Medienhaus

Axel Springer will T-Online nicht

Axel Springer will auf den jeweiligen Märkten führender Digital­verlag werden. Das Medienhaus ist aber am Internet-Portal T-Online wohl nicht interessiert. Für die T-Online-Mutter Telekom wird die Sache dadurch nicht leichter.
Von dpa / Paulina Heinze

Mathias Döpfner Axel Springer plant ohne T-Online
Bild: dpa
Auf dem Weg zum selbst­gesteckten Ziel, führender Digital­verlag zu werden, ist für Axel Springer T-Online wohl kein Thema. Mit seiner kaum verklau­sulierten Absage an eine Übernahme der Telekom-Tochter hat Vorstands­chef Mathias Döpfner monate­langen Spekulationen ein vorläufiges Ende gesetzt. "Sehr unwahrscheinlich" nannte er in der Süddeutschen Zeitung heute einen möglichen Deal über das Online-Portal. "Wir beschäftigen uns mit anderen Sachen." Für Telekom-Chef Tim Höttges dürfte das keine gute Nachricht sein.

Zwar ließe sich ein deutsch­sprachiges Internet-Angebot wie T-Online als Ergänzung zum Springer-Portfolio mit Plattformen wie Bild.de, dem Preis­vergleichs­portal Idealo, der Jobbörse Stepstone oder der Wohnungs­suchmaschine Immonet vorstellen. Doch das Medienhaus (Bild, Die Welt) ist auf einem anderen Trip. "Uns interessiert derzeit besonders der englisch­sprachige Raum", sagte Döpfner in der SZ.

Expansion in englischsprachigen Raum

Mathias Döpfner Axel Springer plant ohne T-Online
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Bei der Online-Strategie schaut sich auch die RTL Group nicht mehr nur auf dem europäischen Heimatmarkt um. RTL kaufte zuletzt das US-Multi­channel-Network Stylehaul, das Youtube-Stars unter Vertrag hat, die auf der Video­plattform unter anderem Schminktipps geben. Das Nachrichten­magazin Der Spiegel ist schon länger mit einer englisch­sprachigen Version seines Online-Ablegers im Netz. Auch das Handelsblatt versucht, mit einer englischen "Global Edition" mit ihren digitalen Inhalten mehr Leser zu erreichen.

Springer hat in den vergangenen Jahren den Blick verstärkt in Richtung Silicon Valley gerichtet. Das Unternehmen hat in Kalifornien eine Vertretung, zuletzt hat sich Springer an mehreren US-Angeboten beteiligt. Dazu gehört etwa der europäische Ableger der Newsseite Politico aus Washington, die Website Business Insider und das Online-Magazin Ozy. Springers Augenmerk im Digitalgeschäft richtet sich auf Bezahl­angebote sowie Vermarktungs- und Klein­anzeigen­modelle.

Sein Print-Engagement fährt Springer in Deutschland dagegen zurück. Die Regional­zeitungen Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost, sowie Programm- und Frauen­zeitschriften wie Hörzu gingen an die Funke Mediengruppe.

T-Online heute und in Zukunft

Döpfner will Axel Springer zum führenden digitalen Verlag auf den jeweiligen Märkten ausbauen. Der Konzern erwirtschaftet bereits 53 Prozent der Gesamt­erlöse von 3,04 Milliarden Euro (2014) im Internet. Auch drei Viertel der Werbe­einkünfte kommen aus dem Netz. Das T-Online-Modell mit seinem Gemischt­angebot vom E-Mail-Zugang bis zu Koch­rezepten scheint für Springer nicht attraktiv - wohl auch weil der Preis nicht stimmte.

Die Telekom hat dem Vernehmen nach aber auch ziemlich genaue Vorstellungen davon, was nach einem Verkauf mit Deutschlands reichweiten­stärkster Nachrichten-Plattform passieren soll - oder besser: was nicht damit passieren soll. Schließlich steht quasi der Markenname des Konzerns in der Internet-Adresse. Wenn ein Käufer T-Online komplett umkrempeln wollte, würde die Telekom vermutlich ein Wörtchen mitreden wollen. Das macht einen Verkauf nicht unbedingt leichter.

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