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Google Fuchsia: So sieht der Android-Nachfolger aus

Android ist das erfolgreichste Betriebssystem für Smartphones und trotzdem arbeitet Google an Fuchsia, einem neuen Echtzeitbetriebssystem. Nachdem es lange nur ein Gerücht war, gibt es nun das erste Bildmaterial des neuen OS.
Von Stefan Kirchner

Google Fuchsia Fuchsia ist bei Google ein ernst gemeintes Großprojekt
Foto: flickr/brionv (CC BY-SA 2.0)
Seit geraumer Zeit arbeiten die Entwickler bei Google nun schon an Fuchsia, bei dem es sich vermutlich nicht um die Verschmelzung von Android und Chrome OS als Google Andromeda handeln dürfte.

Fakt ist, dass Google Fuchsia den Nachforschungen von ars technica zufolge einen eigens entwickelten Mikrokernel namens "Magenta" nutzt und sich damit vom derzeit unter Android verwendeten Linux-Kernel verabschiedet. Das bedeutet auch, dass die GPLv2-Lizenz von Linux nicht mehr zur Anwendung kommt. Da Android selbst nach wie vor auf dem Linux-Kernel 3.18 von 2014 basiert, wie die erste Developer Preview von Android O für das Google Pixel, ist der Schritt nicht weiter verwunderlich.

Neue Oberfläche mit Tab-Konzept

Google Fuchsia Fuchsia ist bei Google ein ernst gemeintes Großprojekt
Foto: flickr/brionv (CC BY-SA 2.0)
Was allerdings neu ist, sind Screenshots von der Oberfläche. Diese entwickelt Google ebenfalls völlig neu, was der Ansatz mit einem einfachen Tab-Management bereits zeigt. Als Codenamen trägt die neue Oberfläche die Bezeichnung "Armadillo", auf Deutsch Gürteltier. Sie basiert auf der Java-Script-Alternative Flutter und lässt sich daher mit etwas Arbeit in einer unter Android lauffähigen APK-Datei verpacken, wie ars technica schreibt. Man darf zudem davon ausgehen, dass Google auf die selbstentwickelte Programmiersprache Dart setzen wird.

Startet man Armadillo, wird man von dem Profilbild des Besitzers begrüßt, mit Tag, Datum und aktuellem Aufenthaltsort. Erst wenn man nach oben scrollt, erscheinen weitere Karten, die anscheinend als Story-Karten bezeichnet werden und den zuletzt genutzten Apps entsprechen. Man könnte sich das vermutlich so vorstellen, wie Blackberry damals den App-Starter unter Blackberry OS 10 implementiert hat. Google Fuchsia Der Homescreen und die Schnellstart-Einstellungen von Google Fuchsia
Screenshot: ars technica
Scrollt man in die entgegengesetzte Richtung, sprich nach unten, erscheinen Vorschläge zu Nachrichten und anderen Inhalten, in Anlehnung an Google Now. Mit einem Klick auf das Profilbild wird eine Art Schnellstartleiste eingeblendet, über welche sich die Lautstärke verändern und verschiedene Funktionen aufrufen lassen. Google Fuchsia Ein gänzlich neues Konzept mit den Story-Karten
Screenshot: ars technica

Stories-Konzept

Interessant ist an der neuen Oberfläche das Konzept mit den bereits erwähnten Stories. Klickt man auf eine Story, so öffnet sie sich im Vollbild und erlaubt die Interaktion mit deren Inhalt. So wie es derzeit aussieht, werden die einzelnen Stories zu verschiedenen Kategorien zusammengefasst, wovon die jeweils zuletzt genutzte Story auch am Anfang der Liste einsortiert wird.

Die Gruppierung der Stories erfolgt hierbei nach dem Splitscreen-Prinzip, was auch eine ganz neue Art der Bedienung darstellt. Denn hält man eine Story etwas länger gedrückt, wechselt diese in einen Fenster-Modus, wo sich weitere Stories andocken lassen. Diese Anordnung bleibt erhalten, sollte man wieder zum Homescreen zurück kehren. Dadurch wirken die Stories letzten Endes gruppiert.

Über eine Suchleiste am unteren Ende des Homescreens kann man wie bei Android gewohnt nach Apps und anderen Inhalten suchen. Google Fuchsia Stories lassen sich per Gedrückthalten auch gruppieren
Screenshot: ars technica

Nachfolger oder Alternative?

Die große Frage, die derzeit beim Betrachten dieser Screenshots auftaucht, ist: Handelt es sich um den Nachfolger von Android oder nicht? Nüchtern betrachtet wäre es Blödsinn das derzeit sehr erfolgreiche Android mit einem Nachfolger zu beerben. Andererseits gibt es auch einige Dinge an Android, die eine Altlast aus den Anfangszeiten sind. Dazu gehören das System der App-Berechtigungen, die Java-Basis, eine nicht vorhandene geschmeidige Oberfläche, fehlende Updates unabhängig von der verwendeten Hardware und noch ein paar andere Dinge, die man hätte anders angehen müssen.

Als Android auf den Markt gebracht wurde, hatte Google allerdings noch keine Erfahrungen mit einem Betriebssystem, was sich mit Fuchsia vermutlich deutlich ändert. Jedenfalls hat Fuchsia-Entwickler Travis Geiselbrecht bereits bekräftigt, dass das Betriebssystem kein Projekt aus reinem Spaß ist, das man in wenigen Monaten wieder verwirft. Man betreibt Fuchsia wirklich als ernst genommenes Projekt mit dem Ziel, ein Endkunden-Produkt daraus zu machen. Google Fuchsia Noch sieht alles ein wenig unfertig aus, auch die Tastatur und Messaging-App
Screenshot: ars technica
Der größte Vorteil für Google wäre jedoch die Unabhängigkeit von anderen Projekten und Lizenzen, wenn jeder einzelne Aspekt des Echtzeitbetriebssystems aus eigener Entwicklung stammt. Immerhin dürfte so manchen unserer Leser noch der Patentstreit zwischen Google und Oracle im Gedächtnis sein, wo es um die Urheberrechte rund um Java und Android an sich ging. Insofern könnte Fuchsia tatsächlich irgendwann einmal die Nachfolge von Android antreten, wenn es denn mal fertig ist.

Abschließend können Sie sich noch ein Video von Google Fuchsia und der neuen Oberfläche Armadillo in Bewegtform anschauen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand, lässt sich Armadillo als einfacher Launcher im Konzept-Stadium umschreiben. Wer will kann sich die App als APK-Datei herunterladen (Download von Google Drive [Link entfernt] ), auf seinem Android-Smartphone oder Android-Tablet installieren und ein wenig ausprobieren. Aber wie gesagt: Allzu viel sollte man derzeit noch nicht erwarten.

Wenn man Armadillo als Alternativ-Launcher für Android betrachtet, wäre er ein guter Zusatz für unsere Übersicht alternativer Android-Launcher.

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