Deutsche wollen Katastrophen-Warnungen aufs Handy
Deutsche wollen Unwetterwarnung per Handy (Symbolbild)
Bild: dpa
Bevor die Katastrophe eintritt, eine Meldung aufs
Handy: Das wünschen sich einer Umfrage zufolge acht von zehn
Deutschen. Zwar gibt es bereits jetzt Apps, die das tun. Doch längst
nicht alle Bürgerinnen und Bürger können so erreicht werden. Darum
steht die Technologie Cell Broadcast im Fokus.
Bei den verheerenden Hochwassern Ende Juli wurden viele Betroffene nicht oder nicht rechtzeitig gewarnt. Sie wurden von den Fluten überrascht. Künftig hätten 83 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gerne eine Warnung per Kurznachricht auf das Handy oder Smartphone. Unter den Handybesitzern ist der Wunsch danach mit 93 Prozent sogar noch größer. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Branchenverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom.
Schon heute können Warn-Apps wie Nina vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe oder Katwarn vom Fraunhofer-Institut via Push-Nachricht oder SMS vor Gefahrenlagen warnen. Das Problem: Für den Empfang der Warnung ist zum Teil eine Internetverbindung notwendig. Zudem sind die Apps nur bei wenigen Nutzern installiert. Die Warn-App Nina zum Beispiel ist nach Angaben des Innenministeriums lediglich rund neun Millionen Mal heruntergeladen worden.
Technologie gilt als besonders datenschutzfreundlich
Deutsche wollen Unwetterwarnung per Handy (Symbolbild)
Bild: dpa
Darum rückt bei der Bundesregierung nun die Cell
Broadcast-Technologie in den Fokus. Beim Cell Broadcast werden nicht
einzelne Rufnummern (wie bei der SMS) angesprochen. Die Warnhinweise
gelangen vielmehr auf alle Mobilfunkgeräte, die in einer Funkzelle
eingebucht sind. Solange die Warnung aufrechterhalten bleibt, werden
auch Geräte erreicht, die sich neu einbuchen.
Und selbst wenn das Handy stumm geschaltet ist, sind die Warnmeldungen via Cell Broadcast kaum zu überhören. Anwender und Anwenderinnen müssen dafür nichts tun - außer darauf zu achten, dass der Akku des Geräts geladen ist. Denn ohne Strom funktioniert das nicht.
Die Technologie gilt als sehr datenschutzfreundlich, weil es im Gegensatz zur SMS oder modernen Messenger-Systemen keinen Rückkanal gibt. Die Warnungen erreichen die Empfänger allerdings auch nur dann, wenn die Funkzellen noch senden. In Extremfällen wie den jüngsten Hochwasserkatastrophen können die Zellen auch ausfallen, weil die Stromversorgung zusammengebrochen ist oder der Funkmast weggespült wurde.
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder fordert die Bundesregierung dazu auf, "schnellstmöglich die erforderlichen Rechtsgrundlagen und technischen Voraussetzungen" zu schaffen, um die Technologie in Deutschland einzuführen. Selbst wenn Provider und Politik an einem Strang zögen, dürfte es rund ein Jahr dauern, bis das System einsatzbereit ist. Provider dürften die notwendigen Arbeiten am Netz gut 20 Millionen Euro kosten. Die laufenden Kosten könnten rund zehn Millionen Euro jährlich betragen.
Die seit Wochen diskutierte Warnung der Bevölkerung über Cell Broadcast wird übrigens von der Telekom befürwortet - wenn sie gut gemacht ist.