Themenmonat IFA&Konvergenz internetfähiger TV

Überblick: Der Internet-Zugang im Fernseher

Web-Nutzung am Fernseher – ein Traum, viele Umsetzungsmöglichkeiten
Von Hagen Hellwig / Marleen Frontzeck-Hornke

Versuche, das Internet und TV zu verbinden, gibt es schon fast solange, wie es das Internet gibt. Bisher hat sich jedoch keine einheitliche Standard-Anwendung durchgesetzt. Die Möglichkeiten reichen heute von der einfachen Nutzung des TV-Bildschirms als PC-Monitor über den Zugriff des Fernsehers auf ausgewählte Computer-Inhalte bis hin zu vollwertigen PC-Modulen am oder im TV-Gerät. Gefördert wird der neue Anlauf zur Internet-Nutzung am Fernseher durch die FullHD-Auflösung, die mindestens an die Auflösung von PC-Monitoren heranreicht, und die schiere Größe der heutigen TV-Bildschirme, die Details von Webseiten auch noch vom Sofa aus erkennbar macht. Zudem hat die Datenrate des Internets in der Vergangenheit ordentlich zugelegt, so dass alle Inhalte einschließlich Videos schnell und sicher übermittelt werden können.

Neue Inhalte für die Verbindung von Broadcast und Broadband

Multimedia-Homescreen von Panasonic Multimedia-Homescreen von Panasonic
Bild: Panasonic
Die Vision ist, "Broadcast" (TV-Signale) und "Broadband" (Internet-Signale) zu verbinden bzw. in ein Endgerät münden zu lassen. Der immer noch existierende, rudimentär wirkende Videotext wäre damit abgelöst. Einige Anbieter von Inhalten wie zum Beispiel bild.de haben es mit ihren vielfältigen Video-Beiträgen direkt auf die TV-Bildschirme abgesehen und treten zukünftig zu herkömmlichen Fernsehsendern in Konkurrenz. Aber auch die bisherigen Nur-Fernsehsender bieten schon seit langem Internet-Inhalte wie zum Beispiel die "Mediathek" von ARD und ZDF, die – bequemerweise – am besten auf dem Fernseher anzusehen wären.

Jeder, in dessen Haushalt üblicherweise ein Computer und ein separater Fernseher steht, müsste sich fragen: Brauche ich das? Von der einfachen Antwort mit der Logik-Formel "Aus 2 mach 1" haben sich die Hersteller mittlerweile weitgehend verabschiedet. Es geht also nicht mehr darum, alle Angebote von Computer- und Fernsehprogrammen in einem Gerät zu vereinigen. Zwar ist es technisch möglich, Bildschirme zu bauen, die einen Kompromiss zwischen den hohen Kontrastansprüchen der PC-Darstellung und der Leuchtkraft eines TV-Bildes beherrschen, aber entscheidend sind die Nutzergewohnheiten: Niemand will sich am Arbeitsplatz vor seinem PC-Bildschirm – und sei er noch so groß – abendfüllende Spielfilme ansehen; und niemand will umgekehrt vor dem Fernseher auf dem Sofa längere Texte schreiben und Tabellen erstellen.

Zugriff auf PC-Inhalte vom Fernseher aus

AppliCast von Sony - Übersichtsseite "AppliCast" von Sony - Übersichtsseite
Bild: Sony
Eine simple, aber effektive Nutzung von Computer-Inhalten auf dem TV-Bildschirm bietet "DLNA". Das ermöglicht die fernsehgerechte Übertragung (per Kabel oder drahtlos) und Darstellung von Multimediadaten wie Fotos und Videos vom PC oder einem Home-Server auf dem Fernseher. Vorteile: Auf dem PC gespeicherte Fotos können hochauflösend auf dem TV-Bildschirm angeschaut werden. Und die TV-Fernbedienung dient als Steuerung zum bequemen "Blättern" im digitalen Fotoalbum. Deren Steuerbefehle sind zwar begrenzt, aber die in modernen TV-Geräten übliche HDMI-Schnittstelle (High Definition Multimedia Interface) ermöglicht es, die Signale an externe Geräte weiterzugeben und eine hoch auflösende, digitale Datenübertragung zu gewährleisten.

Dargestellt werden nur die reinen Fotos oder andere Multimedia-Inhalte. Alle jetzt entbehrlichen PC-Inhalte, wie zum Beispiel Ordnerstrukturen des Explorers, werden ausgeblendet. Einer der Anbieter von Fernsehgeräten mit DLNA-Technik ist Toshiba. Soll dennoch der komplette PC-Screen dargestellt werden, wird im Falle eines Windows-Betriebssystems ein TV-Multimedia-Screen angezeigt, das sogenannte Windows Media Center. Dieses wird für den Nutzer als eine vereinfachte Form des herkömmlichen PC-Bilschirms mit Windows-Betriebssystem erkenntlich.

Um nicht nur auf bereits im PC gespeicherte Daten, sondern regulär auf das Internet und die dort abrufbaren Videostreams zugreifen zu können, ist eine Breitband-Internetleitung mit einer Empfangsrate von mindestens 2 MBit/s nötig – wie für den Computer auch. Denn noch kommen die Internetsignale über eine separate Leitung – getrennt von den schon immer "breitbandigen" Fernsehsignalen, wie TV-Kabel oder per Satellit.

Inhaltlich geht es beim dem Internet-Zugriff über den Fernseher jedoch nicht unbedingt um noch mehr Filme aus dem World Wide Web, sondern um die speziellen Inhalte, die vielfach nicht von großen Sendeanstalten, sondern von den Usern selbst stammen, wie zum Beispiel auf YouTube (Videos) oder Flickr (Fotos).

Welche vier Varianten es gibt, das Internet auf den Fernseher zu bringen, lesen Sie auf der nächsten Seite.