Einblick in die Elektro-Auto-Welt: Strom, Stecker und Tarife
Betrachten wir also die Autos mit Batterie, egal ob PHEV oder BEV. Geladen werden kann mit Wechselstrom (AC) und Gleichstrom (DC). Doch nicht jedes Auto versteht jede Stromart. Es haben sich zum Laden von E-Autos in Europa zwei Steckernormen herauskristallisiert, eine dritte (japanische) Norm ist ein Auslaufmodell. In den USA gibt es übrigens ganz andere Stecker, falls man sich einen Tesla privat importieren sollte.
Ältere Ladesäule mit CHAdeMo (links), CCS (Mitte, in Benutzung) und Typ2 (rechts)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
- CHAdeMO: Wer zum Beispiel einen Nissan Leaf fährt, braucht einen CHAdeMO-Stecker. Diese kuriose Abkürzung steht für „Charge de Move“ (also in etwa: Bewegung durch Ladung). Die Japaner verstehen darunter aber eine „Tasse Tee", die man trinken könnte, während man das Auto lädt. CHAdeMO ist ein Auslaufmodell und nicht an allen Ladesäulen verfügbar.
- Typ2: "Typ2", genauer "Mennekes Typ2", geht auf das Unternehmen Mennekes zurück, das diesen Stecker entwickelt hat. Eigentlich hat jedes Elektro-Auto diesen Anschluss und kann darüber zwischen 3,6 und 22 kW laden. Einige Modelle schaffen über Typ2 sogar bis zu 50 kW (etwa bestimmte Renault ZOE "Phase 1").
Wer ein Elektro-Auto kauft, bekommt in der Regel vom Händler ab Werk ein Typ2-Ladekabel dazu. Der dickere Stecker des Kabels kommt ins Auto, der dünnere an die Ladesäule.
Der CCS-Hochleistungstecker ist fest am Ladekabel angebracht. - HPC mit CCS: Der CCS-Stecker (für Combined Charging System) ist eine Erweiterung von Typ2 mit zwei weiten Pins für Hochleistung-Ladung (HPC) mit Gleichstrom (DC). Aufgrund der hohen Ströme ist am Ladekabel der Station der Stecker schon fest verbunden. Der Kunde muss also nur ein Auto mit CCS-Anschluss haben und die Ladeklappen oder Stöpsel freigeben, bevor geladen werden kann.
An High Power Charging (HPC) Ladestationen, z.B. auf Autobahnen oder an Ladeparks (viele Ladestationen auf einmal), finden Sie den CCS-Stecker. Der ist fest am Kabel der Ladestation verbunden, das Ladekabel kann sogar gekühlt sein, weil hier - je nach Anbieter und Bedarf des Kunden - bis zu 350 kW Leistung mit 400 bis 800 Volt übertragen werden.
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Wie lange dauert der Aufladevorgang?
Längst gibt es Spitzenmodelle, die mit einer Ladung von 10 auf 80 Prozent in 15 bis 20 Minuten fertig sind - zum Beispiel der Ioniq 5 von Hyundai. Die Zeit reicht, um die Toilette aufzusuchen oder sich an der Tankstelle ein belegtes Brötchen oder einen Snack in einem amerikanischen Gourmet-Restaurant zu kaufen und zu verzehren.
Wenn ein Auto einen CCS-Anschluss hat, kann man einen leeren Akku in einer Stunde locker auf 80 Prozent oder darüber aufladen - das reicht, um weiter zu kommen. Autos mit Typ2-Anschluss und einer Ladeleistung von 22 kW brauchen etwa drei Stunden von leer bis fast voll. Als Faustformel dividiert man die Akkukapazität durch die mögliche Ladeleistung.
Richtig lange dauert es nur, wenn man an einer 230 Volt "Schuko" Haushaltssteckdose aufladen will. Die liefert im Idealfall 3,6 kW (16 Ampere x 230 Volt, einphasig) und dann braucht ein 52-kW-Akku halt 13 Stunden, was über Nacht kein Problem darstellt, auf Langstrecken aber keine Option ist. Bevor an einer heimischen Schukosteckdose regelmäßig geladen wird, sollte sich ein geprüfter Elektriker das genau anschauen.
Wie bezahle ich den Strom?
Wer Strom tanken will, braucht eine Ladestation, entweder daheim in der Garage oder am Straßenrand vom örtlichen Stromversorger oder auf einem Ladeparkplatz von einem Säulenbetreiber. Die Bezahlung des Stroms kann wahlweise über eine Ladekarte des Säulenanbieters oder eines Ladeverbundes erfolgen, beispielsweise EWE-Go, Plugsurfing, EnBW, Maingau oder andere. Die Ladekarte kommt man vom Anbieter und hinterlegt dort seine Adresse und seine Bank-, PayPal- oder Kreditkartendaten.
Anzeige von Restladedauer, Akkustand und Reichweite (Renault ZOE, Phase 2)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Viele Ladesäulen (aber nicht alle) erlauben auch die Zahlung per QR-Code. Das erfordert einwandfreie Mobilfunkversorgung an der Ladesäule. Dann wird man auf die Abrechnungsseite des Dienstleisters gelenkt, wo man am Ende über eine App oder direkt mit PayPal oder über eine Kreditkarte bezahlen kann.
Ladesäulen mit Kartenleser, die unmittelbar Girocard ("EC-Karte"), Maestro oder Kreditkarten von MasterCard, Visa oder American Express akzeptieren, sind bislang selten. Die Politik wünscht sich das dringend, die Ladestromanbieter wehren sich derzeit noch eher dagegen.
Was kostet der Strom?
Wer an eine Benzintankstelle fährt, sieht schon vor dem Tankvorgang die aktuellen Preise. Die gelten für jeden Kunden, der an dieser Tankstelle tankt. Wer an eine Ladesäule fährt, sieht dort keinen Preis. Es gilt der Preis des Ladekarten-Anbieters. Das kann ein bundesweiter Einheitspreis sein, es kann aber auch eine Unterscheidung zwischen "eigenen" und "fremden" Ladesäulen geben.
Der Preis an einer gewählten Ladesäule kann sich je nach verwendeter Ladekarte deutlich unterscheiden. Da z. B. der Ladesäulen-Anbieter Ionity aufgrund der "aufwendigen Technik" von Fremdkunden recht hohe Preise von 79 oder 89 Cent pro kWh berechnet (teilweise auch mehr), sind einige Ladekarten-Anbieter dazu übergegangen, diese Säulen entweder für ihre Kunden zu sperren oder den höheren Sondertarif durchzureichen.
Wenige Ladekarten ohne Aufpreis
Es gibt aber (noch) wenige Lade-Karten, welche die Differenz zwischen dem Standard-Preis und dem Sonderpreis auf eigenes Risiko übernehmen. Man sollte aber diese Chance nicht zu stark ausnutzen, sonst sind Preiserhöhungen oder auch eine Kündigung des Kartenanbieters denkbar. Das findet man meist tief versteckt in den AGB. Aktuell haben die meisten Kartenanbieter ihre Preise angepasst.
Kostenlose Ladesäulen?
Ja das gibt es noch. Bestimmte Gemeinden oder Verbrauchermärkte haben Ladesäulen installiert, an denen man kostenlos Strom zapfen kann. Eine Ladekarte ist hier normalerweise nicht notwendig.
Wie funktionieren Ladekarten?
Ladekarten beruhen auf dem NFC-Prinzip. Man geht an die Ladesäule, entnimmt das HPC-CCS-DC-Ladekabel oder steckt sein Typ-2-AC-Ladekabel in die Säule und das andere Ende kommt ans Auto. Nun wird an der Ladesäule die Ladekarte vor den Leser gehalten, evtl. ist auch ein kleiner Bildschirm eingebaut, der über den weiteren Vorgang informiert oder um weitere Aktionen (z.B. das Drücken einer Taste) bittet. Dann findet eine Kommunikation zwischen Kartenanbieter und Ladesäulenbetreiber statt, und wenn alles klappt, fließt der Strom.
Wer roamt mit wem?
Bei den Ladekarten ist es wie beim Roaming am Handy. Nicht jede Karte funktioniert an jeder Säule und die Kosten sind schwer durchschaubar. Nicht alle Ladekarten-Anbieter haben mit allen Ladesäulenbetreibern "Roaming"-Abkommen. Und es kann sein, dass man an Säule A mit der Karte vom Anbieter X weniger bezahlt als mit der Karte vom Anbieter Y.
Ist der Ladevorgang beendet, wird je nach Säule die bezogene Strom-Lademenge angezeigt. Der Bezug sollte auch relativ kurzfristig in der App des Ladekartenabieters zu sehen sein, einige Anbieter schicken auch gleich eine Rechnung per E-Mail. Doch es kann auch vorkommen, dass der eine oder andere Tankvorgang erst zwei bis drei Monate später (es kann auch schon länger gedauert haben) gebucht wird.
Auf der dritten und letzten Seite stellen wir einige Ladestrom-Anbieter vor und nennen Preise.