Cell Broadcast: Bislang 175 Warnungen in Deutschland
Ob Explosionsgefahr, Hochwasser oder Großbrand: Ein halbes Jahr nach seinem Start ist das Handy-Warnsystem Cell Broadcast nach Angaben des Netzbetreibers Vodafone bereits 175 Mal ausgelöst worden. Das System sei bis heute technisch reibungslos gelaufen, sagte Hendrik Roggendorf vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Die Netzwerkchefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter, sagte, dass alle emfpangsbereiten Endgeräte bei jeder Warnung sicher erreicht worden seien. "Das neue System funktioniert in unserem Netz sehr zuverlässig." Unter den ausgelösten Warnungen waren auch Probealarme.
Warnungen von Telekom, Vodafone und o2 übermittelt
Ein halbes Jahr nach dem Start von Cell Broadcast in Deutschland wurden 175 Warnungen gegeben
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Unterschiedliche Behörden lösen die Warnung aus, die drei
Mobilfunk-Netzbetreiber Vodafone, Deutsche Telekom und
o2 übermitteln
sie. Cell Broadcast ergänzt die bereits vorhandenen Warnkanäle, also
Sirenen, Rundfunk, TV und Apps wie Nina oder Katwarn. Bei dem in
Deutschland recht neuen System werden Nachrichten wie Rundfunksignale
an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle
eingebucht sind - daher der Name "Cell Broadcast". Es erscheint
ein Text auf dem Handy-Display, der auf eine Gefahr hinweist, und es
schrillt laut.
Das Spektrum der Alarmgründe ist groß: So meldete das Warnsystem beispielsweise Weltkriegsbomben, aber auch verschmutztes Trinkwasser, einen Waldbrand und einen Amoklauf. Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten.
Für den 14. September ist ein bundesweiter Warntag geplant - alle kompatiblen Geräte sollen um 11 Uhr eine Nachricht bekommen, um die bundesweite Funktionsfähigkeit des Systems zu testen - nach Schätzung von Vodafone werden dann mehr als 50 Millionen kompatible Handys schrillen.
Beispiele für Warnmeldungen
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Baden-Württemberg
Bislang fünf Warnmeldungen. Das System kam im Südwesten erstmalig am 1. März wegen eines Großbrands in Mönchweiler (Schwarzwald-Baar-Kreis) zum Einsatz. Weitere Alarme gab es wegen eines Brandes in Laupheim sowie den Funden von Fliegerbomben in Karlsruhe und Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis).
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Brandenburg
Bislang sieben Mal eingesetzt. Zuletzt warnte das System am Mittwoch vergangener Woche in der Region alle Handy-Nutzer in Brandenburg/Havel, als ein heftiges Gewitter in der Nacht eine Schneise der Verwüstung durch die Stadt gezogen hatte.
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Bayern
Bislang 15 Warnmeldungen. In Bayern löste ein Brand in Parsberg am 27. Februar die erste Handy-Warnung via Cell Broadcast aus. Die bayerischen Behörden nutzen das vor einem halben Jahr bundesweit eingeführte Handy-Warnsystem bisher vor allem zur Warnung der Bevölkerung bei größeren Bränden. Im August gab es in Traunstein auch nach dem Fund von Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg zweimal SMS-Alarme.
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Hessen
Bisher 19 Warnmeldungen, unter anderem wegen Weltkriegsbombenfunden sowie wegen Bränden und Probealarmen. Auch vor dem schweren Unwetter am 22. Juni im Raum Kassel wurde gewarnt.
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Mecklenburg-Vorpommern
Bisher eine Warnmeldung. Am 2. August wurde vor einem Feuer auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma in Friedland (Mecklenburgische Seenplatte) vor Brandgasen gewarnt. Laut Schweriner Innenministerium können die Landkreise und kreisfreien Städte in MV bisher nicht selbstständig Cell Broadcast-Warnungen auslösen. Eine Auslöseanfrage ans System müsse im Lagezentrum des Ministeriums bestätigt werden. "Nur hier können Warnungen an das System Cell Broadcast übermittelt werden", erklärte eine Sprecherin.
Das Warnsystem mit der Warn-App Nina hingegen sei in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend eingeführt, es sei ein Multiplikator des satellitengestützten Warnsystems "Modulares Warnsystem (MoWaS)". Hier entschieden die Landkreise und kreisfreien Städte selbstständig, ob Warnungen ausgelöst werden. Wie viele es im letzten halben Jahr waren, könne das Ministerium nicht sagen.
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Niedersachsen
Bislang 20 Warnmeldungen.
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Nordrhein-Westfalen
Bislang 39 Gefahrenhinweise. Es ging beispielsweise um eine Weltkriegsbombe in Dortmund, Brandgase in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe), Starkregen in Soest, Hochwasser in Soest-Hattrop und einen Großbrand in Leichlingen (Rheinisch-Bergischer Kreis).
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Rheinland-Pfalz
Bisher 34 Warnmeldungen, unter anderem wegen Bränden, einem Gefahrgutunfall, aber auch wegen verschmutztem Trinkwasser in Kordel im Landkreis Trier-Saarburg.
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Saarland
Bisher zwei Warnmeldungen, wegen eines Weltkriegsbombenfundes in Saarbrücken-Malstatt sowie wegen "Geruchs" in Merchweiler (Kreis Neunkirchen). Bei der Warnmeldung "Geruch" geht es meist um Störfälle oder Brände, bei denen sich eine Wolke oder Rauch bildet.
In einer weiteren Meldung lesen Sie: Cell Broadcast: Nachricht wiederfinden und erneut lesen.