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Bahn-Chef Grube mit WLAN-Qualität im Zug unzufrieden

Die Bahn ist mit der Qualität der WLAN-Netze im ICE unzufrieden, das Netz wird aber erweitert. Bis Ende des Jahres verspricht die Telekom als Betreiber bessere Performance. Auch im IC sollen Handy-Telefonate verbessert werden. Lesen Sie mehr dazu und zum Regionalverkehr.
Von Thorsten Neuhetzki

WLAN im ICE ist der Bahn zu schlecht, die Telekom verspricht Besserung WLAN im ICE ist der Bahn zu schlecht, die Telekom verspricht Besserung
Foto: dpa
Ende 2005 begann die Deutsche Bahn damit, ihre Hochgeschwindigkeitszüge mit WLAN-Hotspots auszustatten. Nach einem sehr langfristig angelegten Pilotprojekt startete vor einigen Jahren der Streckenausbau und auch die Aufrüstung der Züge mit Hotspots. Bevor der Ausbau nun seinen zehnjährigen Geburtstag feiert, soll die Aufrüstung des Streckennetzes und die Installation in den Zügen abgeschlossen sein. Doch einen wirklichen Grund zum Feiern gibt es noch nicht, das weiß auch Bahn-Chef Rüdiger Grube, der mit der aktuell angebotenen Qualität der Anbindung unzufrieden ist.

Man sei "aktuell noch nicht mit der Qualität und der Stabilität im Zug zufrieden. Die Erwartungen unsere Kunden werden hier noch nicht erfüllt", sagte Grube anlässlich eines PR-Termins in Berlin. Die Deutsche Telekom wisse über das Problem Bescheid. Sie ist für die Anbindung der Hotspots zuständig und tritt auch als Provider für die kostenpflichtigen Zugänge auf.

Dobrindt: "Jeder der einen Fahrschein hat, sollte kostenlos surfen"

WLAN im ICE ist der Bahn zu schlecht, die Telekom verspricht Besserung WLAN im ICE ist der Bahn zu schlecht, die Telekom verspricht Besserung
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Dass das Surfen kostenpflichtig ist, ist wiederum Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Dorn im Auge. Er wolle, dass "in Zukunft jeder, der einen Fahrschein für den entsprechenden Zug hat, kostenfrei surfen kann". Die Entscheidung läge dafür bei der Bahn, sagte er. Letztlich müssen aber vermutlich die Verträge mit der Telekom auch entsprechendes hergeben.

Dass die Ausrüstung der ICE-Züge und des ICE-Kernnetzes in diesem Jahr abgeschlossen sein soll, ist nicht neu. Eigentlich, so hieß es noch vergangenes Jahr, sollte das Angebot schon Anfang 2014 stehen. Nun sprechen die Beteiligten von Ende 2014. Die technische Ausrüstung des rund 5 200 Kilometer langen ICE-Kernnetzes für den Internetempfang, auf dem rund 98 Prozent der ICE-Verkehrsleistung erbracht werden, sei abgeschlossen, ließ die Bahn heute wissen. Auf 3 000 Kilometern werde der Service bereits angeboten. Für die übrigen 2 200 Kilometer laufe derzeit der Testbetrieb – im Laufe dieses Jahres erfolge die offizielle Freigabe.

Auch IC bekommen neue Repeater, Regionalverkehr bleibt abgeschnitten

Bis Juni 2015 soll darüber hinaus die Strecke Nürnberg–Passau ausgerüstet werden. Aktuell sind 200 ICE-Züge mit der notwendigen Technik ausgestattet. Die Umrüstung der geplant 255 ICE-Züge zu rollenden Hotspots soll bis Ende 2014 "weitgehend abgeschlossen" sein. Bis Ende 2015 sollen auch alle 770 Intercity-Wagen Verstärker der neuen Generation haben, sodas hier zumindest besser telefoniert werden kann. Die IC fahren jedoch auch auf Strecken, an denen keine gesonderten Sendeanlagen stehen, WLAN wird es also nicht geben. Im Regionalverkehr werde es keine Änderungen geben. Hier verwies Grube auf die Besteller, also die Verkehrsverbünde und Länder, die diese Leistungen mit bestellen müssten.

Doch auch wenn die technische Verfügbarkeit gegeben ist, wirklich Spaß macht die Nutzung nach Erfahrungen unserer Redaktion in den meisten Fällen nicht. Vor allem zu Kern-Reisezeiten ist das Netz stark überlastet, sodas eine Nutzung faktisch nicht möglich ist und das Surfen über klassische Mobilfunknetze schneller ist. Ärgerlich ist das wenn man sich entweder auf die Verfügbarkeit verlassen hat, um zu arbeiten oder aber einen 4,95-Euro-Tagespass für die Nutzung gekauft hat.

Telekom will bis Ende des Jahres nachbessern

Nach Informationen von teltarif.de hat die Deutsche Telekom die stark ansteigende Nutzung im Zug unterschätzt, was zu Engpässen im Netz führt, das eigens für diese WLAN-Versorgung aufgebaut wurde. Zudem soll es, so Insider, einen Fehler geben, der zwischen der On-Board-Technik und dem Netz auftritt und sich im schlimmsten Fall hochschaukelt und zu Fehlfunktionen der WLAN-Netze führt. Das Telekom-Management habe der Bahn zugesagt, die Probleme bis Ende des Jahres in Griff zu bekommen.

Auch an den Bahnhöfen versorgen Telekom und Bahn die Nutzer mit Internet. 120 Bahnhöfe sind derzeit mit WLAN ausgestattet. Das Netz lässt sich täglich eine halbe Stunde kostenlos nutzen. Doch auch hier scheint das Netz oft am Rande des Machbaren zu arbeiten. Entsprechend kündigt die Bahn heute an, dass in den kommenden Wochen und Monaten in den 24 größten und meist frequentierten Bahnhöfen die WLAN-Technik nach und nach erneuert wird, um Funkabdeckung und Geschwindigkeit weiter zu verbessern.

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