Themenspezial: Verbraucher & Service Warnung per Handy

Cell Broadcast: Bislang 175 Warnungen in Deutschland

Mehr als 180 Menschen starben bei der Flut­kata­strophe im Sommer 2021 in Rhein­land-Pfalz und NRW. Ein vor sechs Monaten akti­viertes System soll recht­zeitig Warnungen geben.
Von dpa /

Ob Explo­sions­gefahr, Hoch­wasser oder Groß­brand: Ein halbes Jahr nach seinem Start ist das Handy-Warn­system Cell Broad­cast nach Angaben des Netz­betrei­bers Voda­fone bereits 175 Mal ausge­löst worden. Das System sei bis heute tech­nisch reibungslos gelaufen, sagte Hendrik Roggen­dorf vom Bundesamt für Bevöl­kerungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe (BBK) in Bonn. Die Netz­werk­chefin von Voda­fone Deutsch­land, Tanja Richter, sagte, dass alle emfpangs­bereiten Endge­räte bei jeder Warnung sicher erreicht worden seien. "Das neue System funk­tio­niert in unserem Netz sehr zuver­lässig." Unter den ausge­lösten Warnungen waren auch Probe­alarme.

Warnungen von Telekom, Voda­fone und o2 über­mit­telt

Ein halbes Jahr nach dem Start von Cell Broadcast in Deutschland wurden 175 Warnungen gegeben Ein halbes Jahr nach dem Start von Cell Broadcast in Deutschland wurden 175 Warnungen gegeben
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Unter­schied­liche Behörden lösen die Warnung aus, die drei Mobil­funk-Netz­betreiber Voda­fone, Deut­sche Telekom und o2 über­mit­teln sie. Cell Broad­cast ergänzt die bereits vorhan­denen Warn­kanäle, also Sirenen, Rund­funk, TV und Apps wie Nina oder Katwarn. Bei dem in Deutsch­land recht neuen System werden Nach­richten wie Rund­funk­signale an alle kompa­tiblen Geräte geschickt, die in einer Funk­zelle einge­bucht sind - daher der Name "Cell Broad­cast". Es erscheint ein Text auf dem Handy-Display, der auf eine Gefahr hinweist, und es schrillt laut.

Das Spek­trum der Alarm­gründe ist groß: So meldete das Warn­system beispiels­weise Welt­kriegs­bomben, aber auch verschmutztes Trink­wasser, einen Wald­brand und einen Amok­lauf. Anlass für die Einfüh­rung von Cell Broad­cast in Deutsch­land war die Flut­kata­strophe in Rhein­land-Pfalz und Nord­rhein-West­falen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten.

Für den 14. September ist ein bundes­weiter Warntag geplant - alle kompa­tiblen Geräte sollen um 11 Uhr eine Nach­richt bekommen, um die bundes­weite Funk­tions­fähig­keit des Systems zu testen - nach Schät­zung von Voda­fone werden dann mehr als 50 Millionen kompa­tible Handys schrillen.

Beispiele für Warn­mel­dungen

  • Baden-Würt­tem­berg

    Bislang fünf Warn­mel­dungen. Das System kam im Südwesten erst­malig am 1. März wegen eines Groß­brands in Mönch­weiler (Schwarz­wald-Baar-Kreis) zum Einsatz. Weitere Alarme gab es wegen eines Brandes in Laup­heim sowie den Funden von Flie­ger­bomben in Karls­ruhe und Plank­stadt (Rhein-Neckar-Kreis).

  • Bran­den­burg

    Bislang sieben Mal einge­setzt. Zuletzt warnte das System am Mitt­woch vergan­gener Woche in der Region alle Handy-Nutzer in Bran­den­burg/Havel, als ein heftiges Gewitter in der Nacht eine Schneise der Verwüs­tung durch die Stadt gezogen hatte.

  • Bayern

    Bislang 15 Warn­mel­dungen. In Bayern löste ein Brand in Pars­berg am 27. Februar die erste Handy-Warnung via Cell Broad­cast aus. Die baye­rischen Behörden nutzen das vor einem halben Jahr bundes­weit einge­führte Handy-Warn­system bisher vor allem zur Warnung der Bevöl­kerung bei größeren Bränden. Im August gab es in Traun­stein auch nach dem Fund von Flie­ger­bomben aus dem Zweiten Welt­krieg zweimal SMS-Alarme.

  • Hessen

    Bisher 19 Warn­mel­dungen, unter anderem wegen Welt­kriegs­bom­ben­funden sowie wegen Bränden und Probe­alarmen. Auch vor dem schweren Unwetter am 22. Juni im Raum Kassel wurde gewarnt.

  • Meck­len­burg-Vorpom­mern

    Bisher eine Warn­mel­dung. Am 2. August wurde vor einem Feuer auf dem Gelände einer Entsor­gungs­firma in Fried­land (Meck­len­bur­gische Seen­platte) vor Brand­gasen gewarnt. Laut Schwe­riner Innen­minis­terium können die Land­kreise und kreis­freien Städte in MV bisher nicht selbst­ständig Cell Broad­cast-Warnungen auslösen. Eine Auslö­sean­frage ans System müsse im Lage­zen­trum des Minis­teriums bestä­tigt werden. "Nur hier können Warnungen an das System Cell Broad­cast über­mit­telt werden", erklärte eine Spre­cherin.

    Das Warn­system mit der Warn-App Nina hingegen sei in Meck­len­burg-Vorpom­mern flächen­deckend einge­führt, es sei ein Multi­pli­kator des satel­liten­gestützten Warn­sys­tems "Modu­lares Warn­system (MoWaS)". Hier entschieden die Land­kreise und kreis­freien Städte selbst­ständig, ob Warnungen ausge­löst werden. Wie viele es im letzten halben Jahr waren, könne das Minis­terium nicht sagen.

  • Nieder­sachsen

    Bislang 20 Warn­mel­dungen.

  • Nord­rhein-West­falen

    Bislang 39 Gefah­ren­hin­weise. Es ging beispiels­weise um eine Welt­kriegs­bombe in Dort­mund, Brand­gase in Horn-Bad Mein­berg (Kreis Lippe), Stark­regen in Soest, Hoch­wasser in Soest-Hattrop und einen Groß­brand in Leich­lingen (Rhei­nisch-Bergi­scher Kreis).

  • Rhein­land-Pfalz

    Bisher 34 Warn­mel­dungen, unter anderem wegen Bränden, einem Gefahr­gut­unfall, aber auch wegen verschmutztem Trink­wasser in Kordel im Land­kreis Trier-Saar­burg.

  • Saar­land

    Bisher zwei Warn­mel­dungen, wegen eines Welt­kriegs­bom­ben­fundes in Saar­brü­cken-Malstatt sowie wegen "Geruchs" in Merch­weiler (Kreis Neun­kir­chen). Bei der Warn­mel­dung "Geruch" geht es meist um Stör­fälle oder Brände, bei denen sich eine Wolke oder Rauch bildet.

In einer weiteren Meldung lesen Sie: Cell Broad­cast: Nach­richt wieder­finden und erneut lesen.

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