Erfahrungsbericht

Lumia 950: Continuum als PC-Ersatz im Alltagstest

Per Miracast-Streaming oder Display Dock lässt sich das Lumia 950 zum PC-Ersatz umwandeln. Doch wie gut schlägt sich Continuum im Praxistest?
Von Daniel Rottinger

Lumia 950: Continuum im Test Lumia 950: Continuum im Test
Bild: teltarif
Die neuen Highend-Smartphones von Microsoft sind mit der Continuum-Funktion ausgestattet. Verbindet der Nutzer das Lumia 950 (XL) mit einem Monitor, transformiert es zu einer Art PC-Ersatz. Die Oberfläche erinnert dabei stark an Windows 10 - allerdings muss der Nutzer auf einige Features des herkömmlichen Desktop-OS verzichten. Welche das genau sind und ob sich Continuum dennoch lohnt, verraten wir in unserem Testbericht.

Miracast-Streaming oder Display Dock?

Microsoft Lumia 950

Lumia 950: Continuum im Test Lumia 950: Continuum im Test
Bild: teltarif
Bevor der Nutzer mit der Ver­wend­ung von Contin­uum beginnen kann, muss zunächst das Lumia 950 mit einem Display ge­koppelt werden. Einerseits kann dabei die Miracast-App auf dem Smart-TV gestartet und anschließend die Inhalte vom Handy auf den Bildschirm gestreamt werden oder der Anwender verwendet den Display Dock. Das knapp 110 Euro Zubehör hatten wir bereits vergangene Woche ausgepackt und unsere ersten Erfahrungen beschrieben. Jetzt gehen wir ins Detail.

Funktionsweise und Ersteinrichtung

Der Display Dock ist separat als Zubehör erhältlich und Microsoft bewirbt das Produkt mit dem offensiven Claim: "Verwende es wie ein PC". Um Continuum mit dem Display Dock zu verwenden, verbindet der Nutzer das Lumia 950 mit dem beiliegenden USB-Typ-C-Kabel mit dem Dock. Weiterhin muss der Display Dock über ein Netzteil mit Strom versorgt und per HDMI mit einem Monitor verbunden werden, maximal löst der Display Dock unter Continuum mit 1920 mal 1200 Pixel auf. Zudem können Nutzer eine USB-Maus und -Tastatur an eine der drei USB-2.0-Ports anschließen. Sind alle Kompetenten verbunden und das TV-Gerät angeschaltet, erscheint auf dem großen Bildschirm der Continuum-Homescreen im Look von Windows 10. Zudem öffnet sich auf dem Lumia 950 automatisch die App "Kabelgebundenes Zubehör". Dabei handelt es sich um eine Art Schnellstart-Hub der unterschiedliche Apps anzeigt, die der Nutzer zuvor ausgewählt hat. Alternativ kann der Anwender auch festlegen, dass im Continuum-Modus eine spezielle App auf dem Handy startet oder er kann das Handy auch zum "Nichts tun" verdammen. Im Hintergrund öffnet sich übrigens bei Continuum stets auch eine Touchpad-App, die zur Eingabe für Befehle auf der Desktop-Oberfläche dient. Worauf es beim Setup des Display Docks noch ankommt, haben wir in dieser Bilderstrecke für Sie zusammengestellt.

Verfügbarkeit von Apps

Windows Store: Apps können auch auf dem großen Screen bezogen werden Windows Store: Apps können auch auf dem großen Screen bezogen werden
Bild: teltarif
Wie uns bereits in unseren ersten Gehversuchen mit Continuum aufgefallen ist, spiegelt Microsoft die Inhalte des Handydisplays nicht einfach auf das TV-Gerät, sondern stellt eine separate Oberfläche zur Verfügung. Wenn der Nutzer allerdings einen Klick auf den Startbutton ausführt, findet er dort die Apps aufgelistet, die auf seinem Smartphone installiert sind. Anwendungen, die nicht für Continuum ausgelegt sind, werden dabei ausgegraut dargestellt. Klickt der Nutzer dennoch auf eine besagte App, startet diese nur auf dem Handy. Welche Universal-Apps bereits jetzt verfügbar sind, haben wir in diesem Beitrag beleuchtet und uns eine Auswahl näher angesehen. Grundsätzlich sind alle großen Microsoft-Apps unter der Continuum-Oberfläche lauffähig: Word, Excel, Powerpoint, Microsoft Edge, Mails und einige weitere.

Entscheidet sich der Nutzer etwa für den Edge Browser, kann er wie vom PC gewohnt URLs per Tastatur in die Adresszeile eingeben und sich so durch das Web bewegen. Im Gegensatz zu regulären Desktop-Variante muss er allerdings ein paar kleinere Abstriche beim Funktionsumfang machen. Ohnehin ist bei allen Apps eine gewisse Umgewöhnung im Vergleich zum PC mit Windows 10 Home oder Pro erforderlich.

USB-Stick-Support und Cortana

Dateiverwaltung und USB-Stick-Zugriff im Fokus Dateiverwaltung und USB-Stick-Zugriff im Fokus
Bild: teltarif
Ein Vorteil des Display Dock ist die Möglichkeit einen Wechseldatenträger über den USB-Port am Dock ins System einzuklinken. Steckt der Anwender den Stick ein, ertönt der bekannte Windows-Erkennungssound und es werden die Inhalte des Wechseldatenträgers angezeigt. Klickt der Nutzer mit der Maus einmal auf einen Ordner wird dieser markiert, durch einen Doppelklick öffnet sich der Ordner. Testweise haben wir Musik auf unserem USB-Stick abgelegt und konnten diese problemlos über die Groove-Music-App am großen Bildschirm wiedergeben. Auch Word-Dokumente lassen sich so öffnen. Allerdings mit der Einschränkung, dass diese zunächst in der OneDrive-Cloud abgelegt werden müssen. Die gewohnten Tastenkommandos funktionieren übrigens auch in der Word-App unter Continuum: Strg + C (Kopieren), Strg + V (Einfügen) und Strg + N für ein neues Dokument. Ein Ärgernis bei der Bedienung innerhalb von Ordnern und Dateien ist, dass typische Maus-Gesten von Windows - wie etwa das gedrückt halten der Maus zum Markieren mehrerer Elemente - nicht erkannt werden.

Für die Suche innerhalb von Continuum kommt Cortana zum Einsatz. Auch die Sprachsuche ist möglich, indem der Nutzer in das Mikrofon seines Lumia 950 spricht. Die Eingabe und die Ergebnisse werden dann auf dem großen Bildschirm angezeigt. Um eine App zu beenden, fährt der Anwender mit der Maus in den rechten oberen Bildschirmbereich und klickt auf den Schließen-Button.

Wiedergabe von HD-Videos und Einschränkungen

Video-Streams werden ruckelfrei wiedergegeben Video-Streams werden ruckelfrei wiedergegeben
Bild: teltarif
Neben der Wiedergabe von Musik kann Continuum auf dem TV auch genutzt werden, um Filme wiederzugeben. Wir haben zum Test einen aktuellen Filmtrailer im Vollbild per Stream wiedergegeben. Dabei sind uns keine größeren Ruckler oder Artefakte aufgefallen. Die Wiedergabe des Tons erfolgt übrigens über die TV-Boxen. Zudem wollten wir wissen, wie gut sich der Edge Browser bei der Wiedergabe von YouTube-Videos schlägt. Dazu starteten wir einen Clip in Full-HD. Der Versuch, das Video auf Vollbild zu vergrößern, scheiterte mehrfach - nur ein einziges Mal gelang es für einen kurzen Moment. In puncto Abspiel- und Bildqualität konnte uns die YouTube-Wiedergabe per Edge im Fenstermodus dann aber wiederum überzeugen.

Ohnehin ist die Performance innerhalb des gesamten OS angenehm flott, gerade wenn man bedenkt, dass das Handy parallel weiterhin wie gewohnt genutzt werden kann. Allerdings kann die Arbeitsgeschwindigkeit von der Continuum-Oberfläche dann aber doch nicht mit der eines normalen Einsteiger-PCs mithalten. Gerade wenn der Nutzer zahlreiche Apps geöffnet hat und dazu noch Cortana um Rat fragt, stößt das System an seine Grenzen und wird merklich langsamer.

"Display Dock"-Transport und Setup

Grundsätzlich lässt sich die kleine "Display Dock"-Box problemlos auf dem Schreibtisch platzieren und nimmt kaum Platz weg. Zudem sind die Kabel sowie Tastatur und Maus schnell verbunden und innerhalb von etwa einer knappen Minute erscheint bereits das an Windows 10 angelehnte Interface auf dem TV. Ein Manko sehen wir allerdings beim Transport und des Display Docks: Zwar lässt sich das Gerät auch in der Verkaufsverpackung relativ praktikabel verstauen, dennoch wäre eine Transporttasche sinnvoll gewesen. Zudem muss der Nutzer selbst ein HDMI-Kabel besitzen, um überhaupt den Display Dock überhaupt nutzen zu können.

Fazit

Die Nutzung von Continuum ist komfortabel und die Einrichtung geht sehr flott. Allerdings müssen sich Nutzer bei der Bedienung der Apps umgewöhnen und im Vergleich zum regulären Desktop-OS fehlen einige Funktionen und Anwendungen. Continuum samt Display Dock zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich das Handy weiterhin wie gewohnt nutzen lässt und das Smartphone gleichzeitig aufgeladen wird. So lassen sich etwa Fotos mit der 20-Megapixel-Kamera auf­nehmen, während man parallel an einem Word-Dokument arbeitet. Bis auf einen Absturz der Kamera-App, Geschwindigkeits-Einbußen bei der Smartphone-Bedienung oder größere Mankos feststellen. Ein anderes Bild zeigt sich allerdings bei der Continuum-Oberfläche auf dem großen Bildschirm, diese gerät bei extremem Multitasking an ihre Belastungs­grenze und die Performance innerhalb der Apps sinkt erheblich. Grundsätzlich macht die Anschaffung des Display Docks nur dann wirklich Sinn, wenn dieser mit USB-Tastatur und -Maus verwendet wird. Ist diese Peripherie nicht am Arbeitsort oder im Rahmen eines Meetings vorhanden, leidet der Nutzwert stark.

Welche Erfahrungen wir beim Miracast-Streaming mit Continuum gemacht haben, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

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