Streik-Folgen

Streik bei der Telekom soll vor allem Geschäftskunden treffen

Telekom droht ver.di mit Millionenklage
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von ddp

Die Deutsche Telekom droht der Gewerkschaft ver.di mit einer Klage, wenn der am Montag beginnenden Urabstimmung bundesweite, flächendeckende Streiks folgen sollten. "Wir werden im Falle anhaltender Dauerstreiks die Gewerkschaft ver.di auf Schadenersatz verklagen," sagte ein Telekomsprecher dem Nachrichtenmagazin Focus. Nach Informationen des Magazins bereitet die Telekom eine Schadenersatzklage in Millionenhöhe wegen des bevorstehenden Arbeitszeitausfalls vor.

Telekomchef René Obermann plant, 50 000 Mitarbeiter aus der Festnetzsparte T-Com in eine neue Gesellschaft T-Service auszulagern. Die Beschäftigten sollen neun Prozent weniger Gehalt bekommen, gleichzeitig soll die Arbeitszeit um vier Stunden auf künftig 38 Stunden verlängert werden. Im Gegenzug bot die Telekom ver.di an, den Kündigungsschutz bis 2011 zu verlängern. Zudem wollte der ehemalige Staatskonzern 3 000 neue Stellen schaffen, allerdings mit niedrigeren Einstiegsgehältern. Von der Ausgliederung betroffen sind nach Focus-Informationen konkret 21 000 Mitarbeiter aus dem Bereich Kundendienst, 12 000 Mitarbeiter aus Callcentern sowie 17 000 aus dem Bereich technische Infrastruktur.

Streik soll vor allem Geschäftskunden treffen

Der geplante Streik soll vor allem Geschäftskunden treffen. Das sagte der Leiter der Abteilung Arbeitskampf, Ado Wilhelm, dem Nachrichten-Magazin Der Spiegel. Die Gewerkschaft plane "keinen wilden Rundumschlag", sondern wolle "empfindliche Prestigeprojekte" der Konzerntochter T-Systems "zeitweise lahmlegen", so Wilhelm. Damit müssten große Versicherungen, Banken oder Industriebetriebe ab der kommenden Woche mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten rechnen.

Privatkunden hingegen klammere Ver.di bewusst aus, "um die Solidarität der Bevölkerung mit uns nicht aufs Spiel zu setzen", sagt Wilhelm. ver.di will zudem nicht ausschließen, dass die Kommunikationsinfrastruktur des G-8-Gipfels Anfang Juni in Heiligendamm bestreikt wird, obwohl die Telekom offenbar im Vorfeld darum gebeten hat, dies zu unterlassen. "Der Konzern fürchtet natürlich um sein internationales Ansehen", sagt Wilhelm. "Doch das ist nicht unser Problem." Während der drei Tage andauernden Urabstimmung über den Streik will ver.di insgesamt 30 000 Mitarbeiter zum Warnstreik aufrufen. Das Ergebnis der Urabstimmung soll am kommenden Donnerstag unmittelbar im Anschluss an die Bekanntgabe der Telekom-Quartalszahlen verkündet werden.

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