Prognose angehoben

UKW-Ab­schalt­termin könnte im Jahr 2014 Markt für Digi­tal­radios be­leben

Über 800 000 Deutsche werden laut einer aktuellen Ein­schätzung der Ge­sell­schaft für Unter­haltungs- und Kommuni­kations­elektronik (gfu) 2014 ein mit DAB+-Radio kaufen. Insgesamt dürften bis Jahres­ende über vier Millionen Digital­radios in deut­schen Haus­halten stehen. Die Dunkel­ziffer könnte sogar noch höher sein.
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Bild: Sangean
Kurz vor Beginn der Internationalen Funkausstellung (IFA) sollten neue Zahlen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) Ruhe in die Diskussion um die Zukunft des terrestrischen Radios bringen. Die Message lautet: Der Markt hat das Digitalradio DAB+ gut angenommen, die Verkaufszahlen steigen Jahr für Jahr an. Dennoch könnten politische Entscheidungen die Geschwindigkeit der Entwicklung noch maßgeblich beeinflussen.

Wie gfu-Sprecher Roland M. Stehle auf Anfrage von teltarif.de mitteilt, rechnet man für 2014 mit 820 000 verkauften Digitalradios. Das wäre höher als die Ende 2013 abgegebene ursprüngliche Jahresprognose von 770 000 insgesamt sowie 150 000 mehr verkaufte Empfänger als im vergangenen Jahr (670 000 Geräte). Positive Marktanalysen und eine verstärkte Nachfrage hätten die gfu dazu bewogen, die Jahresprognose anzuheben, so Stehle.

Insgesamt sollten damit bis Jahresende rund vier Millionen Digitalradios mit DAB/DAB+-Empfang in deutschen Haushalten stehen. Verglichen mit den 150 Millionen UKW-Radios (davon befinden sich rund 60 Millionen real im Einsatz) ist das zwar immer noch wenig, allerdings gibt es DAB+ ja auch erst seit August 2011. Experten rechnen damit, dass sogar noch weit mehr Geräte in den Haushalten stehen könnten. Grund: Ein Großteil aller verkauften Radios gelangt nicht direkt vom Hersteller in die Elektromärkte und dann zum Kunden. Viele Geräte werden über Zwischenhändler, die nicht in Deutschland sitzen, eingekauft. Auch Verkäufe über ausländische Online-Shops, etwa bei ebay oder Amazon und Privatverkäufe aus dem Ausland fließen nicht in die Verkaufs-Statistiken ein. Problem ist, dass diese Dunkelziffer keinem Programmveranstalter und keinem Werbetreibenden anhand von Zahlen darlegt werden kann.

"Prognos": UKW-Abschalttermin belebt den Markt für Digitalradios

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Politische Entscheidungen, etwa die Festlegung auf einen verbindlichen UKW-Abschalttermin, könnten das Thema noch schneller vorantreiben: "Ohne Erfolg von DAB+ keine UKW-Abschaltung, und ohne konkreten UKW-Abschalttermin kein Erfolg von DAB+" – auf diese einfache Formel lassen sich die Untersuchungsergebnisse des "Radioreports" der Marktforscher von Prognos zuspitzen. Dabei könnte ein solcher Termin auch in Deutschland genau den entscheidenden Schub für DAB+ geben, der bislang noch fehlt. Neubeschaffung und Ersatzbedarf von Radios würden dann auf DAB+ fokussiert. Bei 6,5 Millionen verkauften Radios pro Jahr wäre eine ausreichende Geräteausstattung der Haushalte nur eine Frage der Zeit, so die Marktforscher.

Es wäre kontraproduktiv, auf einen bestimmten Ausstattungsgrad der Haushalte zu warten und erst dann einen Switch-Over-Termin festzulegen. Schwellenwerte bremsten die Diffusionsdynamik, die entstehen könne, wenn das Auslaufen der alten Technologie beschlossen und absehbar ist. Ohne diese Ankündigung drohe dagegen die digitale Migration festzufahren, so Prognos.

Nun alle ARD-Wellen auf DAB+

Positive Signale zum Digitalradio gibt es auch aus Nordrhein-Westfalen: Die Kulturwelle WDR 3 vom Westdeutschen Rundfunk ist ab sofort auch digital über DAB+ zu hören. Damit sind, abgesehen von einigen Regionalversionen, nun alle Hörfunkwellen der ARD über das digital-terrestrische Radio zu hören. Für private Hörfunkveranstalter wird es aber vorerst keinen eigenen Multiplex in NRW geben: Die Medienkommission der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) hat die Nutzungserlaubnis für bestehende DAB+-Frequenzen für drei Hörfunkprogramme im Rahmen eines Pilotversuchs bis Ende 2015 verlängert. Somit bleiben die Programme domradio und Radio Impala [Link entfernt] weiter auf Sendung, und Megaradio hält weiter eine Option auf einen Start im bevölkerungsreichsten Bundesland.

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