20 Jahre UMTS: Wegbereiter für mobiles Internet
Wieder gab es eine Pause, bis ein Mini-LKW mit dem Aufdruck VIAG Interkom versuchte, vor der Netzagentur einzuparken. Das erregte die Aufmerksamkeit der zahlreichen TV- und Radiojournalisten und schaffte eine Bühne für Maximilian von Ardelt, damals der Chef von VIAG Interkom. Ardelt kletterte aus dem Fahrzeug und schimpfte sofort in die laufenden Kameras: „Ihr seid ja total verrückt! So viel Geld für ein paar Blätter Papier. Das werden unsere Enkel noch merken!“
Drinnen zeigte Gerhard Schmidt (Mobilcom) seine Urkunde wie ein gutes Schulzeugnis. "Ich habe es immer gesagt, ich werde eine Lizenz haben", freute er sich. Und die Vertreterin der Group 3G war völlig überrumpelt. "Yes, we have a license. Oh..."
Der Weitblick des Maximilian Ardelt
Maximilian Ardelt, 1994-2000 im Vorstand VIAG AG, bewies Weitblick.
Foto: Picture Alliance / dpa
VIAG-Interkom-Chef Maximilian von Ardelt behielt mit seiner Vorhersage am Ende Recht. Die viel zu teuren Lizenzen lagen der Branche sehr lange im Magen und sorgten schnell für eine gigantische Marktbereinigung, die bis in die heutige Zeit andauern sollte.
Die Seifenblasen von Mobilcom-Multimedia
Der fünfte Lizenzinhaber Mobilcom-Multimedia hatte bei E-Plus eine Lizenz als virtueller Netzbetreiber (MVNO) gelöst und ging testweise nur mit eigenen Mitarbeitern unter der Vorwahl 01566 an den Start. Doch schnell wurde klar, dass die Kosten für Lizenz und den notwendigen Netzaufbau den Rahmen sprengen würden. Beim Geldgeber France Télécom (heute Orange), die Mobilcom-Gründer Gerhard Schmidt nur deswegen beigesprungen waren, weil der Chef des französischen Staatskonzerns damals ein persönliches Problem mit dem Deutsche Telekom Chef Ron Sommer hatte, wurde noch einmal nachgerechnet.
Das klare Ergebnis: „Raus hier!“ Bundeskanzler Gerhard Schröder musste den Franzosen klarmachen, dass sie die Kosten dieses Abenteuers zu übernehmen hätten. Die Arbeitsplätze bei der Mobilcom-Unternehmensgruppe konnten gerettet werden und Gerhard Schmidt wurde aus seinem Unternehmen „hinaus komplimentiert“.
"Quatsch aus München" - Quam
Das 6. Joint-Venture „Group 3G“ (Telefonica und die finnische Sonera) starteten unter höchster Geheimhaltung unter dem Markennamen „Zoom“, um dann in der Öffentlichkeit als „Quam“ aufzutreten. Auch hier gab es ein Roaming-Abkommen bei E-Plus und das Netz startete mit der Vorwahl 01505. Eine chaotische Organisation, kardinale Fehler beim Vertrieb und die anfängliche Nichterreichbarkeit des Quam-Netzes aus anderen deutschen Netzen lösten bei der Telefónica (Spanien) bald die Entscheidung aus, sofort die Notbremse zu ziehen. Alle Kundenverträge wurden gekündigt, alle Karten und das rudimentäre Netz abgeschaltet und abgebaut. Der ehemalige Geschäfts-Partner, die finnische Sonera, schrammte haarscharf ein einer gigantischen (Staats-)Pleite vorbei und rettete sich in die Arme der schwedischen Telia unter Telia-Sonera. (Nachtrag: 2016 benannte sich TeliaSonera in Telia um. 2017 wurde der Markenname "Sonera" auch in Finnland komplett stillgelegt.)
Da waren es noch vier, am Ende dann noch drei
Geblieben waren zunächst vier Anbieter, von denen sich die zwei Newcomer E-Plus und VIAG die ganze Zeit schwertaten, ein halbwegs flächendeckendes Netz in Deutschland aufzubauen. Eigentlich war schnell klar, dass nur eine Fusion von E-Plus und VIAG Interkom/o2 die Lage retten könnte, aber es brauchte fast 10 Jahre, bis alle Fragen und persönlichen Befindlichkeiten geklärt waren.
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