Themenspecial Discounter in der Telekommunikation Kritik

DSL-Komplettpaket von congstar in der Kritik

VATM schaltet wegen Call-by-Call-Blockade die Bundesnetzagentur ein
Von Björn Brodersen

Interessierte Bestandskunden der Deutschen Telekom sollten genau nachrechnen, ob sich für sie ein Wechsel in die DSL-Komplettpakete von congstar lohnt, bevor sie die Anschluss-Umstellung beantragen. Fürs Telefonieren fällt zum Beispiel die Möglichkeit weg, durch Call-by-Call-Nummern zu sparen. Die Nutzung der Sparvorwahlen lohnt sich in der Regel für Wenigtelefonierer und bei Gesprächen in die Mobilfunknetze sowie ins Ausland. Auch eine Preselection für bestimmte Gespräche lässt sich am congstar-komplett-Anschluss nicht mehr schalten.

Das "Blockieren erheblicher Einsparpotenziale" hält der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) für "rechtlich schlicht unzulässig". "Allein die technische Umstellung auf die zukünftig in allen Übertragungsbereichen verwendete IP-Technologie rechtfertigt keinesfalls einen klammheimlichen Ausschluss der aus Verbrauchersicht besonders wichtigen und erfolgreichen Call-by-Call- und Preselection-Möglichkeiten", sagt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Schließlich hätten Call-by-Call und Preselection nicht nur zur enormen Senkung der Verbraucherpreise beigetragen, sondern seien auch wichtig für transparente und stabile Preise. Rund die Hälfte der Telefonkunden in Deutschland nutze Call-by-Call. "Da nach und nach alle Anschlüsse auf IP-Technologie umgestellt werden, handelt es sich um einen rein strategisch motivierten Versuch der Telekom, ihre Marktmacht wieder zu verfestigen und dies zum Nachteil der Verbraucher sowie des Wettbewerbs", so Grützner weiter.

Es sei das erste Mal, dass die Telekom versuche, den Privatkunden einen Tarif ohne die gesetzlich vorgeschriebene Möglichkeit des Call by Call anzubieten. Der VATM hat nach eigener Aussage das "massive Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Problem" der Bundesnetzagentur vorgetragen und gehe davon aus, dass der Tarif in der jetzt angebotenen Form schnell wieder vom Markt genommen werden müsse. Den Verbraucher werden diese Bedenken zunächst ebenso wenig stören wie die Frage der zugrundeliegenden Anschluss-Technologie: Entweder lohnt sich das neue DSL-Komplettangebot von congstar mit DSL-Flatrate oder Doppel-Flatrate oder nicht - zumal Call by Call und Preselection auch mit den DSL-Anschlusspaketen der alternativen Anschluss-Anbieter nicht möglich sind.

Fazit: congstar komplett ist günstig, aber nicht einfach

congstar komplett begegnet den DSL-Komplettanschlüssen der alternativen Anbieter auf Augenhöhe - günstiger als die Resale-DSL-Pakete sind sie allemal. Durch die Verbindung mit dem Handy-Angebot kann es sowohl mit als auch ohne Doppel-Flatrate als Ersatz für DSL mit herkömmlichem Festnetz-Anschluss dienen. So einfach überschaubar, wie die Werbung es suggeriert - congstar bewirbt sein neues DSL-Komplettpaket symbolisch mit zwei Puzzle-Teilchen, die auf den ersten Blick erkennbar zusammenpassen -, ist das congstar-komplett-Angebot jedoch nicht.

Interessierte Telekom-Kunden sollten sich zunächst genau überlegen, welche Bestandteile des DSL-Pakets ihrem Telefon- und Surfverhalten entsprechen, und die anfallenden Grund- und Nutzungspreise mit den Angeboten der Deutschen Telekom (mit Call-by-Call- und Preselection-Tarifen) und anderer Anschluss-Anbieter vergleichen. Dabei wichtig: Eine Verfügbarkeitsabfrage gibt Aufschluss darüber, welche monatlichen Grundkosten den congstar-komplett-Kunden an seinem Wohnort erwarten. Aufgrund des Anrufs der Bundesnetzagentur durch den VATM sollten sie vielleicht ohnehin noch ein paar Tage mit der DSL-Beauftragung warten.