IFA-Presseforum

ARD uneins über UKW-Abschalttermin und Umstieg auf DAB+

In der ARD gibt es bislang keine klare Linie beim Umstieg auf das digitale Radio DAB+. Vor allem die Festlegung auf einen verpflichtenden UKW-Abschalttermin stößt bei einigen Rundfunkanstalten auf Kritik.
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Nur sieben Prozent der Neuwagen in Deutschland haben serienmäßig ein Digital-Radio an Bord. Nur sieben Prozent der Neuwagen in Deutschland haben serienmäßig ein Digital-Radio an Bord.
Bild: Audi
Im kommenden Jahr muss die ARD der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Landesrundfunkanstalten (KEF) einen konkreten UKW-Abschalttermin präsentieren, ansonsten droht möglicherweise eine Streichung der zweckgebundenen Mittel aus den Rundfunkgebühren für den digital-terrestrischen Hörfunk (DAB+) in der nächsten Gebührenperiode. Doch genau über dieses Detail gibt es innerhalb der ARD unterschiedliche Auffassungen, wie auf dem Presseforum der Produktions- und Technik-Kommission (PTKO) von ARD und ZDF unter dem Titel "Crossmediale Medienangebote - Multifunktionale Endgeräte" im Rahmen der Internationalen Funkausstellung in Berlin (IFA) deutlich wurde.

Während das Deutschlandradio etwa den 31. Dezember 2025 als Ausstiegsdatum festlegen möchte und dabei auch vom Bayerischen Rundfunk (BR) unterstützt wird, spricht sich der ARD-Vorsitzende und Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Lutz Marmor, dagegen aus: "Es wird nicht von Erfolg gekrönt sein, einmal mehr eine konkrete Jahreszahl für eine UKW-Abschaltung zu nennen." Die regulierenden Instanzen auf Bund- und Länderebene müssten diesen Übergang unterstützen. Wäre in jedem Radio ein DAB+ Empfangsteil fest integriert, wäre man bereits einen wesentlichen Schritt weiter, sagte er. Zuletzt hatten die Marktforscher von Prognos noch in einer Untersuchung dargelegt, wie wichtig ein solches definitives Abschaltdatum für höhere Verkaufszahlen bei Digitalradios wäre.

Der digitalen Hörfunkverbreitung misst der ARD-Vorsitzende Marmor insgesamt jedoch einen hohen Stellenwert bei: "Die Erkenntnis, dass sehr wahrscheinlich auch der Hörfunk nicht auf einer analogen Verbreitungsinsel verbleiben wird, teilen inzwischen fast alle Beteiligten". Die Palette an digitalen Geräten ließe kaum mehr Wünsche offen, die Verkaufszahlen stiegen stetig an und Hörer könnten inhaltliche Zusatzangebote nutzen. Dies reiche aber nicht aus, um eine Entwicklung hin zu DAB+ auszulösen, die in einem absehbaren Zeitraum den Ausstieg aus UKW möglich machen würde. Eine "ewige Gleichzeitigkeit von DAB+ und UKW" sei aus wirtschaftlichen Gründen jedoch auch nicht sinnvoll. Alle Beteiligten müssten sich die Frage stellen, wie ein schrittweiser Übergang hin zu DAB+ gelingen kann.

Nur sieben Prozent der deutschen Neuwagen mit DAB+

Nur sieben Prozent der Neuwagen in Deutschland haben serienmäßig ein Digital-Radio an Bord. Nur sieben Prozent der Neuwagen in Deutschland haben serienmäßig ein Digital-Radio an Bord.
Bild: Audi
Prof. Dr. Dr. Birgit Spanner-Ulmer, Produktions-und Technikdirektorin des Bayerischen Rundfunks (BR), forderte die Automobilhersteller auf, DAB+ serienmäßig in die Fahrzeuge einzubauen. Laut einer in Kürze erscheinenden Studie hätten erst sieben Prozent aller Neuwagen das digitale Radio bereits ab Werk eingebaut, heißt es hierzu im Blog radio-wird-digital. Einige Autobauer würden jedoch mit positivem Beispiel voran gehen. So wolle Skoda bis 2017 kein neues Modell mehr auf den Markt bringen, dass noch kein Digitalradio eingebaut habe.

Hersteller Audi will dagegen damit noch warten, wie Peter Blum, Bereichsleiter Infotainment bei Audi, auf dem Presseforum erläuterte. Intern habe man im Konzern eine Schwelle festgelegt, die überschritten werden müsse damit DAB+ den serienmäßigen Weg in Neufahrzeuge finde. Dieser wurde bisher nur in Großbritannien erreicht, wo bereits mehr als die Hälfte aller Haushalte mindestens ein Digitalradio besitzt. Er forderte zudem einen zügigen Netzausbau, damit Kunden nicht enttäuscht seien. Derzeit gäbe es noch zu viele Lücken bei der Digitalradio-Versorgung.

WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber mahnte eine falsche Richtung des Marketing bei DAB+ an. Themen wie Rauschfreiheit würden nicht den Nerv der potenziellen Kundschaft finden. Sie forderte daher neue Wege der Werbung mit anderen Schwerpunkten und ermahnte auch die Programmmacher dazu mehr für das digitale Radio zu tun.

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