Protest

ver.di: Weichen für Streik bei der Telekom sind gestellt

Kommende Woche sollen die Mitarbeiter zur Abstimmung schreiten
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Die Weichen für den ersten großen Streik bei der Deutschen Telekom seit ihrer Privatisierung sind gestellt. Die große Tarifkommission der Gewerkschaft ver.di beschloss auf einer Sitzung heute in Köln erwartungsgemäß die Urabstimmung zur Durchführung von Streiks. In der kommenden Woche sollen die Telekom-Mitarbeiter mit ihrer Stimme abschließend über Arbeitsniederlegungen entscheiden. Die Gewerkschaft will sich mit einem Streik gegen die Pläne der Telekom zur Ausgliederung von rund 50 000 ihrer 160 000 inländischen Mitarbeiter in Subunternehmen zur Wehr setzen.

Ein Streik würde sich auf den Kreis der betroffenen Beschäftigten aus der Telekom-Festnetzsparte T-Com beschränken. Rund die Hälfte von ihnen seien allerdings Beamte, denen eine Arbeitsniederlegung nicht erlaubt sei. ver.di hatte vorige Woche die Verhandlungen mit der Telekom abgebrochen und die Forderungen des Managements als unerfüllbar zurückgewiesen.

Nach den Vorstellungen der Telekom sollen die Beschäftigten aus den Bereichen Call-Center und Technik neun Prozent weniger Gehalt bekommen, gleichzeitig solle die Arbeitszeit um vier Stunden auf künftig 38 Stunden verlängert werden. Im Gegenzug hat die Telekom angeboten, den Kündigungsschutz bis 2011 zu verlängern und 3 000 neue Stellen zu schaffen, jedoch mit niedrigeren Einstiegsgehältern.

Form der Streikauswirkungen "hypothetisch"

Die Telekom zeigte sich enttäuscht über das Vorgehen der Gewerkschaft. Diese habe das "aus unserer Sicht nochmals deutlich verbesserte Angebot bis zum Mittwochmittag bedauerlicherweise ignoriert", sagte Telekom-Sprecher Christian Schwolow. Man sei nach wie vor an einer Lösung des Konflikts mit ver.di interessiert, betonte Schwolow. Allerdings behalte sich der Konzern auch vor, einen Streik auf seine Rechtmäßigkeit zu prüfen. Ob und wie ein Streik Auswirkungen auf den Betrieb bei der Telekom haben werde, wollte der Sprecher nicht sagen: "Das ist derzeit zu hypothetisch." Die Telekom will die zum 1. Juli geplante Ausgliederung auch ohne Zustimmung von ver.di durchsetzen. Der Bonner Konzern, der im Inlandsgeschäft unter hohem Kundenschwund leidet, will mit den Maßnahmen die Produktivität erhöhen, die Personalkosten senken und den Service verbessern.

Weitere Artikel zur aktuellen Situation der Deutschen Telekom