Digitalradio

Erster lokaler DAB+ Multiplex Deutschlands

Der erste privat betriebene, lokale DAB+ Multiplex in Deutschland soll in Rheinland-Pfalz starten. In Bayern steht unterdessen ein weiterer regionaler Muxx in den Startlöchern.
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Erster lokaler DAB+ Multiplex Deutschlands Erster lokaler DAB+ Multiplex Deutschlands
Bild: domradio.de
Beim terrestrischen Digitalradio DAB+ gibt es in Deutschland bislang nur den bundesweiten Multiplex, die Landesmuxxe der öffentlich-rechtlichen sowie einiger privater Sender sowie – bisher nur in Bayern – regionale Multiplexe. In Rheinland-Pfalz soll jetzt der erste lokale Digitalradio-Multiplex in Deutschland starten. Die Betreiber des Privatsenders Domradio Studio Nahe planen für 2016 den Aufbau einer eigenen DAB+ Plattform auf lokaler Ebene. Studio Nahe ist ein Medienprojekt der katholischen Pfarrgemeinde Bretzenheim-Langenlonsheim und sendet seit 2006 auf UKW.

Geringe Kosten

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Bild: domradio.de
Mit dem Betrieb eines eigenen lokalen Multiplex will der Betreiber demonstrieren, dass es auch für kleinere Veranstalter möglich ist, ins Digitalradio einzusteigen. Der Betreiber will nicht nur Eigenprogramme über DAB+ ausstrahlen, sondern auch Sendeplätze im Bouquet an interessierte Veranstalter vermieten. Möglich wären hier bestehende Privatradios, aber auch nichtkommerzielle Projekte, etwa privat betriebene Internetradios.

Parallel ist eine Abstrahlung im Modus DRM+ (Digital Radio Mondiale) im Gespräch. Die Veranstalter wollen somit erstmals in Deutschland einen Kanal in diesem Modus rund um die Uhr auf Sendung bringen. Für DRM+ gibt es jedoch bisher keine Empfänger.

Wie Michael Pauken von Domradio Studio Nahe gegenüber teltarif.de mitteilt, seien die Gespräche mit der Landesanstalt für Kommunikation (LMK) und der Bundesnetzagentur bereits erfolgt, und die rheinland-pfälzische Staatskanzlei habe eine Bedarfsmeldung erhalten. Das Sendegebiet soll identisch mit dem des UKW-Senders sein. Dieses erstreckt sich in etwa von Bingen bis in die Kurstadt Bad Kreuznach.

Erfahrungen in anderen Ländern

Erfahrungen mit lokalen Multiplexen gibt es bereits in Dänemark, Großbritannien oder der Schweiz: Bei den Eidgenossen hat das Unternehmen Digris schon mehrere so genannte DAB-Inseln in Genf, Zürich und Lausanne auf Sendung gebracht, weitere sind geplant. Die Kosten können hierbei sehr gering gehalten werden: Dank einer softwarebasierten Open-Source-Technik ist es möglich, zu vergleichsweise günstigen Preisen ein Digitalradio-Bouquet auf Sendung zu bringen. In einer Kleinstadt wäre der Betrieb eines gesamten Bouquets auf DAB+ nicht teurer als eine Verbreitung von nur einem Programm auf UKW.

Damit wäre ein Einstieg in die Technik DAB+ auch für Lokalradios und nichtkommerzielle Projekte möglich. Parallel bietet sich die Technologie DRM+ für kleine Veranstalter an. Die Ausstrahlung an der Nahe dürfte wichtige Erkenntnisse mit sich bringen, welche Technologie sich künftig für lokale Veranstalter besser eignet. Voraussetzung für einen Erfolg wäre jedoch, dass die Technologie überhaupt in neue Radio-Empfängergenerationen implementiert wird.

Weiterer regionaler Multiplex noch 2015 in Bayern?

Unterdessen könnte in Bayern noch in diesem Jahr ein weiterer regionaler Multiplex starten, und zwar in Oberfranken. Hintergrund sei ein Rechtsstreit zwischen den Privatradios Radio Euroherz, extra radio und Radio Galaxy Hof um die künftige Belegung der UKW-Frequenzen. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) habe den Privatradios als Alternative die Simulcast-Verbreitung über DAB+ angeboten. Dazu soll nach Informationen des Branchendienstes "radioWOCHE" noch in diesem Dezember ein neuer Multiplex auf Kanal 10B vom Standort Ochsenkopf aufgeschaltet werden, der Anfang 2016 um eine weitere Sendeanlage in Hof ergänzt werden könnte. Bisher gibt es regionale Multiplexe in Bayern in den Regionen München, Nürnberg, Augsburg und Ingolstadt.

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