IPv6

IPv6 Umstellung: Nutzung steigt nur langsam

2012 soll IPv6 durchstarten
Von Hans-Georg Kluge

Die langsame Umstellung auf IPv6 hat auch Vorteile: Mittlerweile dürften fast alle neu verkauften Geräte IPv6-tauglich sein. An Internet-Anschlüssen von Privatkunden kann IPv6 meist noch nicht genutzt werden. Manche Anbieter verfügen aber bereits über die Infrastruktur, ihren Kunden IPv6-Adressen zu liefern. Ihre eigene IPv6-Konnektivität können Sie auf der Webseite Test-IPv6.com testen. teltarif.de hat einen Test durchgeführt, ob IPv6 im lokalen Netzwerk funktioniert und ob eine Internetverbindung mit dem neuen Internet-Protokoll zustande kommt.

Alle neuen Microsoft Windows Versionen ab Windows XP (erst seit Service Pack 2), Mac OS X seit 10.2 und Linux seit Version 2.6 unterstützen IPv6. Teilweise muss die Unterstützung jedoch erst eingeschaltet werden, was zumindest bei den getesteten Geräten mit Ubuntu 11.10 und Windows 7 nicht erforderlich war.

So aktivieren Sie IPv6 in Ihrem Heimnetzwerk

Der IPv6-Einrichtungsdialog einer AVM FRITZ!Box. Der IPv6-Einrichtungsdialog einer AVM FRITZ!Box.
Screenshot: teltarif.de
Zunächst müssen Sie die IPv6-Unterstützung aktivieren. Die dafür notwendige Einstellung finden Sie bei einem AVM-Router unter "Internet" -> "Zugangsdaten" -> "IPv6". Hier setzen Sie einen Haken bei "IPv6-Unterstützung aktivieren".

Danach stehen mehrere IPv6-Varianten zur Auswahl. Der Dual-Stack-Betrieb wird bei uns mit der Einstellung "Immer eine native IPv4-Verbindung herstellen (empfohlen)" eingeschaltet. Diese Einstellung sorgt zunächst für eine funktionierende IPv4-Internetverbindung. Falls der Provider IPv6 unterstützt, wird zusätzlich eine IPv6-Verbindung eingerichtet. Innerhalb des Heimnetzwerks wurden mit dieser Einstellung alle Geräte sowohl mit einer IPv4- als auch mit einer (lokalen) IPv6-Adresse versorgt. Nebenwirkungen konnten wir keine beobachten.

Falls der Provider keine IPv6-Unterstützung anbietet, können Sie mit Hilfe der beiden anderen Varianten selbst eine IPv6-Verbindung einrichten. Dann werden allerdings andere Server zum Internetzugang genutzt. In unserem Test ließ sich nur mit der dritten Einstellung "Immer ein Tunnelprotokoll für die IPv6-Anbindung nutzen" eine funktionierende IPv6-Internetverbindung herstellen.

Kurztest mit einem AVM-Router

Einrichtungsseite des Webservers Cherokee bei einem Zugriff über das IPv6-Protokoll. Einrichtungsseite des Webservers Cherokee bei einem Zugriff über das IPv6-Protokoll.
Screenshot: teltarif.de
Mit dem AVM-Router war an einem Telefónica-Anschluss der Versuch, eine reine IPv6-Verbindung herzustellen, erwartungsgemäß erfolgos. Es ließ sich jedoch ein 6to4-Tunnel erzeugen, der eine öffentliche IPv6-Infrastruktur nutzt. Mit dieser Maßnahme ließen sich im verlinkten Test immerhin 7 von 10 Punkten erreichen - statt vorher 0 Punkten. Kurioserweise sank aber auch das Ergebnis für die IPv4-Verbindung von 10 auf 7 Punkte. Als Grund wird angegeben, dass die öffentliche Infrastruktur nicht so stabil sei, wie eine direkte IPv6-Unterstützung durch den Internet Service Provider (ISP).

Innerhalb des Heimnetzwerks ließ sich ein anderer Rechner problemlos anpingen. Auch der Aufruf des lokalen Webservers war mit Hilfe der IPv6-Adresse möglich. Der Internetzugriff wurde jedoch mit dem klassischen IPv4-Protokoll abgewickelt. Innerhalb des Netzwerkes waren auch IPv4-Verbindungen zwischen den Rechnern unproblematisch.

Fazit: IPv6 bringt noch keine Vorteile, wird aber kommen

Nebenwirkungen waren in unserem Kurz-Test keine zu beobachten. Je nach eingesetzter Hardware kann das bei Ihnen zu Hause jedoch anders sein. Dieser Test lässt jedoch vermuten, dass die Umstellung auf Kundenseite wahrscheinlich zunächst problemlos ablaufen wird. Eine Aktivierung der öffentlichen IPv6-Infrastruktur an Ihrem Router ist aber aktuell nicht notwendig: Die zusätzlichen Möglichkeiten sind zur Zeit entweder noch nicht nutzbar oder bringen keine erheblichen Vorteile. Allerdings ist auch eine Deaktivierung der IPv6-Schnittstelle heute nicht mehr nötig: IPv4 und IPv6 stören sich im Allgemeinen nicht.

Unsere Empfehlung: Wenn Sie automatisch eine IPv6-Verbindung erhalten wollen, sobald Ihr Anbieter dies anbietet, können Sie an Ihrem Router eine Einstellung wählen, die den Dual-Stack-Betrieb aktiviert. Alle anderen Einstellungen sind mit Vorsicht zu genießen und nur sinnvoll, wenn Sie schon heute absolut dringend eine IPv6-Verbindung benötigen.

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