Datensammelei

Google Street View: Angeblich unabsichtlich Nutzdaten gesammelt

Unternehmen stoppt das Aufspüren von WLAN-Netzen
Von Ralf Trautmann mit Material von dpa

Vor rund drei Wochen geriet der umstrittene Dienst Street View von Google erneut in die Kritik: Es war bekannt geworden, dass das Unternehmen seine Fahrzeuge mit Scannern ausgestattet, die drahtlose Datennetze (WLAN) aufspüren und registrieren. Zunächst hatte Google allerdings mitgeteilt, es werde lediglich der Name des Netzes (die so genannte SSID) sowie die MAC-Adresse, mittels derer der verwendete Router eindeutig identifizierbar ist, gespeichert. Jetzt indes verlautete vom Unternehmen, dass auch Nutzdaten abgegriffen worden seien. Google-Logo Bild: Google

"Das war ein Fehler, den wir zutiefst bedauern und für den wir um Entschuldigung bitten", sagte ein Google-Sprecher. Google kündigte an, das Erfassen von WLAN-Funkstationen durch die Street-View-Autos zu stoppen und auch nicht wieder aufzunehmen.

Google: Fehler beim Aufsetzen der Scan-Software

Für das "unabsichtliche" Ausspähen der Daten machte der Google-Sprecher einen Fehler beim Aufsetzen der Scan-Software verantwortlich. In das Programm sei aus Versehen auch Code aus einem anderen Projekt eines Programmierers eingeflossen, in dem der Datenverkehr einer Funkstation vollständig analysiert worden sei. Dieser Fehler sei erst aufgefallen, nachdem man sich bei Google intern mit einem detaillierten Fragenkatalog des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar auseinandergesetzt habe.

Bei den gespeicherten Daten handele es sich aus verschiedenen Gründen in der Regel nur um Bruchstücke von Nutzdaten, teilte Google mit - nicht zuletzt, da die Autos in Bewegung seien und das WLAN-Netz in dem Moment genutzt werden müsse, wenn es sich in Reichweite des Fahrzeugs befinde. Nicht erfasst worden seien Nutzerdaten aus gesicherten Netzen. Dennoch nehme Google den Vorfall sehr ernst und werde nun mit einer "externen Partei" sicherstellen, dass die unrechtmäßig gespeicherten Daten gelöscht werden. Außerdem suche Google in dieser Angelegenheit aktiv den Kontakt zu den Datenschutzbehörden und Regulatoren.

Verbraucherministerium: "Werden diesen Fall nicht auf sich beruhen lassen"

Der Vorgang sei ein weiterer Beleg dafür, "dass Datenschutz für Google noch immer ein Fremdwort ist", sagte ein Sprecher von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU). Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar forderte "eine detaillierte Prüfung" des Umgangs von Google mit personenbezogenen Daten durch unabhängige Behörden.

"Wir werden diesen Fall nicht auf sich beruhen lassen", erklärte das Verbraucherschutzministerium. "Wie viele Pannen will sich Google eigentlich noch leisten?" Nach dem jüngsten Vorfall müsse das Unternehmen "endlich die Karten auf den Tisch legen, welche Daten bei Street View erfasst, gespeichert, vernetzt und vermarktet werden". Google müsse auch offenlegen, "wie die unzulässig erfassten Daten ungeschützter Funknetze gelöscht werden".

Schaar: "Höchst ungewöhnliche" Erklärung

Als "höchst ungewöhnlich" kritisierte Schaar die Erklärung, die Panne sei versehentlich geschehen. Das Mindeste, was man dazu sagen könne sei: "Eines der größten Unternehmen der Welt, der Weltmarktführer im Internetbereich, hat die ganz normalen Regeln bei Entwicklung und Einsatz von Software nicht beachtet", sagte Schaar.

Weitere Artikel zum Thema veröffentlichte Daten im Internet