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IAA: Fast alle Hersteller verkauften "kastrierte" Autoradios

Die Mehr­heit aktu­eller Auto­radios bieten Features wie die manu­elle Frequenz­wahl, die früher selbst­ver­ständ­lich waren, nicht mehr. Die Ersatz­lösungen sind nicht immer besser.
Von der IAA Mobility in München berichtet

Moderne Auto­radios empfangen Hörfunk­pro­gramme auf DAB+ und UKW. Bei einigen Herstel­lern - etwa Mercedes-Benz und Volks­wagen - haben auch gleich den Inter­net­radio-Empfang direkt an Bord. Bei anderen Anbie­tern muss hierfür eine App herun­ter­geladen werden, was inso­fern kein Problem ist, als moderne Autos auch einen Apps­tore an Bord haben.

Aller­dings bringen die Enter­tain­ment-Systeme, die die auf der IAA Mobi­lity vertre­tenen Hersteller zeigen, nicht nur Verbes­serungen mit sich. So ist es fast schon ein Glücks­fall, wenn man ein Gerät erwischt, das noch die manu­elle Frequenz­wahl ermög­licht. "Das wird kaum gefragt", so ein Produkt­manager am Messe­stand von Mercedes Benz.

UKW, DAB+ und Webradio bei VW UKW, DAB+ und Webradio bei VW
Foto: teltarif.de
Dabei ist bei Mercedes-Benz sogar die manu­elle Frequenz­wahl noch möglich: durch Eingabe in der Such­funk­tion. Eine Abstim­mung nach "links oder rechts" gibt es nicht. Dazu müsste man die jeweils nächste Frequenz erneut eingeben. Übri­gens: Auch bei DAB+ muss die Frequenz und nicht etwa der Kanal einge­geben werden, also 178.4 anstelle von 5C. Wirk­lich praxisnah ist das leider nicht.

Unter­schiede für Analog- und Digi­tal­emp­fang

Viele andere Hersteller ermög­lichen die manu­elle Frequenz­abstim­mung zwar noch für UKW, nicht aber für DAB+. Dazu gehören Mini und BMW, Hyundai und Volks­wagen. Wer einen am eigenen Aufent­haltsort nur schwach einfal­lenden Digi­tal­radio-Multi­plex empfangen möchte hat ebenso das Nach­sehen wie der Hörer, der viel­leicht auf dem Rückweg von einer Reise schon einmal den Heimat­sender einstellen möchte, um diesen zu hören, sobald der Empfang tech­nisch möglich ist.

Heutige Auto­radios scannen meis­tens im Hinter­grund alle empfang­baren Sender und spei­chern die Programme in einer Liste ab, aus der der Nutzer die gewünschte Station auswählen kann. Das mag in vielen Fällen gut funk­tio­nieren, aber klappt das immer? Was passiert mit UKW-Programmen ohne RDS-Signal? Sind sehr schwach einfal­lende Sender (etwa Hitradio Ö3 in München oder NDR 2 in Kassel) in der Liste enthalten oder fallen diese "durchs Raster"? Riesen-Display und sinnvolle Funktionen bei Ford Riesen-Display und sinnvolle Funktionen bei Ford
Foto: teltarif.de

Ford-Ausstat­tung als Licht­blick

Positiv sei Ford erwähnt. Der Hersteller bietet die manu­elle Frequenz- bzw. Kanal-Auswahl für UKW und DAB+ an. Zudem ist selbst der Mittel­wel­len­emp­fang noch möglich. Der nicht so anspruchs­volle Nutzer bekommt dennoch eine Liste aller am jewei­ligen Aufent­haltsort gut einfal­lenden Radio­sta­tionen. Das Enter­tain­ment-System von Ford, das uns im kurzen Test gut gefallen hat, weist aber ein anderes Manko auf: Für Apple CarPlay und Android Auto muss das Smart­phone per Kabel verbunden werden.

Über­haupt ist die Smart­phone-Anbin­dung im Auto noch nicht ganz so selbst­ver­ständ­lich, wie man sich das in 2021 eigent­lich wünschen würde. Bei Mini funk­tio­niert zwar Apple CarPlay sogar kabellos, Android Auto hingegen über­haupt nicht. Hyundai-Käufer müssen ihr Handy per Kabel mit dem Enter­tain­ment-System des Autos verbinden. Und eine (induk­tive) Außen­antennen-Anbin­dung fürs Handy ist herstel­ler­über­grei­fend eher die Ausnahme als die Regel.

TuneIn Radio bei Mercedes-Benz TuneIn Radio bei Mercedes-Benz
Foto: teltarif.de
Schlimm sind die in den Funk­tionen massiv einge­schränkten Auto­radios vor allem, weil es bei modernen Fahr­zeugen kaum noch möglich ist, die inte­grierte Technik zu tauschen. In einem Ratgeber haben wir aufge­zeigt, wie Sie Apple CarPlay und Android Auto bei älteren Fahr­zeugen nach­rüsten können.

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