Einblick in die Elektro-Auto-Welt: Strom, Stecker und Tarife
Die folgende Übersicht ist rein subjektiv. Die Zahl der Anbieter wächst stetig, und welcher Anbieter an welcher Säule funktioniert, sollte man im Zweifelsfall ausprobieren. Bei großen Anbietern wie EnBW oder Plugsurfing ist die Chance hoch, dass die Karten auch im Ausland an dortigen Ladesäulen funktionieren.
EnBW
Der Stromversorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) ist seit längerem ins Autostrom-Geschäft eingestiegen und betreibt inzwischen auch große Ladeparks, in denen vom elektrischen Kleinwagen bis zum Porsche Taycan mit 800-Volt-Technologie alles geladen werden kann. Bei den Preisen unterscheidet EnBW zwischen "eigenen" Ladestationen und fremden Ladestationen.
EnBW bietet drei Tarifoptionen an
Im Standard-Tarif ist man flexibel, d. h. ohne monatliche Grundgebühr. An EnBW-Säulen kostet die kWh für AC 45 Cent und für DC 55 Cent, an "fremden" Säulen von sogenannten "Hochpreisbetreibern" (wie z. B. Ionity) sind es 79 Cent pro Kilowatt-Stunde. Bleibt man länger als vier Stunden an einer Ladesäule stehen, wird eine sogenannte "Blockiergebühr" fällig, die 10 Cent pro Minute (maximal 12 Euro pro Ladevorgang) plus den geladenen Strom beträgt. Das könnte bei Fahrzeugen mit schwacher Ladeleistung (z. B. Hybride oder ältere Modelle mit maximal 3,6 kW/h) schon ins Gewicht fallen. Die EnBW-Ladekarte kostet im Standard-Tarif einmalig 9,90 Euro. Statt der Ladekarte kann auch über die App eine Ladung angestoßen und abgerechnet werden.
Überdachte Ladestation von Fastned (bei Limburg/Lahn)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Im Viellader-Tarif wird zwischen EnBW-Säulen und anderen Betreibern unterschieden. Die Kilowattstunde (AC) kostet bei EnBW 36, sonst 39 Cent. Für Gleichstrom sind es 46 Cent (EnBW) und 49 Cent (andere Betreiber). Die Blockiergebühr wird wie im Standard-Tarif berechnet. Dazu kommt eine monatliche Grundgebühr von 5,99 Euro.
Im Vorteils-Tarif gelten 38 bzw. 42 Cent bei AC und 48 bzw. 52 Cent bei DC. Die Ladekarte kostet einmalig 9,90 Euro (ADAC-Mitglieder erhalten sie kostenlos), eine Grundgebühr fällt nicht an. Der Tarif kann nur gebucht werden, wenn man entweder schon Strom- oder Gaskunde bei EnBW oder ADAC-Mitglied ist. Bei der Bestellung und Anmeldung muss die ADAC-Mitgliedsnummer angegeben werden.
EWE-Go
Den Begriff "EWE" kennen teltarif.de-Leser als Telefon- und Internetanbieter im Norden des Landes. Die EWE-Gruppe liefert aber auch Strom und Gas und baut gemeinsam mit der Deutschen Telekom unter dem Namen "Glasfaser Nordwest" ein Glasfasernetz auf. Die EWE-Tochter EWE-Go versteht sich als "führender" Betreiber von Ladeinfrastruktur im Nordwesten Deutschlands.
Deren Ladekarte heißt EWE-Go und kann im Internet für einmalig 9,90 Euro bestellt und bundesweit und darüber hinaus genutzt werden.
Bei Aufladen mit AC an EWE-Go-Säulen sind 39 Cent/kWh, an "Partner-Ladestationen" sind 44 Cent/kWh zu zahlen. Für DC-Schnellladen sind bei EWE Go 49 Cent/kWh und an fremden Säulen (auch Ionity) 54 Cent/kWh fällig.
Plugsurfing
Das Unternehmen Plugsurfing bietet für seine Kunden einen Ladechip als Schlüsselanhänger (ähnlich einer Parkmünze oder dem Mitarbeiter-Zugangs-Chip) mit eingebautem NFC-Element an. Die Rechnung kann per Kreditkarte oder PayPal bezahlt werden. Unter dem Namen ZE-Pass können Renault-Fahrer eine Karte erwerben, die ebenfalls über Plugsurfing abgerechnet wird.
Plugsurfing hat "Festpreise" für Deutschland eingeführt: 48 Cent/kWh (AC), 64 Cent/kWh (DC) und 89 Cent/kWh (Ionity).
Maingau Energie
Der Stromanbieter aus Hessen ist bundesweit bei Elektrofahrern recht beliebt geworden, weil seine Karte mit sehr vielen unterschiedlichen Ladestrom-Anbietern funktioniert. Maingau berechnet 44 Cent für AC und 54 Cent für DC. Ist man auch privater Stromkunde bei dem Unternehmen, gibt es jeweils 14 Cent/kWh Rabatt.
Weitere Anbieter
Es gibt noch einige Anbieter mehr, die Ladesäulen betreiben und/oder Ladekarten herausgeben. Einige Anbieter setzen auf Flatrates, andere berechnen den Strom nicht nach kWh, sondern nach Ladung oder Ladezeit. Hier sollte man nachrechnen, bevor man eine solche Karte einsetzt. Bestimmte Anbieter sind nur sehr regional tätig und haben möglicherweise keine Roaming-Abkommen.
Was macht Tesla anders?
Der Automobilhersteller Tesla betreibt sein eigenes Ladenetz
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Der Elektro-Auto-Pionier Tesla hat früh verstanden, dass elektrisches Autofahren nur funktionieren wird, wenn es ausreichend Ladesäulen gibt. Also hat Tesla sein eigenes Ladesäulen-Netz über die USA und Europa und weitere Teile der Welt ausgerollt. Einfach Kabel mit Stecker aus der Säule aushängen und ins Auto einstecken. Die Abrechnung klärt das Auto mit Tesla direkt, nur beim ersten Einrichten des Wagens muss ein Kundenkonto angelegt und eine Bezahlmethode festgelegt werden.
Wer schon länger Tesla fährt, kennt den Begriff "Free Supercharging". Hier ist der Strom für eine bestimmte Zeit oder Kilometerleistung kostenlos, teilweise auch auf Lebenszeit des Autos. Wer Freunden einen Tesla weiterempfiehlt, kann dabei Freikilometer durch kostenloses Aufladen für seinen eigenen Tesla bekommen.
Natürlich kann man einen Tesla auch an "fremden" Ladesäulen aufladen. Dann braucht man eine Ladekarte oder muss mit QR-Code oder via App oder Webseite bezahlen.
Umgekehrt plant Tesla, seine Ladesäulen bald auch für Nicht-Tesla-Fahrer zu öffnen. Dazu muss die Tesla-App installiert und ein Abrechnungskonto eingerichtet werden. Der genaue Termin steht noch nicht fest.
Laden an der Wallbox daheim
Wer daheim laden will, kann das an einer Ladestation (Wallbox) oder über einen Adapter an der 230 Volt Schukosteckdose tun.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wer zu Hause laden kann und will, zahlt den Strompreis seines Energieversorgers, der oft bei etwa 30 Cent pro kWh liegt. Eine Ladekarte ist nicht notwendig. Einfach Stecker ins Auto und die Ladung beginnt.
Wer zur Miete oder in den eigenen vier Wänden wohnt, kann selbst aktiv werden oder vom Vermieter eine Ladestation verlangen. Ladestationen werden evtl. noch gefördert. 900 Euro pro Ladestation zahlt beispielsweise die KfW-Bank (440), aber unbedingt die Bedingungen einhalten, sonst gibts am Ende keine Förderung.
Ladestationen (Wallboxen) daheim dürfen - wenn sie gefördert werden sollen - maximal 11 kW Leistung abgeben. Das muss man dem örtlichen E-Werk mitteilen. Es gibt auch heimische Ladeboxen, die 22 kW Leistung können (und von der KfW nicht gefördert werden), da muss der Elektriker sich erst eine Freigabe des Stromversorgers holen und dickere Leitungen legen.
Förderung beim Autokauf
Genauso gibt es beim Kauf eines neuen E-Autos einen staatlichen Zuschuss von bis zu knapp unter 10.000 Euro. 6000 Euro (bis 30.6.2021 waren es noch 6100 Euro) kann der Käufer bekommen, wenn er beim Antrag stellen alles richtig macht, ein guter Händler hilft hier gerne. Die restlichen 3900 Euro gibts als Rabatt beim Autohersteller oder Händler. Die genauen aktuellen Spielregeln findet man bei der BAFA.
Ein Elektro-Auto mit eSIM von Telekom oder Vodafone gibts von BMW.