1&1-Mobilfunknetz in Frankfurt am Main im Test
Seit Ende vergangenen Jahres bietet 1&1 Smartphone-Tarife auf Basis seines eigenen Mobilfunknetzes an. Wir hatten bereits kurz nach Netzstart erste Erfahrungen rund um den Firmenstandort Montabaur und im National Roaming im Telefónica-Netz gesammelt. Jetzt waren wir in Frankfurt am Main unterwegs, um erneut auszuprobieren, wie das vierte deutsche Mobilfunknetz funktioniert.
iPhone 15 Pro Max im 1&1-Netz eingebucht
Foto: teltarif.de
Wir hatten dazu eine Testkarte von 1&1 in ein Apple iPhone 15 Pro Max eingelegt. Nach der Inbetriebnahme buchte sich das Smartphone im hessischen Spessart sofort ins Netz ein. Am linken oberen Displayrand des iPhone wurde "1&1" als Provider erkannt. Sollte der Neuling unter den deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern tatsächlich schon erste ländliche Regionen mit dem eigenen Netz versorgt haben?
National Roaming abseits der Großstadt
Ein Blick in den Netmonitor des Apple-Handys (erreichbar über die Tastenkombination * 3001 # 12345 #*) zeigte, dass das nicht der Fall war. Hier wurde eindeutig "262-3" angezeigt. Das ist die Netzkennung von Telefónica. Sprich: Wir haben im Spessart National Roaming im o2-Netz genutzt. Für den Laien (ohne Netmonitor) war das nicht erkennbar. Telefonie und der mobile Internet-Zugang im LTE-Netz funktionierten aber problemlos.
Bislang hält sich 1&1 mit der Veröffentlichung von Standort-Daten seiner Mobilfunk-Basisstationen zurück. Dank der Cellmapper-Community sind viele der bereits in Betrieb befindlichen Standorte dennoch bereits bekannt. Wir fuhren ins Frankfurter Ostend, wo sich eine der aktiven Basisstationen befinden soll. Unterwegs zeigte sich, dass neben LTE auch das 5G-Netz von o2 problemlos genutzt werden kann.
1&1-Basisstation im Osten von Frankfurt am Main
Foto: teltarif.de
Erstkontakt mit dem 1&1-Netz
Im Frankfurter Osten angekommen fuhren wir von der Hanauer Landstraße über die Sonnemannstraße Richtung Oskar-von-Miller-Straße. Zwischen Obermainstraße und Obermainanlage wechselte das iPhone 15 Pro Max vom Telefónica- ins 1&1-Netz, wie sich anhand des Netmonitors schnell gezeigt hat. In der Nähe eines Hermes Paketshops in einer Seitenstraße war das 5G-Netz von 1&1 besonders stark zu empfangen.
Auf einem Hochhaus entdeckten wir die Basisstation, sodass dieser Standort für weitere Tests wohl gut geeignet war. Wir begaben uns ins Freie und führten ein erstes Telefonat im vierten deutschen Mobilfunknetz. Die Sprachqualität war sehr gut. Wir konnten keine Echo-Effekte oder andere störenden Nebengeräusche vernehmen. Im Prinzip klappte die Telefonie genauso wie in den drei anderen deutschen Mobilfunknetzen.
Mobiles Internet: iPhone-Menü lässt keine manuelle Konfiguration zu
Im nächsten Schritt wollten wir wissen, wie gut der mobile Internet-Zugang im Netz von 1&1 funktioniert. Diesen mussten wir nach der Inbetriebnahme des Smartphones nicht konfigurieren, er funktionierte automatisch - das heißt, den Zugang konnten wir gar nicht konfigurieren, denn der entsprechende iPhone-Menüpunkt für die Eingabe oder Modifikation von APN und weiteren Daten wird nicht angezeigt.
Telefonie im vierten deutschen Mobilfunknetz
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Diesen Effekt gibt es mit SIM-Karten aus den anderen deutschen Mobilfunknetzen nicht (mehr), war aber in den ersten Jahren nach dem iPhone-Start (2007) mit Mobilfunkanschlüssen verschiedener Provider genauso. In Deutschland ließen sich mit SIM-Karten der Deutschen Telekom die Daten nicht auslesen oder ändern, in den USA war das beispielsweise bei AT&T der Fall.
Schnelle Downloads und niedrige Pingzeiten
Im eigenen Netz von 1&1 erreichten wir bei Speedtests mit der Ookla-App Datenübertragungsraten von knapp 310 MBit/s im Downstream und fast 50 MBit/s im Upstream. Die Ansprechzeiten variierten zwischen 14 und 22 Millisekunden. Die Performance des mobilen Internet-Zugangs konnte somit überzeugen, wobei die Funkzelle - unweit der Europäischen Zentralbank (EZB) - möglicherweise auch noch nicht ausgelastet ist.
Mehr als 300 MBit/s und kurze Ansprechzeiten
Foto: teltarif.de
Wir verließen den Abdeckungsbereich der Basisstation. Dabei führten wir ein Telefonat, um zu sehen, was beim Übergang vom 1&1- ins Telefónica-Netz passiert. Vom Wechsel aus dem Heimatnetz ins National Roaming bekamen wir in der Praxis nichts mit. Das Gespräch brach nicht ab und auch an der Sprachqualität änderte sich nichts. Nach Ende des Telefonats sahen wir im Netmonitor, dass wir tatsächlich im Telefónica-Netz eingebucht waren.
Erfahrungen an weiterem Standort
Auf der Weiterfahrt kamen wir an der Alten Oper in der Frankfurter Innenstadt vorbei. Der Netmonitor zeigte, dass das iPhone 15 Pro Max wieder ins 1&1-Netz mit der Kennung 262-23 gewechselt ist. Mit gut 36 MBit/s im Downstream und 7 MBit/s im Upstream konnte der mobile Internet-Zugang hier nicht ganz überzeugen (wobei auch diese Bandbreiten unterwegs ausreichen sollten, selbst für Video-Streaming in hoher Qualität).
Ein Blick auf das S-Meter des Smartphones zeigte nur zwei Balken an, wenn auch im 5G-Netz. Anders als im Frankfurter Ostend hielten wir ins somit nicht in unmittelbarer Nähe der Basisstation, sondern vermutlich einige hundert Meter davon entfernt auf. Da ist es völlig normal, dass die Performance des Internet-Zugangs niedriger ist. Dieser Test zeigte aber, dass das Mobiltelefon offenbar recht schnell aus dem National Roaming ins 1&1-Netz zurückwechselt, wenn dieses am eigenen Aufenthaltsort verfügbar ist.
National Roaming im Telefónica-Netz
Screenshot: teltarif.de
Schnelles Internet im National Roaming
Nun wollten wir noch wissen, wie leistungsstark der mobile Internet-Zugang mit einer SIM-Karte von 1&1 ist, wenn anstelle des Heimatnetzes National Roaming bei Telefónica genutzt wird. Wir steuerten einen Standort an, den Telefónica mit 5G auf 3600 MHz (Band n78) ausgestattet hat, sodass zumindest theoretisch sehr hohe Übertragungsgeschwindigkeiten möglich sind.
Wir kratzten bei Downloads an der 500-MBit/s-Marke - also an der maximalen Geschwindigkeit, die die aktuellen Tarife von 1&1 vorsehen. Im Upstream lag der Höchstwert bei 52 MBit/s. Besonders beeindruckend waren die Pingzeiten, die bei 14 Millisekunden lagen. Oft ist Roaming eine Art "Flaschenhals", wenn es um die Reaktionszeiten geht. Bei 1&1 ist das zumindest innerhalb Deutschlands nicht der Fall.
Fast 500 MBit/s im National Roaming
Screenshot: teltarif.de
o2-Netz-Nutzung funktioniert auch ohne Roaming-Freigabe am Handy
Apropos Roaming: Während unserer Tests war die Daten-Roaming-Funktion des iPhone stets ausgeschaltet. Der mobile Internet-Zugang funktionierte dennoch auch, wenn das Handy im o2-Netz eingebucht war. Das war abseits der Fahrten, die wir gezielt zu 1&1-Senderstandorten vorgenommen haben, noch ausschließlich der Fall. Ebenfalls getestet haben wir die Nutzung von iMessage und WhatsApp. Die Registrierung funktionierte problemlos - genauso wie Telefonate, SMS und die mobile Internet-Nutzung.
Wo das eigene Netz von 1&1 bereits verfügbar ist, haben wir in einer weiteren Meldung bereits aufgezeigt.