Bahn tauscht Fensterscheiben: Besserer Handy-Empfang?
Mit besserem Empfang: Der "neue" ICE 4 im Hauptbahnhof Berlin
Foto: Deutsche Bahn
Wer Ruhe vor dem Handy haben möchte, sollte Bahn fahren. Eine Reise mit dem Zug kann entspannend sein. Aktuell fahren die Züge sogar überaus pünktlich, und während der Fahrt kann man ein Buch lesen oder dösen.
Internet im Zug?
Mit besserem Empfang: Der "neue" ICE 4 im Hauptbahnhof Berlin
Foto: Deutsche Bahn
Man könnte vielleicht auch versuchen, im Internet zu surfen, denn es gibt in allen ICE-Zügen kostenloses WLAN. Das Einbuchen ist einfach, einfach nach WLAN-Netz "WIFIonICE" suchen und dort einloggen (viele Geräte starten die Login-Seite automatisch) oder auf www.wifionice.de/login/ die Loginseite am PC, Tablet oder Smartphone aufrufen (URL funktioniert nur im Zug-Netz!).
Mobiles Telefonieren im Zug?
Mobiles Telefonieren im Zug könnte möglich sein, oder auch nicht. Der Grund ist technisch simpel: Die Fensterscheiben der Züge sind metallbedampft, damit es innendrin nicht so heiß oder kalt wird, je nach Außentemperatur. Einige Züge haben eingebaute Mobilfunkrepeater, die Frequenzen bei 800/900 oder 1800 MHz von draußen nach drinnen schaffen und umgekehrt - sofern sie nicht defekt sind.
Ohne Repeater kaum Netz
Sind diese Repeater kaputt oder nicht vorhanden, geht nicht viel, weil die Sendermastdichte in Deutschland viel zu gering ist. Besonders wenn Bahnstrecken durch dünn oder gar nicht besiedelte Regionen führen. Da tut es jedem Kostenrechner bei einem Mobilfunker weh, wenn sein "teurer Sender" nur wenige Sekunden voll überlastet ist und dann minutenlang oder stundenlang nichts mehr passiert.
Bahn investiert in ICE-Flotte
Die Deutsche Bahn hat heute weitere Milliardeninvestitionen in den Ausbau der eigenen ICE-Flotte verkündet. Für einen besseren Mobilfunkempfang für die Fahrgäste sollen die neuen Züge erstmals mit sogenannten "frequenzdurchlässigen" Scheiben ausgestattet sein. Im Gespräch und im Test ist diese Option schon länger. Bisher waren alle Fenster mit einer wärmeisolierenden Metallschicht ausgestattet, die aber auch Mobilfunksignale aussperrt. Das Signal wurde deshalb über extra montierte Außen-Antennen auf Repeater mit eigenen Sende-Antennen ins Innere der Züge geleitet. Bei den neuen Scheiben soll diese Thermo-Metallschicht nun so abgeschliffen sein, dass sie sämtliche Mobilfunkfrequenzen durchlässt. Repeater könnten überflüssig werden.
Alle haben was davon
Das könnte eine Win-Win-Situation werden, sagen Fachleute. Zum einen sind die Fenster deutlich weniger wartungsanfällig. Zum anderen sind sie laut Bahn "kompatibel" mit allen Mobilfunkstandards und müssen nicht um- oder nachgerüstet werden - etwa wenn bald der neue Standard 5G ausgebreitet wird. Details hat die Bahn heute zusammen mit Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sowie dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden von Siemens, Roland Busch, vorgestellt. Siemens (Rail Systems) baut die bisherigen ICE-3-Züge, die dort intern "Velaro D" heißen, die Bahn nennt sie "Baureihe 407".
Bahn kauft mehr Züge
Trotz einbrechender Fahrgastzahlen in der Corona-Krise will der bundeseigenen Konzern am Ausbau der Kapazitäten im Fernverkehr festhalten. Neben der schon vor Jahren getätigten Bestellung von 137 neuen ICE-4-Zügen, von denen schon rund 50 ausgeliefert sind, kaufte der Konzern Ende des vergangenen Jahres 17 gebrauchte Doppelstockzüge von der österreichischen "Westbahn". Zudem stimmte der Aufsichtsrat der Anschaffung von 30 weiteren Fernzügen vom Typ Velaro MS, einer Weiterentwicklung des ICE-3 (mit einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h - technisch sollen bis zu 350 km/h möglich sein) zu.
Die Fahrzeuge sollen zuerst auf Linien zwischen Nordrhein-Westfalen und München zum Einsatz kommen, die über die Schnellfahrstrecke Köln/Rhein-Main (Frankfurt-Flughafen) führen. Das Platzangebot für die Fahrgäste im Fernverkehr der DB wächst mit den neuen Zügen um 13 000 Sitze.
Mit den neuen Scheiben wird sich das "Empfangserlebnis" sicherlich verbessern. Die Notwendigkeit, mehr Sender an die Bahnstrecken zu stellen, bleibt weiterhin. Durch bessere Zugfunktechnik sinkt auch die Gefahr, dass mehr öffentliche Mobilfunksender die teilweise in die Jahre gekommenen Zugfunk-Geräte der Bahn (GSM-R) stören können.