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Experten: Handyverbot im Flugzeug macht keinen Sinn mehr

Studien sollen Ungefährlichkeit der Handystrahlung belegen
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Kaum gab es Handys, waren sie auch schon im Flugzeug verboten. Doch daran soll sich bald etwas ändern: Eine neue Studie zur Ungefährlichkeit soll eine Lockerung des starren Handyverbots erwirken.

In einem Bericht zum kategorischen Verbot funkender Geräte im Flugzeug spricht die Financial Times Deutschland in ihrer heutigen Ausgabe von einer "Quarantäne". Gerade für Geschäftskunden, die die Flugzeit für ungestörtes Arbeiten nutzen könnten, ist die vom Kabinen-Team gebetsmühlenartig wiederholte Aufforderung, alle elektronischen Geräte abzuschalten, ein Ärgernis. Mit einer Studie will die USA-Luftfahrtbehörde FAA überprüfen, unter welchen Umständen man die Nutzung elektronischer Geräte während Start und Landung erlauben könnte

Stören mobile Geräte die Bordelektronik wirklich?

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Regierungs- und Industrievertreter sollen ab Herbst gemeinsam mit Luftfahrt- und Mobilfunkexperten untersuchen, ob das starre Funkverbot in der Kabine überhaupt technisch notwendig ist - angestrebt wird eine Lockerung des jetzigen Verbots.

Dass elektronische Geräte Funkwellen abstrahlen ist ebenso unbestritten wie die Tatsache, dass die Bordelektronik eines Flugzeugs beim Start und bei der Landung am meisten leisten muss. Doch das ursprüngliche Verbot beruhte seinerzeit praktisch nicht auf echten Forschungen, sondern auf purer Sorge - eine echte Gefährdung der Bordelektronik konnte bis heute nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Physiker geben auf der einen Seite zu bedenken, dass mobile Geräte auf ganz anderen Frequenzen funken würden als die Flugzeug-Elektronik. Auf der anderen Seite gibt es wohl Erfahrungsberichte von Piloten, deren Navigation durch Handys von Fluggästen beeinträchtigt worden sein soll.

Komplettverbot seinerzeit einfachste Lösung, heute umstritten

Wenn das kategorische Handyverbot wirklich so lebenswichtig wäre, würden wir jeden Tag in den Medien von unzähligen Flugzeugabstürzen lesen. Denn Umfragen in den USA haben ergeben, dass die Hälfte der dortigen Fluggäste bei Inlandsflügen das Handy nicht komplett ausschaltet, wie von Flugbegleitern und Sicherheitsvideos gefordert.

Ein Komplett-Verbot soll seinerzeit Anfang der 90er Jahre die einfachste und sicherste Lösung gewesen sein. Trotzdem wird die Bordelektronik neuer Flugzeuge heutzutage auch mit im Passagierraum eingeschalteten Mobiltelefonen getestet. Immerhin dürfen nach Erreichen der Flughöhe bei vielen Airlines Geräte bis zum Einsetzen der Landung inzwischen wieder benutzt werden.

Rein technisch betrachtet könnten die Flugzeugbauer gemeinsam mit den Airlines den Nachweis erbringen, dass die Funkfrequenzen gewisser Geräte im Passagierraum ungefährlich sind. Bisher haben die meisten Fluggesellschaften davor zurückgeschreckt, weil diese Nachweise sehr teuer sind. Mittlerweile werden solche Nachweise allerdings angefertigt, um beispielsweise WLAN im Flugzeug anbieten zu können. Eine Übersicht der Internet-Angebote von Airlines haben wir bereits in einer separaten Meldung zusammengefasst.

Keine Angst-Entscheidungen, sondern echte Fakten

Trotzdem können Piloten bei einer echten oder vermuteten Störung der Bordelektronik den Gebrauch elektronischer Geräte während des Flugs jederzeit verbieten. Mittlerweile mehren sich aber die Stimmen, dass für ein Verbot echte Beweise vorgelegt werden müssten, Angst alleine sei keine gute Grundlage. Dies soll mit der neuen Studie erreicht werden.

Denn auch nicht unbedingt funkende Geräte wie Multimediaplayer, Digitalkameras und mobile Spielekonsolen müssen momentan während Start und Landung ausgeschaltet bleiben. Der Grund dafür könnte bisher auch sicherheitstechnischer Natur gewesen sind. Denn bei Turbulenzen fliegen einfach nicht so viele Geräte durch die Kabine wie ohne Verbot.

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