Optionen

T-Mobile-Chef sieht noch Potenzial im Mobilfunkmarkt

Hamid Akhavan über neue Herausforderungen
Von Marie-Anne Winter

Der deutsche Mobilfunkmarkt gilt als gesättigt, mittlerweile gibt es hierzulande mehr Handys als Einwohner. Wachstum findet hauptsächlich durch einen harten Verdrängungswettbewerb statt, in dem sich die Anbieter gegenseitig Kunden abspenstig machen. Bewegung kam vor allem durch das Auftreten der Mobilfunk-Discounter in den Markt, eine gewisse Rolle spielen auch neue Dienste in den Netzen der dritten Mobilfunk-Generation und die Mobilfunk-Angebote mit Festnetznummer, die den herkömmlichen Festnetzanschluss ersetzen können. Hier ist o2 mit Genion seit Jahren im Geschäft, seit gut einem Jahr bietet T-Mobile mit T-Mobile@Home ein solches Produkt an.

Seit Dezember vergangenen Jahres ist Hamid Akhavan neuer Chef von T-Mobile International. Die Welt brachte ein Interview mit dem 45-jährige Amerikaner iranischer Abstammung, der zuvor Technikchef von T-Mobile war. Akhavan sagte gegenüber der Zeitung, dass das Problem sei, dass die Preise im Mobilfunk fallen, aber die Nutzung nicht entsprechend steige. Trotzdem gehe er davon aus, dass es weiterhin Wachstumspotenzial gebe. Rein statistisch käme zwar auf jeden Deutschen eine Handykarte, diese seien aber nicht gleichmäßig verteilt. Zahlreiche Nutzer benutzten mehrere SIM-Karten. Nach Schätzung von T-Mobile hätten rund 20 Prozent der deutschen Bevölkerung noch kein Handy. Außerdem würden die Deutschen von allen Europäern durchschnittlich am kürzesten telefonieren.

Ein Erklärung dafür sei, dass die Entfernungen in Deutschland nicht allzu groß seien und die Menschen deshalb mehr persönlich miteinander reden könnten. In einem so großen Land wie den USA würden viele Menschen miteinander telefonieren, weil sie oft sehr weit voneinander entfernt wohnten. Auch habe an den Telefonzellen früher immer "Fasse Dich kurz!" gestanden - das gehöre wohl ebenfalls zur Kultur in Deutschland.

Die Telekom als Technologie-Integrator

Auch bei der Nutzung von mobilen Internet-Diensten erwartet T-Mobile noch mehr. Die T-Mobile-Gruppe habe 2006 immerhin rund eine Milliarde Euro mit Datendiensten umgesetzt - bei Gesamterlösen von rund 32 Milliarden Euro. Man müsse die Nutzer noch stärker an das mobile Internet heranführen und ihnen die Vorteile nahebringen. Auch bei den Preisen müsse sich noch etwas tun. Wichtig sei auch ein kontinuierlicher Netzausbau - T-Mobile sei daher an den Erweiterungs-Frequenzen für UMTS sehr interessiert. Eine Auktion hält Akhavan für ökonomisch unsinnig, weil potenzielle neue Anbieter Milliarden von Euro in den Aufbau eines neuen Netzes investieren müssten. Die Erweiterungsbänder seien daher ein notwendiger Bestandteil der bereits vergebenen UMTS-Frequenzen - für die ohnehin schon sehr viel Geld gezahlt wurde. Ökonomisch sinnvoll erscheine daher lediglich ein Vergabeverfahren unter Berücksichtigung der bereits getätigten Investitionen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass in Zukunft die Mittel für notwendige Investitionen fehlen.

Erwartungsgemäß kritisch äußerte sich Akhavan auch über die Regulierung, die Investitionen, Innovationen und Wettbewerb nicht gerade fördere. Doch auch der deutsche Regulierer zeige sich, wie auch die Kontrollbehörden in anderen europäischen Ländern, zunehmend kooperativ.

Insgesamt werde die Deutsche Telekom viel innovativer, weil Erneuerungen jetzt spartenübergreifend vorangetrieben würden. Bisher konnten viele Projekte nicht realisiert werden, weil sie isoliert in den Sparten Festnetz, Mobilfunk und Internet entwickelt wurden und es von dort nicht in den Gesamtkonzern schafften. Dieser Prozess soll nun gestrafft werden. Auch arbeitet die Telekom verstärkt mit Partnern zusammen, die Grundlagenforschung betrieben. Spracherkennungssysteme beispielsweise müssten nicht von der Pieke auf selbst entwickelt werden. Die Telekom werde künftig stärker als eine Art Technologie-Integrator fungieren und sich vor allem darauf konzentrieren, neue Dienste anzubieten.

Weitere Artikel zur aktuellen Situation der Deutschen Telekom