Verwirrend

3311, 9911, 5500: Mailbox-Kurzwahl oder Mehrwertdienst?

Mit der Fusion von o2 und E-Plus müssen auch Mailbox-Kurz­wahlen zusammen­gelegt werden. E-Plus Kunden erwischen mit der falschen Kurzwahl teure Mehr­wert­dienste.
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Die Mobilbox erreicht man auch, indem man die Taste 1 lange gedrückt hält Die Mobilbox erreicht man auch, indem man die Taste 1 lange gedrückt hält
Bild: dpa
Wer die Mailbox seines Handys abfragen möchte, kann diese über eine Kurzwahl erreichen, die in jedem Netz anders ist. Da viele Mobil­funk­kunden heute über mehrere SIM-Karten in unter­schied­lichen Netzen verfügen, sollten alle Ein­stellungen nach einem Handy- oder Kartenwechsel vor dem ersten Anruf genau überprüft werden, sonst erreicht man statt der Mailbox eine teure Kosten­falle.

Zunächst die Fakten:

Die Kurzwahl 3311 führt im D1-Netz der Telekom zur Mobilbox, Telekom-Discounter-Kunden (z. B. Congstar) wird offiziell die 4712 genannt, oft geht auch die 3311. Bei Telekom-Vertragskunden hingegen funktioniert die 4712 nicht.

Kunden von Vodafone (D2) erreichen ihre Mailbox durch Wahl der 5500. Kunden im bisherigen Netz von E-Plus wählen die 9911 (es ist übrigens auch die 99* möglich) und bei o2 wählt man regulär die 333.

o2 hat Kurzwahl 9911 teilweise freigeschaltet

Die Mobilbox erreicht man auch, indem man die Taste 1 lange gedrückt hält Die Mobilbox erreicht man auch, indem man die Taste 1 lange gedrückt hält
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Quasi als früher Vorbote der soeben genehmigten Fusion hat Telefónica o2 schon vor einiger Zeit und relativ unbemerkt die Kurzwahl 9911 im o2-Netz freigeschaltet, jedoch nur für Privatkunden. Sie erreichen darüber die eigene Mailbox. Bei o2-Business-Karten funktioniert die 9911 hingegen (noch) nicht. Auch die Kurzwahlen 3311 und 5500 funktionieren bei o2 nicht, weder privat noch geschäftlich.

Tariflich gesehen, kann ein Anruf der 9911 im o2-Netz zum Glücksspiel werden, da nicht alle beteiligten Spieler, z. B. die Service-Provider im o2-Netz, schon Bescheid wissen und ihre Tariftabellen aktualisiert haben.

Original-o2-Privat- und -Soho-Kunden erreichen über die 9911 die gewohnte Mailbox zu den in ihrem Tarif hinterlegten Preisen, wie ein Test mit einer o2-Loop-Prepaid-Karte ergab. Im Gegenzug berichten Drillisch-Kunden im o2-Netz, die zwar unter der 9911 ihre o2-Mailbox erreichten, später aber auf der Telefonrechnung eine "Premium"-Verbindung zu 99 Cent pro Minute vorfanden. Auf eine Reklamation sei nur einsilbig ("Warum nehmen Sie nicht die offizielle Kurzwahl?") reagiert worden.

3311 und 5500: Kostenfallen im E-Plus-Netz

Im bisherigen E-Plus-Netz gilt für die Mailbox weiterhin nur die 9911 (oder die 99*). Wer hier die 333 wählt, erhält eine (kostenfreie) Fehler­meldung.

Wer nun aus Versehen die Kurzwahlen 3311 oder 5500 im E-Plus-Netz erwischt, wird per Hinweis-Ansage informiert, dass er sich verwählt hat und wie die richtige Kurzwahl (nämlich 9911) lautet. Doch dieser freundliche Ansage-Service kostet richtig Geld. Der Hintergrund: E-Plus hat die Kurzwahlen 3311 und 5500 an die Amano Mobile GmbH [Link entfernt] ("Premium Voice") aus Köln vergeben, wie die Suchseite für Premium-Dienste von E-Plus verrät. Jede Minute zu dieser Nummer kostet laut E-Plus-Preisliste für Sonderrufnummern [Link entfernt] 99 Cent, die auch tatsächlich minuten­genau abgerechnet werden, wie unser Test mit einer Prepaid-Karte im E-Plus-Netz bestätigt. Amano Mobile argumentiert auf seiner Homepage, dass man viel Aufwand für diese "Premium Voice"-Ansagen betrieben habe und diese ihr Geld Wert seien. Schon im Jahre 2008 hatte teltarif.de dieses Thema aufgegriffen, danach waren die Kurzwahlen 3311 und 5500 zeitweise abgeschaltet worden.

Dem Mobilfunkkunden, der sich um seine Kosten Gedanken macht, beschleicht ein mulmiges Gefühl. Rein formal scheint die Sachlage einwandfrei, die Kosten für die Kurzwahlen 3311 und 5500 sind in der E-Plus-Sonder­nummern­preis­liste genau definiert. Die Suchmaschine für Sonder­ruf­nummern nennt den Anbieter, mit dem sich der betroffene Kunde im Streitfall aus­einander­setzen müsste.

Doch auch der Bundesnetzagentur ist die Situation nicht ganz geheuer. Schon vor längerem hatte die Auf­sichts­behörde angeregt, die vier, fünf oder sechsstelligen Kurzwahlen in den Mobilfunk­netzen netz­über­greifend zu definieren und preislich zu regulieren, zumal bei diesen Kurzwahlen Teile der Einnahmen an den Anbieter weiter gereicht werden. Dafür ist eigentlich die Vorwahl 0900 vorgesehen, die eine Preis­ansage­pflicht beinhaltet. Bei den Mobilfunk­kurz­wahlen wird in den seltensten Fällen ein Preis angesagt. Bei Premium-SMS gibt es wohl eine inoffizielle Ko­ordi­nierung der Kurz­wahlen zwischen den Netzbetreibern, bei Sprach­ruf­nummern hingegen noch nicht.

Die Preisliste von E-Plus nennt noch weitere interessante Ziele. So kostet die 2828 im E-Plus-Netz 1,99 Euro pro Minute (Anbieter Mr. Next ID), während man im Telekom Netz unter 2828 den Telekom-Geschäfts­kunden­service kostenfrei erreicht.

Kostenvermeidung mit Langwahl?

Ungewollte Kosten lassen sich mit der Mailbox-Langwahl vermeiden. Im Netz der Telekom kann man +49 171 2523311 wählen und erreicht - unabhängig von der eigenen Vorwahl - die Mailbox Plattform. Hat man gar keine Telekom Karte eingelegt, fallen an Kosten die Preise der benutzten Karte zu einem fremden Mobilfunknetz an, meist 9 Cent pro Minute, sofern es nicht in einer Flatrate enthalten ist.

Vodafone-Kunden können +49 172 5500 versuchen, bei E-Plus käme die +49 177 9911 in Frage und bei o2 ist es die +49 179 3000333. Oder man nimmt die eigene Ruf­nummer und setzt zwischen Vorwahl und Rufnummer den sogenannten Infix, der bei Telekom 13, bei Vodafone 55, bei E-Plus 99 und o2 33 lautet, sofern die Ruf­nummer nicht portiert ist, dann gilt der Infix des ur­sprünglichen Netzes, das die Nummer ur­sprünglich aus­gegeben hat.

Ein gute Idee wäre es, beim eigenen Anbieter eine "Dritt­anbieter­sperre" einrichten zu lassen, aller­dings sind dann auch gewollte Service-Dienste (z. B. Be­zahlung von Apps per Telefonrechnung) nicht mehr möglich.

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