Erster Cell-Broadcast-Alarm in Lübeck
Am 25. Februar um 8:42 Uhr warnten die Behörden in Lübeck über Cell Broadcast vor akuter Gefahr durch Hochwasser. Der Netzbetreiber Vodafone betont, alle seine 26.500 Mobilfunk-Stationen damit ausgerüstet zu haben. Vodafone appellierte an alle Handynutzer, möglichst die neueste Software-Version der dafür kompatiblen Betriebssysteme zu installieren, sofern es noch Updates für das verwendete Gerät gibt. Außerdem kann bei bestimmten älteren Modellen der SMS-CB-Kanal 919 "abonniert" (eingestellt) werden. Ab Werk sollte SMS-CB in vielen Fällen schon aktiv sein.
Warnung um 8:42 Uhr am Samstag
Am Samstag, den 25. Februar warnten die Behörden in der Hansestadt Lübeck die Bevölkerung um 8:42 Uhr vor einer akuten Gefahr durch Hochwasser. Ergänzend zu den herkömmlichen Warnsystemen wurden dabei Warn-Nachrichten via Cell Broadcast an die Smartphones aller Menschen ausgesendet, die sich zu diesem Zeitpunkt in Lübeck aufhielten.
Der Versand über das Vodafone-Netz in deutscher und englischer Sprache sei erfolgreich gewesen, meldet das Unternehmen: Zum Sendezeitpunkt hätten alle im Vodafone-Netz aktiven Mobilfunk-Stationen das Warnsignal an die empfangsbereiten Endgeräte ausgeliefert, unabhängig vom verwendeten Netzstandard, also GSM, LTE und 5G.
Cell-Broadcast wurde erstmalig für eine reale Warnung eingesetzt.
Grafik: Vodafone
So lautete die erste Warn-Nachricht in Lübeck
"Sa. 25.02.2023 - 08:42 Uhr - Achtung! Amtliche Warnmeldung - für Hansestadt Lübeck - Gefahr durch Hochwasser - Folgen Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte. - Weitere Hinweise auf https://warnung.bund.de/meldungen - Herausgegeben von: Leitstelle Lübeck"
Cell Broadcast als Ergänzung
Vodafone sieht in Cell Broadcast eine sinnvolle Ergänzung zu vorhandenen Warnsystemen. „Mit Cell Broadcast kann die Bevölkerung in betroffenen Gebieten jetzt gezielt und schnell per Textnachricht auf mobilen Endgeräten gewarnt werden – etwa vor Unwettern, Bränden, Erdbeben oder Überflutungen. Das gilt für kommende sowie bereits eingetretene Katastrophen“, sagt Tanja Richter, Netz-Chefin von Vodafone Deutschland.
Telekom testete in Karnevalshochburgen
Kurz vor dem offiziellen Startschuss hatte die Telekom am Rosenmontag noch einmal in den Karnevalshochburgen Köln, Bonn und Düsseldorf eine letzte Test-Warnmeldung über den dafür vorgesehenen CB-Testkanal ausgesendet. "Sie konnte in Bayern nicht empfangen werden", bestätigte Telekom-Chef Höttges gegenüber teltarif.de, "wir wollten mal sehen, ob das System unter Netzhöchstlast auch im Karneval funktioniert. Und das hat geklappt."
Cell Broadcast offiziell seit 23. Februar
Offiziell steht das Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast seit dem 23. Februar bundesweit zur Verfügung. Erstmals getestet wurde Cell Broadcast beim bundesweiten Warntag am 8. Dezember 2022. Da hatte es im Netz der Telekom noch regionale Probleme gegeben. Nach unbestätigten Gerüchten soll Technik des Herstellers Ericsson nicht überall die Warnungen korrekt übermittelt haben, spezielle neuere Telefone waren "stumm" geblieben, während uralte Geräte den Kanal 919 auswerten konnten.
Wer kann Cell Broadcast empfangen?
Wer die Cell-Broadcast-Warnungen empfangen möchte, sollte beispielsweise ein iPhone ab iPhone 6s (iOS 15.7.3) oder neuer oder ein Android-Modell ab Android-Version 11 oder neuer verwenden, soweit das möglich ist.
So funktioniert das neue Warnsystem
Cell Broadcast ermöglicht es Behörden in Deutschland, Warnungen einfach, schnell und zielgenau an eine große Anzahl von Menschen gleichzeitig zu versenden – ideal für eine Alarmierung im Notfall.
Die zuständigen Behörden erhalten Kenntnis über bevorstehende oder bereits eingetretene Katastrophen und legen ein Gebiet fest, für das die Warnung gelten soll. Diese Informationen übermitteln sie an die Mobilfunk-Betreiber (Telekom, Vodafone, o2) und verschicken die Warnmeldung als Cell-Broadcast-Textnachricht über das jeweilige Mobilfunk-Netz an die Endgeräte der Mobilfunk-Kunden. Dabei ist es egal, bei welchem Netz oder Anbieter die Kunden unter Vertrag stehen, die SIM-Karte sollte aber aktiviert sein und das Handy eingeschaltet und in Reichweite wenigstens eines Mobilfunknetzes sein.
Anders als bei einer SMS, aber ähnlich wie beim Radio, empfangen alle Geräte, die in den Funkzellen der jeweiligen Region eingebucht sind, die Warnmeldung – daher der Name Cell Broadcast. Je nach Warnstufe geben die Geräte sogar im lautlosen Modus einen Warnton aus. Das kann z. B. bei einer Warnung vor Naturgefahren (wie Hochwasser oder Erdbeben), Unwetter (wie schwere Stürme, Gewitter oder Hitzewellen), Schadstoffaustritten, Krankheitserregern, Großbränden oder weiteren akuten Gefahren (wie Bombenentschärfungen) der Fall sein.
Cell Broadcast soll auch dann funktionieren, wenn das Netz stark belastet ist und auch ohne GPRS/LTE/5G-Datenverbindung. Es ist nicht notwendig, irgendeine besondere App zu installieren. Voraussetzung für den Empfang ist, dass das Mobilfunk-Gerät (Handy, Smartphone, usw.) mit Cell Broadcast kompatibel sowie angeschaltet und empfangsbereit ist.
Vorgeschichte
Nach der Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021 beschlossen Bund und Länder die Einführung von Cell Broadcast auch in Deutschland. Seitdem unterstützen die Mobilfunk-Betreiber bei der Umsetzung des neuen Warnsystems. Cell Broadcast ist auch in anderen europäischen Ländern eingeführt.
Noch mehr Informationen zu Cell Broadcast gibt es auf der Homepage des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).