Themenspecial Discounter in der Telekommunikation Kritik

DSL-Komplettpaket von congstar in der Kritik

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Von Björn Brodersen

Bislang fehlte dem DSL- und Mobilfunk-Anbieter congstar offensichtlich etwas. Jedenfalls lautete der Kommentar von congstar-Geschäftsführer Dr. Alexander Lautz zum Start der heute in Köln vorgestellten DSL-Komplettpakete: "Heute machen wir unser Portfolio komplett." Da schon im Vorfeld die Information durchgesickert war, dass die Nutzer des neuen DSL-Angebots auf den herkömmlichen Festnetz-Anschluss der Deutschen Telekom verzichten können, wurde es mit Spannung erwartet. Mögliche Erwartungen, dass congstar die Anschlusspakete der DSL-Konkurrenz preislich unterbieten werde, wurden allerdings enttäuscht. Die Preise für die Komplettpakete von congstar liegen zwar um bis zu 15 Euro pro Monat niedriger als bei den Call&Surf-Paketen der Telekom, doch diesen Preisvorteil bieten teilweise auch andere DSL-Anbieter wie etwa 1&1, Arcor, freenet, HanseNet oder Versatel.

Die Kunden dieser alternativen Anschlussanbieter hat Lautz allerdings auch noch gar nicht im Visier. Vielmehr geht es ihm darum, die etwas mehr als drei Millionen Resale-DSL-Kunden, die gleichzeitig auch Telefonkunden der Deutschen Telekom sind, zurückzugewinnen und wegen der höheren Grundpreise abwanderungswillige Telekom-Kunden durch einen neuen Vertrag bei der Telekom-Tochter weiter an den Bonner Konzern zu binden. Schließlich drohen der Telekom im Festnetzgeschäft weitere massive Rückschläge (wir berichteten). Kunden von alternativen Vollanschluss-Anbietern wie etwa Arcor, HanseNet oder Versatel können zurzeit aus technischen Gründen gar nicht zu dem neuen DSL-Komplettangebot von congstar wechseln - es sei denn, die Kunden wählen den Umweg über einen neu geschalteten Telekom-Telefonanschluss. Ein direkter Anschlusswechsel von einem alternativen Telefonanbieter zu congstar komplett soll erst später möglich sein.

Günstig, einfach und hochwertig

"Was will der Kunde?", fragte heute Lautz in die Runde und gab die Antwort gleich selbst: "ein günstiges Angebot, aber nicht um jeden Preis". Vielmehr suche er neben einem günstigen Grundpreis auch Qualität und transparente Angebote. Der Spielraum für weitere Preissenkungen im DSL-Komplettbereich ist ohnehin durch die Kosten für das Vorleistungsprodukt IP-Bitstream-Access der Telekom begrenzt. Dieses müssen die Kölner für die selben Konditionen nutzen wie die Konkurrenz der anderen DSL-Wiederverkäufer. Dennoch verkörpere kaum ein anderer Anbieter das Discounter-Prinzip im DSL-Bereich so sehr wie die Telekom-Tochter, die beispielsweise durch den Verzicht auf eine eigene Ladenkette eine schlanke Kostenstruktur erreiche.

Wirklich einfach und übersichtlich ist das Angebot von congstar jedoch nicht: Neben den Basistarifen mit DSL-Flatrate für 19,99 Euro pro Monat und Doppel-Flatrate für 24,99 Euro pro Monat stehen bei der Tarifwahl weitere Optionen zur Auswahl wie etwa eine höhere Bandbreite, die Dauer der Mindestvertragslaufzeit von nur einem Monat oder gleich von zwei Jahren, die kostenpflichtige oder kostenfreie Hardware sowie eine Prepaid-SIM-Karte im Netz von T-Mobile.

Zudem konfiguriert sich der WLAN-Router von congstar nicht automatisch, sobald er ans Netz angeschlossen wurde, sondern der Nutzer muss die Zugangseinstellungen selbst mit Hilfe eines browserbasierten Einrichtungsassistenten vornehmen. Wer damit überfordert ist und vor Ort professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchte, kann wie bei vielen anderen Providern auf einen Installationsservice zurückgreifen, der aber kostenpflichtig ist. Positiv bei congstar ist jedoch, dass der Komplettanschluss auch ohne Umstände mit alternativen Routern anstelle der congstar-Box genutzt werden kann.

Kunde soll keine Qualitätseinbußen hinnehmen

Wenn congstar schon nicht günstigere Preise für sein DSL-Komplettangebot bietet als die Konkurrenz, so sollen die Kunden jedoch auch keine Qualitätseinbußen hinnehmen. Sie können sich beispielsweise durch die Wahl der einmonatigen Mindestvertragslaufzeit eine gewisse Flexibilität bei der Tarifwahl bewahren. Die VoIP-Plattform soll netzseitig für ausreichende Gesprächsqualität sorgen (Stichwort NGN). Zudem werden laut congstar keine DSL-light-Anschlüsse geschaltet, mindestens eine Datenempfangsrate von 1536 kBit/s muss am Anschluss des Kunden realisiert werden können. Und die Telekom-Tochter verspricht schnellen und kompetenten Kundenservice über den Online-Kundenbereich, per E-Mail und über die Mitarbeiter der 01805-Hotline.