Kompromiss-Vorschlag

Telekom will Löhne bei T-Service um 12 Prozent kürzen

Lohnkürzung für Kündigungsschutz bis Ende 2010
Von ddp / dpa / Marie-Anne Winter

Die vierte Verhandlungsrunde zwischen der Deutschen Telekom und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di über die Personalpläne des Konzerns ist in der Nacht unterbrochen worden. Kurz nach Mitternacht hätten sich die beiden Parteien getrennt, einen neuen Termin zur Fortsetzung der Gespräche gebe es noch nicht, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Die Telekom hat der Gewerkschaft eigenen Angaben zufolge ein erstes konkretes Angebot gemacht. ver.di setzt unterdessen die bundesweiten Warnstreiks fort.

Wie der Konzern heute Morgen in Bonn mitteilte, sollen die Gehälter der 50 000 von der Ausgliederung in neue Tochterunternehmen betroffenen Beschäftigten über 30 Monate hinweg um insgesamt zwölf Prozent abgesenkt werden. Diese "gleitende Annäherung der Löhne" an das Marktniveau soll von sozialen Ausgleichsmaßnahmen begleitet werden, teilte der Konzern weiter mit. Medien hatten in den vergangenen Wochen immer von geplanten Lohnkürzungen von bis zu 40 Prozent berichtet.

Im Gegenzug sei das Unternehmen bereit, den Kündigungsschutz der betroffenen Mitarbeiter um zwei Jahre bis Ende 2010 zu verlängern. Des weiteren will sich der Konzern dazu verpflichten, seine neuen Tochterfirmen, die alle unter der Dachmarke "T-Service" firmieren sollen, bis Ende 2010 nicht zu verkaufen. Die Telekom plant insgesamt 50 000 ihrer 160 000 inländischen Mitarbeiter in diese neuen Gesellschaften auszulagern.

In der Gesprächsrunde gestern in Bonn hat die Telekom der Gewerkschaft nach eigenen Angaben außerdem noch zugesagt, neue Arbeitsplätze "in signifikanter Höhe" zu schaffen, sofern man neue Einstiegsgehälter vereinbare. Ziel des Konzern sei es, die Gespräche mit ver.di bald fortzusetzen, sagte ein Konzernsprecher. Die Telekom will ihre neuen Tochterunternehmen bis Anfang Juli gegründet und die betroffenen Mitarbeiter in diese neuen Service-Gesellschaften ausgelagert haben.

Streikaktionen gehen heute weiter

ver.di-Streikkoordinator Ado Wilhelm sagte heute Morgen auf Anfrage der Nachrichtenagentur ddp/Dow Jones, er könne "das so nicht bestätigen", dass "die Telekom ein Angebot" vorgelegt habe. Er sagte lediglich, dass in den nächtlichen Gesprächen "auch Inhaltliches" angesprochen worden sei. ver.di hat heute zu einer Pressekonferenz nach Bonn eingeladen. Dort werde Verhandlungsführer Lothar Schröder über das weitere Vorgehen von ver.di informieren. Die Gewerkschaft hat für heute laut einem Verhandlungsteilnehmer auch die große Tarifkommission der Gewerkschaft einberufen, die eine Ausweitung des Arbeitskampfes empfehlen könnte.

Nach Informationen von Wilhelm werden die Warnstreiks heute im selben Ausmaß fortgesetzt. Am Montag hatten nach ver.di-Angaben bundesweit rund 12 000 Telekom-Mitarbeiter gestreikt. Die Telekom sprach hingegen von "maximal 5 000 Streikenden". Dennoch hatten die Warnstreiks laut einem Konzernsprecher erste Auswirkungen auf den Kundenservice des Unternehmens. "Der Ausstand führt zu Wartezeiten in den Call-Centern und beim technischen Kundendienst", sagte er.

Unter anderem streiken 2 000 Telekom-Mitarbeiter in Bayern, etwa 1 500 Telekom-Beschäftigte in Baden-Württemberg und rund 1 000 nordrhein-westfälische Angestellte des Unternehmens. "Ziel der Deutschen Telekom bleibt es, die Gespräche zeitnah fortzusetzen, um in Verhandlungen mit ver.di einen tragfähigen Kompromiss im Interesse der Mitarbeiter zu erreichen", sagte ein Telekom-Sprecher. Sollte in den Auseinandersetzungen keine Einigung erzielt werden, wolle die Telekom T-Service im Alleingang zum 1. Juli gründen. ver.di lehnt die Pläne ab und verlangt tariflichen Schutz für die Beschäftigten.

Die Telekom steht auf ihrem Heimatmarkt massiv unter Druck. So verlor die Festnetzsparte T-Com im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden - mit einer Erholung rechnet Vorstandschef Obermann für dieses Jahr nicht. Er hatte daher wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Januar die Prognose für 2007 senken müssen. Experten halten eine Gründung von T-Service für unvermeidlich.

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