Geladen

Induktion: Drahtlos laden kann nicht jeder

Drahtlos laden klingt gut. Kein Wunder: Schließ­lich reicht eine Kontakt­fläche. Lästiges Hantieren mit dem Lade­kabel entfällt. Doch wie prak­ti­kabel und nach­haltig ist die Tech­no­logie wirk­lich?
Von dpa /

Galaxy Buds und Galaxy S10 auf einem kabellosen Ladegerät Galaxy Buds und Galaxy S10 auf einem kabellosen Ladegerät
Bild: teltarif.de / Andre Reinhardt
Das Smart­phone ohne Kabel­salat aufladen? Ist mitt­ler­weile möglich. Auch Kopf­hörer, Smart­wat­ches und andere elek­tro­ni­sche Geräte können heut­zu­tage steckerlos mit Energie versorgt werden - dem Elek­tro­ma­gne­tismus sei Dank.

"Induk­tives Laden ist verein­facht gesagt der berüh­rungs­lose Transfer von elek­tri­scher Energie mittels elek­tro­ma­gne­ti­scher Felder", erklärt Ralf Petri vom Elek­tro­technik-Verband VDE. Dabei würden zwei Spulen genutzt. Einmal im Lade­gerät, das ein elek­tro­ma­gne­ti­sches Feld erzeugt, und einmal im Empfän­ger­gerät, das dieses Feld zurück in Strom wandelt. "Promi­nen­testes Beispiel sind sicher­lich die elek­tri­sche Zahn­bürste im Bad und aktu­elle Smart­phones."

Vor allem Qi-Stan­dard ist verbreitet

Im Induk­tions-Alltag spiele vor allem der Qi-Stan­dard eine Rolle, sagt Sebas­tian Klöß vom IT-Bran­chen­ver­band Bitkom. "Gerade mit diesem kommen Endnutzer in Kontakt." Hinter Qi, dem chine­si­schen Wort für Lebens­en­ergie, stehe das Wire­less Power Consor­tium (WPC), an dem sich etwa zahl­reiche Smart­phone-Hersteller betei­ligen.

"Vor allem hoch­prei­sige High-End-Smart­phones sind für induk­tives Laden vorbe­reitet", erklärt Robin Brand von der "c't". Aber verlassen kann man sich darauf nicht. Im Zweifel helfe vor dem Kauf ein Blick in das Daten­blatt.

"Aber auch ältere Modelle, die das kabel­lose Laden von sich aus noch nicht unter­stützen, lassen sich mit entspre­chenden Lade­schalen fit fürs induk­tive Laden machen", erläu­tert Klöß. Er weist auf einen wich­tigen Punkt hin: "Induk­tives Laden dauert etwas länger als das Laden per Kabel." Beim Kauf einer Drahtlos-Lade­matte oder -Lade­schale sollte man deshalb darauf achten, ob sie schnelles Laden unter­stützt, also einen höheren Lade­strom abgibt.

Robin Brand erklärt, warum: Quälend lang könne sich das draht­lose Laden mit einer 5-Watt-Station hinziehen. Eini­ger­maßen schnell ließen sich Akkus dagegen mit 15-Watt-Lade­ge­räten befüllen. Aber Vorsicht: "Einfach das 'schnel­lere' Lade­gerät zu kaufen, bringt nichts, wenn sich das Gerät nur auf lang­sames Draht­los­laden versteht." Das Schnell­la­de­gerät sollte also vom Smart­phone-Hersteller kommen oder explizit fürs eigene Gerät frei­ge­geben sein. Galaxy Buds und Galaxy S10 auf einem kabellosen Ladegerät Galaxy Buds und Galaxy S10 auf einem kabellosen Ladegerät
Bild: teltarif.de / Andre Reinhardt

Wirkungs­grad beim draht­losen Laden

Und wird beim Draht­los­laden Strom verschwendet? "Der Wirkungs­grad von induk­tivem Laden ist etwas geringer als beim Laden per Kabel", erklärt Sebastin Klöß. Es entstehe ein gewisser Ener­gie­ver­lust, der aller­dings immer weiter mini­miert werde.

Weil Smart­phones ohnehin nicht viel Strom benö­tigen, bezif­fert Robin Brand die Kosten des Mehr­be­darfs für das draht­lose Laden eines Tele­fons auf zwei bis drei Euro im Jahr. Sonst gebe es keine Unter­schiede: "Im Leer­lauf nehmen die meisten von uns getes­teten Lade­sta­tionen ähnlich wenig Strom auf wie Netz­teile, aber selbst die schlechten verpul­vern keine vier Euro im Jahr."

Auf der anderen Seite sieht Robin Brand im kabel­losen Laden sogar Nach­hal­tig­keits-Vorteile: "Da beim Laden kein Kabel mehr in die Lade­buchse gesteckt werden muss, verschleißt der Anschluss des Smart­phones auch nicht." Das Gerät muss also im Zweifel seltener repa­riert werden und steht länger im Dienst seines Besit­zers.

Ein weiterer Vorteil in diesem Kontext: Mit derselben Lade­sta­tion können sowohl Android- als auch iOS-Geräte drahtlos geladen werden. Und das ist noch nicht alles. "Ob Kopf­hörer, elek­tri­sche Zahn­bürsten oder Compu­ter­mäuse: Es gibt mitt­ler­weile etliche Geräte, die sich drahtlos laden lassen", sagt Brand.

Dual Charger: Lade­matten für mehrere Geräte

"Auf univer­sellen kabel­losen Lade­matten, die beispiels­weise den Qi-Stan­dard unter­stützen, können aber in der Regel nur Smart­phones und Tablets geladen werden, außerdem einige Lade­hüllen von True-Wirelss-Kopf­hö­rern", schränkt Klöß ein. Für die meisten anderen Geräte würden andere, indi­vi­du­elle Lade­stan­dards verwendet.

Im Handel finden sich auch Lade­matten und Lade­sta­tionen, auf denen gleich­zeitig mehrere Geräte geladen werden können - beispiels­weise mehrere Smart­phones oder ein Smart­phone und eine Lade­schale für Kopf­hörer. "Wer solch ein Gerät möchte, sollte bei der Auswahl auf die Bezeich­nung Dual Charger achten", rät Klöß. Manche dieser Modelle hätten auch eine Fläche zum Laden von Smart­wat­ches.

Drahtlos-Lade­ge­räte meist ohne Netz­teil

Wer ein Ladepad oder eine Lade­sta­tion kaufen möchte, sollte sich verge­wis­sern, dass er auch ein Gerät besitzt, das drahtlos geladen werden kann - und muss wissen, dass er oft noch ein Netz­teil dazu benö­tigt. "Das Netz­teil selbst fehlt häufig, wer eines braucht, sollte auf den Liefer­um­fang achten", erklärt Robin Brand von der "c't". Doch da neuen Smart­phones immer noch fast ausnahmslos Netz­teile und Lade­kabel beiliegen, dürften die meisten Haus­halte gut versorgt sein.

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