Umfrage

Thüringen: Nachholbedarf bei DSL auf dem Land

Telekom lehnt Versorgung wegen Unwirtschaftlichkeit ab
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Beim schnellen Breitband-Internet via Telefonanschluss sind einige ländliche Regionen in Thüringen noch immer abgehängt. Zwar ist DSL nach Angaben der Deutschen Telekom in Thüringen bei knapp 92 Prozent der Haushalte verfügbar, doch lohnen sich die Investitionen in dünn besiedelten Regionen kaum für die Anbieter, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa ergab. Das Nachsehen haben nicht nur die Bürger, sondern mitunter auch Unternehmen in den betroffenen Regionen.

So zeigt der Breitbandatlas des Bundeswirtschaftsministeriums zahlreiche weiße Flecken in Thüringen: Mechterstädt (Kreis Gotha), Auleben und Görsbach (beide Kreis Nordhausen) ebenso wie Beerwalde, Pöppschen und Pahna (Kreis Altenburger Land). "Das ist ein klarer Standortnachteil", sagte der Bürgermeister der gut 600 Einwohner zählenden Gemeinde Badra (Kyffhäuserkreis), Karl Ose (FDP). Um Abhilfe zu schaffen, habe sich in seinem Ort eine Privatinitiative gegründet und das Problem in die Hand genommen.

"Das Problem ist uns bekannt", sagte Steffen Schulze, zuständig für Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. Betroffen seien vor allem Firmen in kleinen Gemeinden auf dem flachen Land. Meist gehe es um entlegene Standorte, an die Leitungen kaum rentabel verlegt werden könnten.

"Investitionen sind wirtschaftlich nicht vertretbar"

Investitionen von vielen Hunderttausend Euro um einige wenige Kunden ans Netz zu bringen, seien wirtschaftlich nicht vertretbar, heißt es bei der Deutschen Telekom. "In Thüringen investieren wir 2007 einen zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau von DSL", sagte Telekomsprecherin Diana Saupe. Damit sollen in diesem Jahr 21 neue Anschlussbereiche auf dem Land fit fürs schnelle Internet gemacht werden. Der Ausbau werde 2008 fortgesetzt. Zudem sollen die Gebiete, in denen DSL wegen der vorhandenen Glasfaserkabel bislang nicht möglich war, bis Ende kommenden Jahres versorgt werden.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium plant unterdessen ein Programm, um schnelle Internetzugänge in bisher unversorgten oder unterversorgten Gemeinden auf dem Land zu realisieren. Dafür sollen 2008 zehn Millionen Euro eingeplant werden. Im Thüringer Agrarministerium wurde die Initiative begrüßt. Die Versorgung mit Breitband-Internet in ländlichen Regionen sei ein wichtiger Standortfaktor, sagte Sprecher Matthias Wagner.

Flächendeckender Ausbau notwendig

Ein flächendeckender Ausbau schneller Internetanschlüsse wird auch im Ministerium für Technologie als dringend notwendig angesehen. "Breitband hat eine wachsende Bedeutung, weil viele Anwendungen den Transport immer größerer Datenmengen erfordern", sagte Sprecher Stephan Krauß. Das Ministerium setzt dabei etwa auf den Ausbau drahtloser Anschlüsse. Nach der Versteigerung der Funkfrequenzen für die drahtlose Breitband-Kommunikation sollen nun auch ländliche Regionen zügig mit Zugängen zum Breitband-Internet versorgt werden.

DSL gehört nach Angaben des Ministeriums jedoch nicht zu den Universaldiensten, zu denen der marktbeherrschende Anbieter laut Gesetz verpflichtet ist. Den Thüringern, die kein DSL übers Festnetz erhalten, bleibt nur, sich nach anderen Zugängen umzuschauen, etwa per Satellit. Der satellitengestützte Breitbandzugang ist überall in Thüringen möglich. Wer allerdings selbst viele Daten ins Internet überspielen will, für den ist dieser Anschluss kaum eine Alternative.

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