Themenspezial: Verbraucher & Service Standard

EU: Neue Runde für einheitliche Ladekabel

Nach bereits gescheiterten Versuchen in der Vergangenheit, will sich die EU jetzt erneut für einheitliche Ladekabel bei Smartphones einsetzen.
Von David Rist

Der USB-C-Anschluss eines Huawei P10 USB-C (hier beim Huawei P10) könnte der neue Standard werden, doch darauf müssen sich die Hersteller erstmal einigen
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Das Thema ist nicht neu, allerdings auch noch lange nicht abgeschlossen. Bereits seit Jahren bemüht sich die EU einen einheitlichen Standard bei Smartphone-Ladekabeln einzuführen. Schon 2009 wurde eine erste frei­willige Vereinbarung mit den damals größten Smartphone-Herstellern getroffen. Darunter auch Samsung und Apple. Diese beiden und andere Hersteller verpflichteten sich Lade­kabel nach dem Micro-USB-Standard zu unterstützen. Zwar wurde dies nach Angaben der Unternehmen auch bei 90 Prozent der Geräte umgesetzt, Ende 2012 endete die Vereinbarung aber wieder.

Der USB-C-Anschluss eines Huawei P10 USB-C (hier beim Huawei P10) könnte der neue Standard werden, doch darauf müssen sich die Hersteller erstmal einigen
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Aktuell gibt es keine einheitlichen Lade­kabel. Keine? Nicht ganz, denn zumindest unter Android-Smartphones hat sich weitest­gehend der Micro-USB-Standard durch­gesetzt. Bei neueren Android-Geräten setzt die Branche inzwischen auf den Nachfolger USB-C. Auf USB-C, und zwar nur auf USB-C, setzt Apple übrigens auch bei seinem neuen MacBook Pro. Nur bei den iPhones blieb Apple beim proprietären Lightning-Anschluss.

Keine erneute Fragmentierung des Markts für Ladekabel

Nun melden verschiedene Quellen unter Berufung auf die französische Nachrichtenagentur AFP, dass die EU-Kommission endgültig einheitliche Lade­kabel einführen will. Eine neue frei­willige Verpflichtung wäre bereits in Arbeit. Die EU sei "zuversichtlich", bald eine Lösung zu finden, teilte eine Sprecherin mit. Die für den Binnen­markt zuständige Kommissarin Elzbieta Bienkowska ging sogar soweit, anzukündigen, eine "erneute Fragmentierung des Markts für Ladegeräte" werde sie "nicht hinnehmen".

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Bild: dpa
Das klingt aus Verbraucher­sicht alles sehr positiv. Doch drängt sich die Frage auf, warum das Vorhaben diesmal besser umgesetzt werden sollte, als in der Vergangen­heit. Immerhin soll es sich ja auch beim neuen Entwurf um eine freiwillige Vereinbarung handeln und der schloss sich, beispielsweise Apple, ja bereits 2009 an. Ein iPhone mit USB-Anschluss hat es aber bis heute nicht gegeben. Oder etwa doch? Denn abschließend bleibt noch die Frage, wie genau ein einheitliches Lade­kabel definiert ist. Auch Apples Lightning-Anschluss ist ja im Grunde ein USB-Kabel, zumindest auf einer Seite.

Wirklich spannend wird es also erst, sobald ein Entwurf der neuen Vereinbarung einzusehen ist. Erst dann lässt sich sagen, ob es sich dabei - wieder - um eine gut gemeinte Vereinbarung handelt oder ob sich Verbraucher dadurch eine tatsächliche Veränderung erhoffen können. Der Verbraucher dürfte dabei übrigens gar nicht im unmittelbaren Vorder­grund stehen, sondern die Umwelt. Von einem voran­gegangenen Vorhaben zur Vereinheitlichung der Lade­kabel für Smartphones aus dem Jahr 2014 erhoffte man sich bis zu 51000 Tonnen Elektro­schrott pro Jahr einzusparen. Neue Lade­kabel müssten bei einer Vereinheitlichung nämlich nicht mehr jedem Neugerät beigelegt werden.

Im Übrigen berichtete das Wall Street Journal erst Ende Februar darüber, dass das iPhone 8 mit USB-C-Anschluss kommen könnte, wenngleich iPhone-Gerüchte generell mit Vorsicht zu genießen sind.

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