Auto

Digitales Parken per App: Smartphone als Schrankenöffner

Digi­tale Dienste sollen das Parken bequemer machen. Auto­fahrer können inzwi­schen aus einer Viel­zahl von Apps und Systemen wählen. Dabei geht es längst um weit mehr als um das bloße Abstellen eines Fahr­zeugs.
Von dpa /

Schranken lassen sich auch per App öffnen Schranken lassen sich auch per App öffnen
Bild: picture alliance/Silas Stein/dpa
Mal ist der Arm zu kurz für den Ticket­knopf, mal fährt man sich eine Schramme in die Felge - und die Häme des wartenden Hinter­manns an der Schranke gibt es auch noch dazu. Parken kann blanker Stress sein.

Mit dem Sport­wa­gen­bauer Porsche baut nun ein weiterer Anbieter seine digi­talen Dienste aus, die das ändern und das Parken einfa­cher, schneller und bequemer machen sollen, mit Park­platz­suche per App, kontakt- und ticket­loser Ein- und Ausfahrt im Park­haus und auto­ma­ti­scher Abrech­nung am Monats­ende.

Service "Parken Plus", "Park Now" und "Apcoa Flow"

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Ganz neu ist das nicht, auch nicht bei Porsche. Den Service namens Parken Plus gibt es eigent­lich schon seit 2017, damals in Koope­ra­tion mit dem Dienst­leister Evopark aufge­baut. Nun hat ihn der Stutt­garter Sport­wa­gen­bauer aber erwei­tert und in moder­nerer Form neu aufge­legt.

Im Unter­schied zu früher könnten ab jetzt nicht nur deut­lich mehr Park­häuser genutzt und online bezahlt werden, sondern in vielen Städten auch Park­lü­cken am Stra­ßen­rand. "Mit der App bündeln wir alle auf das Parken bezo­gene Themen und über­führen sie in das Porsche-Ökosystem", wirbt Porsche-Manager Michael Hoff­mann. Man muss dafür auch keinen Porsche haben.

Allein ist der Konzern mit seinem Angebot frei­lich nicht. Rund ums Parken hat sich in den vergan­genen Jahren eine ganze Branche mit verschie­denen Dienst­leis­tungen etabliert - mal mehr, mal weniger umfang­reich, mal mehr, mal weniger weit verbreitet.

Neben vielen Start-ups wollen auch Auto­kon­zerne wie eben Porsche und nicht zuletzt die Betreiber von Park­häu­sern oder Park­plätzen selbst mitspielen. BMW und Daimler etwa sind mit "Park Now" inzwi­schen gemeinsam am Start, der Park­haus­be­treiber Apcoa bietet an seinen Stand­orten Apcoa Flow an. Dazu gibt es etliche klei­nere, oft auch regio­nale Anbieter, die mit einzelnen Betrei­bern oder auch Städten koope­rieren. Auch die Preis­mo­delle sind unter­schied­lich.

Park-Apps liefern Infos über Kunden­ver­halten

"Es entsteht ein Wett­be­werb darum, wer über digi­tale Systeme den direkten Endkun­den­kon­takt hat", sagt Bernd Bien­zeisler, der beim Fraun­hofer-Institut für Arbeits­wirt­schaft und Orga­ni­sa­tion zum Thema Digi­tale Services forscht und sich schwer­punkt­mäßig auch mit dem Parken befasst. Wich­tigster Trend dabei über­haupt: Es geht weg von der reinen Flächen­ver­mie­tung. "Durch die Digi­ta­li­sie­rung bricht der Markt auf", sagt Bien­zeisler. "Es gibt einen Trend zu höher­wer­tigen Diensten, die über Daten mitein­ander verknüpft werden können."

Denn egal ob dyna­mi­sche Preis­sys­teme, Wäsche-, Reini­gungs- und Liefer­ser­vice zum parkenden Auto oder Mobi­li­täts-Dreh­kreuze mit Umstieg auf Fahr­räder und E-Scooter: Was auch immer sich die Betreiber an Zusatz­diensten einfallen lassen, sie brau­chen dafür in der Regel Daten ihrer Kunden.

Sei es, damit die Dienste über­haupt funk­tio­nieren, oder damit sie so opti­miert werden können, dass sie sich auch lohnen. "Über die Park-Apps bekommen sie zum ersten Mal über­haupt Infor­ma­tionen über das Kunden­ver­halten", sagt Bien­zeisler. Wer bloß anonym ein Ticket zieht und am Auto­maten bezahlt, müsste zumin­dest theo­re­tisch bei Ein- und Ausfahrt nicht einmal dasselbe Auto benutzen.

Problem für den Kunden: Kompa­ti­bi­lität

Ein mögli­ches Problem für den Kunden: Wenn er Pech hat und die Dienste unter­ein­ander nicht kompa­tibel oder in seiner Stadt kaum verbreitet sind, muss er mehrere parallel nutzen - oder zur Not doch wieder ein Ticket ziehen. Auch das Parken an der Straße funk­tio­niert nicht überall gleich.

"Aus Kunden­sicht würde man natür­lich sagen: Ich will nur eine Lösung", sagt auch Bien­zeisler. Aus Sicht der Anbieter aber sei es durchaus sinn­voll, das Geschäft und damit die Kunden­daten nicht aus der Hand zu geben. Der Experte rechnet daher auch nicht damit, dass es am Ende nur den einen großen Anbieter für alles geben wird. Aber schrumpfen dürfte die Zahl in den kommenden Jahren schon.

Koope­ra­tionen und Verschrän­kungen gibt es ohnehin schon. So sind etwa "Parken Plus" und "Apcoa Flow" getrennte Ange­bote, der Porsche-Service öffnet aber auch bei Apcoa die Schranken, wie ein Spre­cher des Park­haus­be­trei­bers sagt.

Initia­tive "Smart Parking"

In der Initia­tive Smart Parking hingegen haben sich mehrere Anbieter zusam­men­ge­schlossen, um gemeinsam an dem Ziel zu arbeiten, das Parken an der Straße ohne Bargeld und Park­schein­au­to­maten bundes­weit zu etablieren. Die jewei­lige Verbrei­tung, der Preis und die genutzte Technik unter­schieden sich aber je nach Anbieter, heißt es bei der Initia­tive.

Was die Park­häuser angeht, helfe es, dass die meisten Auto­fahrer nicht sonder­lich spontan seien, sagt Experte Bien­zeisler. "Die meisten Leute fahren tatsäch­lich immer in dasselbe Park­haus."

Die für Android und iOS verfüg­bare Navi­ga­tions-App Sygic bietet optional jetzt auch eine Radar­warn-Funk­tion. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren News.

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