Apple vs. Einheitsladekabel: Lieber kabellos statt USB-C?
Die babylonische Kabelverwirrung ist schon zurückgegangen, Hohl-Stecker und der 30polige Apple-Connector sind Geschichte.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Je nachdem welches Smartphone man hat, braucht man unterschiedliche Ladekabel. Früher hatte jeder Hersteller sein eigenes Kabel oder auch mehrere, es gab so rund 20-30 Varianten, bis die EU hier ein Machtwort sprach. Am Ende blieben im wesentlichen drei Normen übrig: Micro USB, USB-C und Lightning.
Trennung von Kabel und Ladegerät erfolgreich
Die babylonische Kabelverwirrung ist schon zurückgegangen, Hohl-Stecker und der 30polige Apple-Connector sind Geschichte.
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Immerhin konnte durchgesetzt werden, dass Ladegerät und Kabel getrennt wurden. Ladegeräte haben heute meist eine USB-A-Buchse, wie wir sie vom Computer her kennen. Die allermeisten Ladekabel haben logischerweise einen USB-A-Stecker. Dadurch sparen Anwender schon viel Geld und vermeiden Elektroschrott, wobei gerade ältere Ladegeräte sehr schwach oder nicht mehr sicher sein können. Bei neueren Handys ist ab Werk schon gar kein Ladegerät mehr beigepackt.
Nachdem lange die USB-Micro-Buchse vorherrschend war, hat sich die Branche auf USB-C geeinigt. Der Reiz von USB-C ist, dass der Stecker beliebig herum hineingesteckt werden kann. Das geht bei USB-Micro nicht.
Und dann gibt es noch Apple. Die setzen weiterhin auf ihren "Lightning" Stecker, der - analog zum USB-C-Standard - auch "beliebig" herum eingesteckt werden kann. Die EU hätte am liebsten nur noch einen Stecker.
Chance für die Zubehör Industrie
Für knapp 20 Euro hilft eine Puderdose mit Kabel und passenden Adaptern (vonmaehlen.com)
Foto: vonmaehlen.com
Die Zubehör-Branche freut sich: Kabel mit Adapter-Steckern oder Kupplungen erfreuen sich größer Beliebtheit. Ein pfiffiges Tool ist "Allroundo" der norddeutschen Designschmiede "Vonmählen". Als "Allroundo" bekommt man für 19,99 Euro ein nette Puder-Dose mit einem flexiblen USB-A auf micro-USB Spiral-Kabel, das nicht nur Strom, sondern auch Daten transportiert und über mitgelieferte Adapater sich auf USB A, Micro-USB oder Lightning anpassen lässt. Ab Mitte August startet der Nachfolger Allroundo C, der dann von USB-C auf USB-C verbindet und wiederum passende Adapter für andere Standards an Bord hat.
Apple: Lightning-Standard weit verbreitet
Apple argumentiert, dass der Lightning-Standard weit verbreitet sei. Ihn jetzt abzuschaffen, würde unzähligen Nutzern vor den Kopf stoßen. Kritiker hingegen finden, dass das "nur die halbe Wahrheit" sein könnte. Natürlich könnte sich die gesamte Branche komplett auf "Lightning" einigen. Apple wäre das sicherlich recht, weil sie darauf Patente und Lizenzen halten.
Apple ist eigenwillig
Schon 2009 hatte die ganze Branche eine Absichtserklärung für ein Standard-Ladekabel unterschrieben – doch in der Praxis hätte Apple eher das Gegenteil gemacht und die Vereinheitlichung jahrelang torpediert, berichtete netzpolitik.org.
Apple hatte bis 2012 einen 30-poligen-Anschluss, ab 2012 hat Apple dann den Lightning-Anschluss in allen iPhones verbaut. Dabei hatten sich alle anderen Hersteller längst auf den damaligen Standard Micro-USB verständigt. Doch da kann man den Stecker nicht umdrehen und verbiegt ihn leicht.
Bessere Technik, weiter voraus?
Dass Apple auf seiner eigenen Technik festhält, muss nicht unbedingt schlecht sein. Vielleicht sind sie der Konkurrenz einfach weiter voraus. Beispiel Flash: Schon der legendäre Steve Jobs hatte Flash verteufelt und jetzt fast 20 Jahre später ist Flash wirklich aus Sicherheitsgründen auf dem Schutthaufen der IT-Geschichte gelandet.
Außer bei den Mac-Computern und bei bestimmen Tablets hat Apple bereits den um "Thunderbolt" erweiterten USB-Standard eingeführt, bei Handys aber noch nicht.
Künftig alles kabellos?
Möglicherweise setzt Apple künftig auf völlig kabelloses Laden. Auch da möchte die EU regulierend eingreifen, weil sie eine babylonische Normenverwirrung befürchtet.
Die Apple Tochter "Beats" stellt günstige Ohrstöpsel vor, die kabellos funktionieren.