BMI: Test von Cell Broadcasting am Warntag 2022
Am geplanten bundesweiten Warntag soll erstmals auch die
Warnung der Bevölkerung über das sogenannte Cell-Broadcast-System
getestet werden. Der genaue Termin für den Warntag, der
wahrscheinlich im September sein wird, stehe allerdings noch nicht
fest, teilte eine Sprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe (BBK) auf Anfrage mit. Beim Cell Broadcasting
erhalten alle Handynutzer, die sich zu einer bestimmten Zeit in einer
Funkzelle aufhalten, eine Mitteilung, die aussieht wie eine SMS.
Anders als bei den Warn-Apps Nina und Katwarn werden damit auch
Menschen erreicht, die kein Smartphone verwenden.
Test von Cell Broadcasting am Warntag 2022
Bild: picture alliance / Lino Mirgeler/dpa
Das BBK, dessen bisheriger Präsident Armin Schuster kommende Woche
Innenminister in Sachsen werden soll, teilte mit, die Ertüchtigung
des Modularen Warnsystems und die Bereitstellung der Schnittstellen
zu den Mobilfunknetzbetreibern werde bis zum 30. Juni fertiggestellt
sein. "Das Ziel aller Beteiligten ist es, das System so schnell wie
möglich umzusetzen und somit vom Testbetrieb in den Wirkbetrieb
überzugehen", hieß es vom BBK.
Testversion zum Warntag
Es wird erwartet, dass die Mobilnetzbetreiber bis zum Warntag eine Testversion für das Cell Broadcasting bereitstellen werden. Für den Normalbetrieb haben die Netzbetreiber und die Endgerätehersteller Zeit bis Februar 2023. In einer Technischen Richtlinie, die am 24. Februar von der Bundesnetzagentur veröffentlicht worden war, sind unter anderem bestimmte Sicherheitsstandards festgelegt, damit Hacker keine falschen Warnmeldungen versenden können.
Mehrere Politiker forderten Tempo bei der Einführung des Systems. FDP-Innenpolitikerin Sandra Bubendorfer-Licht hatte dem Nachrichtenportal "The Pioneer" diese Woche mit Blick auf das Cell Broadcasting gesagt: "Wir haben es versäumt, verschlampt, verschleppt." Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach in der der "Rheinischen Post" (Samstag) von einer "ärgerlichen Zeitverzögerung". Diese halte Nordrhein-Westfalen aber nicht davon ab, die landesweite Warninfrastruktur zu verbessern.
Call Broadcast als Ergänzung zu deutschem Warnmix
Die Forderung nach einer schnellen Umsetzung des SMS-Warnsystems kam
auch aus der Grünen-Bundestagsfraktion. "Cell Broadcasting ist ein
wichtiger Baustein, um Menschen in einem Katastrophenfall erreichen
zu können. Deshalb ist eine schnelle Einrichtung wichtig, sie kann
Leben retten", sagte der Grünen-Innenpolitiker Leon Eckert der
"Rheinischen Post". "Dafür braucht es jedoch mehr Mittel und Personal
im BBK." Die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr und der Krieg
in der Ukraine machten deutlich, dass der Schutz der Menschen in
Deutschland eines der zentralen Themen der Zukunft sei.
So funktioniert Cell Broadcasting
Bild: picture alliance/dpa
Aus dem Bundesinnenministerium hieß es, der deutsche Warnmix per App,
Radio, Fernsehen, Stadtinformationstafeln und Internet erfülle
bereits die Anforderungen des EU-Kodexes für elektronische
Kommunikation. Cell Broadcasting sei hier eine sinnvolle Ergänzung.
Der "Rheinischen Post" sagte eine Ministeriumssprecherin: "Eine
Verzögerung liegt in Bezug auf die Einführung von Cell Broadcast in
Deutschland nicht vor."
Erster Probealarm war fehlgeschlagen
Die rechtlichen Grundlagen für die Einführung des Cell Broadcasting hatte die Bundesregierung nach der Flutkatastrophe im vergangenen Juli geschaffen. Damals war kritisiert worden, dass viele Bürger nicht rechtzeitig und eindringlich genug vor den drohenden Überschwemmungen gewarnt worden seien. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen kamen mehr als 180 Menschen ums Leben.
Beim ersten bundesweiten Warntag am 10. September 2020 war einiges schief gelaufen. Unter anderem kam die Meldung der Warn-Apps Nina und Katwarn erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürger nichts mitbekommen. Das Bundesinnenministerium hatte den Probealarm deshalb damals als "fehlgeschlagen" bezeichnet.
Weitere Informationen unter Cell Broadcast: Info-Dienst für Katastrophen-Warnungen