Aufräumen

Spuren im Internet: Dienste zum Löschen und Vervollständigen

Unternehmen räumen Peinlichkeiten aus dem Netz
Von Anja Zimmermann mit Material von dpa

Viele Unternehmer googlen auf der Suche nach neuen Mitarbeitern erst einmal die Bewerber, um mehr über den Kandidaten zu erfahren. Die Frage "Wie werde ich mit über 35 schwanger?", in einem Internet-Forum unter dem eigenen Namen gestellt, könnte so verhängnisvoll werden. Doch nicht nur für Menschen auf der Suche nach einem Job kann es peinlich werden, wenn andere zum Beispiel auf Fotos ihrer Jugendsünden oder feuchtfröhlicher Partys stoßen.

Der amerikanische Dienst ReputationDefender - zu deutsch Ruf-Verteidiger - verspricht Abhilfe: Gegen Bezahlung werden Instrumente zur Bekämpfung solcher unliebsamen Datenspuren angeboten. Als erstes können die Nutzer eine Daten-Patrouille durch das Netz schicken, um zu prüfen, ob sie vielleicht von unangenehmen Online-Veröffentlichungen betroffen sind, ohne es zu wissen. Dies dauert in der Regel acht Tage. Dann wird eine abgestufte Kette von Maßnahmen in Gang gesetzt, bis der Ruf wiederhergestellt ist.

Immer mehr Menschen präsentieren ihr Privatleben im Internet

"Im Fall der Frau über 35 mit Kinderwunsch reichte ein höflicher Hinweis an den Verantwortlichen des Forums, um ihren Namen aus dem Netz verschwinden zu lassen. Andere Fälle seien schwieriger", sagt Michael Fertik, Chef und Gründer des Ruf-Verteidigers. Nach seinen Angaben haben bis zuletzt 4 500 Menschen aus 25 Ländern das Angebot genutzt, davon 500 Personen aus Deutschland.

Mit seinem Dienst ist Fertik nahezu allein am Markt. In England gibt es noch den Dienst Garlik, ein Angebot, das sich vor allem gegen Daten- und Identitätsdiebstahl richtet. Eine deutsche Webseite, mit deren Hilfe Privatleute selbst ihren Netz-Ruf polieren können sollen, ist myON-ID. Hier liegt der Schwerpunkt allerdings darauf, dass die Nutzer ihr eigenes Image im Internet kreieren können. Das Löschen von unliebsamen Daten bietet das Unternehmen nicht an.

Viele Kunden möchten einfach wissen, wo sie im Internet auftauchen

Der Ruf-Verteidiger richtet sich nach Angaben des Anbieters an Privatpersonen, die im Netz unfair attackiert werden. Nach dem Start des Angebots erlebten Fertik und seine Mitarbeiter eine große Überraschung: "Wir dachten, die meisten Kunden kommen mit einem konkreten Problem. Aber das war falsch. Die meisten wollen einfach nur wissen, ob sie ein Problem haben." Die Daten-Patrouille kann man auch abonnieren und regelmäßig durch das Netz stöbern lassen. Gegen unliebsame Presseberichte gehe man nicht vor. "Die Medien haben ihre Standards, die Pressefreiheit tasten wir nicht an", sagt Fertik. Auch bei strafrechtlich heiklen Fällen werde der Ruf-Verteidiger nicht aktiv: "Bei Kinderpornografie gibt es nur einen Ansprechpartner: die Polizei."

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