­gewiesen

Aller­dings: Zumin­dest theo­retisch ist es denkbar, dass Anbieter anhand der erho­benen Daten künftig nicht nur Rabatte anbieten, sondern auch indi­viduell höhere Preise verlangen. "Jeder Händler ist grund­sätz­lich frei darin zu bestimmen, zu welchem Preis er ein Produkt verkauft. Er muss auch nicht jedem Kunden den glei­chen Preis anbieten. Das gilt in der analogen wie in der digi­talen Welt glei­cher­maßen", erklärt Verbrau­cher­schüt­zerin Steffen.

Sollten die Anbieter einem Nutzer ein anhand von Kunden­daten allein auf ihn zuge­schnit­tenes Angebot machen, müssten sie den Adres­saten infor­mieren, dass der Preis auf der Grund­lage einer auto­mati­sierten Entschei­dungs­fin­dung perso­nali­siert worden sei, sagt sie. Dafür gebe es seit einigen Monaten neue Trans­parenz­vor­gaben. Nach­weise, dass solche perso­nali­sierten Preise in Deutsch­land in großem Stil einge­setzt werden, gebe es nicht.

Dennoch sorgen schon die App-Coupons dafür, dass der Preis beim Einkaufen nicht mehr für jeden Kunden der gleiche ist. Es gibt Ausnahmen. So erklären Aldi Nord und Aldi Süd auf Anfrage unisono: Man verzichte auf "komplexe App-Rabatte oder Punk­tesys­teme" - und mache einfach die besten Ange­bote.

In einer weiteren News geht es um stren­geren Verbrau­cher­schutz bei Online-Käufen.

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