Huawei Mate S im Test: Schönling mit kleinen Macken
Gute Sprachqualität, aber Abstriche beim Internet
Die Mikrofone an der unteren Gerätekante wirken sich positiv auf die Telefonie-Funktion aus. Der
Gesprächspartner verstand uns während Telefonaten stets ohne Probleme und ohne störendes Rauschen im
Hintergrund. Auch dann, wenn beispielsweise auf dem Bahnhof ein Zug einfuhr, der laut zu hören war. Die
Geräuschunterdrückung zur Filterung störender Nebengeräusche setzt automatisch ein, manchmal
allerdings etwas zu abrupt. Die Folge ist dann ein etwas abgehackter Eindruck einzelner Wörter. Die ebenfalls
an der unteren Kante angebrachten Lautsprecher geben den Ton während eines Gesprächs mit Freisprecheinrichtung
nur mono wieder, dafür aber in einer ausgewogenen Klangqualität. Leider müssen wir in Deutschland aber vorerst
auf die Dual-SIM-Version des Mate S verzichten. Die Basis-Variante des Smartphones gibt es hierzulande nur
als Single-SIM-Version.
Schönes Design, doch Macken beim Internet
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
So gut sich das Mate S auch beim Telefonieren schlägt, so schade ist es, dass in Sachen Internet einige
Abstriche gemacht werden müssen. Das Huawei-Gerät unterstützt zwar alle gängigen LTE-Frequenzen, jedoch nur
LTE Cat.4. Somit sind Nutzer deutlich langsamer unterwegs als mit anderen Flaggschiffen, die via Mobilfunknetz
Geschwindigkeiten von bis zu 300 MBit/s oder mehr bieten.
Auch beim WLAN zeigte sich Huawei sparsam und hat nur einen Chip mit 2,4-GHz-Support eingebaut. Auf das 5-GHz-Frequenzband müssen Nutzer ebenso verzichten wie auf WLAN ac. Das ist eines aktuellen Flaggschiffes nicht würdig, vor allem dann nicht, wenn man den für Huawei-Verhältnisse sehr hohen Preis betrachtet.
Was die übrigen Schnittstellen angeht, so ist das Mate S aber gut ausgestattet: Es gibt neben GPS und Glonass auch ein FM-Radio und Bluetooth 4.0 sowie NFC zur drahtlosen Datenübertragung.
Akku des Mate S: Ausdauernder als gedacht
Das Mate S bietet einen fest eingebauten Akku mit einer Kapazität von 2700 mAh. Im Vergleich zum
6 Zoll großen Vorgänger sind das 1400 mAh weniger. Dementsprechend ist auch die Ausdauer der
Batterie schwächer als beim Ascend Mate 7. Dennoch kann die Akkuleistung des Mate S im Alltag
überzeugen. Wird das Smartphone mit automatischer Display-Helligkeit betrieben, hält es das Gerät bei
durchschnittlicher Nutzung aus gelegentlichem Surfen im Netz, diversen kurzen Telefonaten und dem
ein oder anderen Video knapp zwei Tage ohne Steckdose aus.
Rückseite aus Aluminium mit spezieller Nanobeschichtung
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Im Akkutest von PCMark - bei dem eine solche durchschnittliche Nutzung in Dauerschleife, allerdings bei
maximaler Helligkeit getestet wird - brauchte der Akku des Mate S für den Sprung von 80 auf 20 Prozent
Akkuladung satte 6 Stunden und 45 Minuten. Damit zeigte sich der Akku deutlich ausdauernder als
beispielsweise die Batterie des Galaxy S6 (5 Stunden) und des Galaxy S6 Edge (5 Stunden
59 Minuten).
Besonderheiten wie Wireless Charging bietet die Batterie allerdings nicht, doch hat Huawei einen Ultra-Stromsparmodus integriert, bei dem alle nicht-relevanten Funktionen gestoppt werden und somit die Laufzeit bei niedrigem Akkustand verlängert werden kann.
Fotoqualität des Mate S
Huawei hat das Mate S mit einer 13-Megapixel-Hauptkamera und einer Frontkamera mit 8 Megapixel ausgestattet. Die Hauptkamera hat eine f/2.0-Blende, einen BSI-Sensor sowie einen optischen Bildstabilisator und wird von einem zweifarbigen Blitz unterstützt. Die Frontkamera kommt hingegen mit f/2.4-Blende und (leider etwas zu dunkel geratenem) LED-Blitz. Bei Selbstaufnahmen, sogenannten Selfies, nimmt die Kamera die Personen stets spiegelverkehrt auf, einen Effekt, den wir auch von anderen Handy-Kameras kennen. Leider lässt sich dieser Spiegel-Effekt aber auch in den Einstellungen nicht abstellen.
Der leicht verständliche Aufbau der Kamera-App ist dem der App des Ascend Mate 7 sehr ähnlich. Nur finden
sich nun die zusätzlichen Kurzlinks zum Zeitraffer und zur Lichtmalerei direkt über dem virtuellen Auslöse-Button.
Auch innerhalb der Modi finden sich Veränderungen, wobei der neue Modus Pro Kamera wohl die meiste Aufmerksamkeit
auf sich zieht. Mit ihm können Nutzer die Belichtungszeit, den ISO sowie diverse andere Parameter selbst
einstellen - ähnlich wie es bei Systemkameras der Fall ist.
Blick auf den Pro-Kamera-Modus des Huawei Mate S
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Im Auto-Modus haben wir die Kamera in zwei verschiedenen Lichtverhältnissen auf ihre Bildqualität hin
untersucht. Die Kamera fokussierte und löste recht schnell aus - wahlweise auch mit Druck auf die Lautstärketaste.
In einem mit Kunstlicht gut ausgeleuchteten Raum erzielten wir im Test gute Fotoergebnisse, bei denen Details gut
erkennbar sind. Die verschiedenen Farbräume sind klar voneinander abgegrenzt, wobei die Farben zum Teil aber etwas
blass wirken. Bei schlechten Lichtverhältnissen in einem Raum mit nur kleiner, indirekter Lichtquelle waren
die Bildergebnisse zweigeteilt. Zwar lassen sich auf den Fotos noch einige Details erkennen, Farben deutlich
unterscheiden und das üblicherweise bei solchen Lichtbedingungen auftretende Bildrauschen hält sich in Grenzen,
doch zeigt sich gerade bei den Gelbtönen ein sichtbarer Dopplungseffekt. Dieser trat bereits beim Ascend
Mate 7 auf und wurde von Huawei leider nicht ausgebessert.
Zur Veranschaulichung haben wir zwei Testbilder in Originalgröße im Test eingebunden. Zudem finden Sie weitere Informationen sowie einen Vergleich mit den Kameras andere Top-Smartphones in unserem großen Kamera-Test.
Kurzer Kommentar zum Abschluss
Abschließen möchten wir an dieser Stelle einen kurzen Kommentar zum Huawei Mate S abgeben. Dies tun wir in einem Handy-Test für gewöhnlich nicht, doch ist das Mate S eine Ausnahme. Denn nahezu zeitgleich zum aktuellen Huawei-Flaggschiff hat die vom Hersteller abgekoppelte Marke Honor das Honor 7 nach Deutschland gebracht. Dieses zeigt nicht nur optisch Ähnlichkeit zum Mate S, es ist auch nahezu identisch ausgestattet. Wie im Test bereits erwähnt, bietet das Honor 7 den gleichen Prozessor und Arbeitsspeicher wie das Mate S und die Display-Auflösung ist identisch, auch wenn das Display des Honor-Modells 0,3 Zoll kleiner ist. Das Honor 7 bietet zudem viele Funktionen des Mate S wie Knuckle Sense und den Fingerabdrucksensor.
Allerdings lassen sich im Honor 7 zwei SIM-Karten gleichzeitig betreiben, das Gerät bietet das schnellere
LTE Cat.6 sowie WLAN a/b/g/n/ac. Die Kamera macht Fotos mit 20 statt nur 13 Megapixel. Dennoch ist das
Honor 7 etwa 300 Euro günstiger als das neue Mate S. Wer also nicht am Design des Mate S
hängt, findet im Honor 7 ein gleichwertiges, wenn nicht gar besser ausgestattetes Smartphone zum deutlich
günstigeren Preis. In unserem ausführlichen Kommentar haben wir uns im Detail mit den
beiden Geräten und ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten beschäftigt.
Design des Mate S (mittig): Eine Mischung aus dem Mate 7 und dem Apple iPhone 6S Plus
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Fazit des Mate-S-Test: Schönheit allein reicht nicht
Unbestreitbar ist das Mate S ein wirklich schönes Smartphone, in dessen Gestaltung Huawei sicherlich viel Zeit investiert hat. Hochwertige Materialien, eine schöne Formgebung und ein intuitives Handling machen das Mate S aus. Zudem bietet das Smartphone eine sehr solide Leistung sowie einige nette und auch brauchbare Funktionen - sowohl in Sachen Hardware als auch Software. Der Akku zeigte sich im Test ausdauernder als zunächst vermutet.
Doch gibt es auch klare Abstriche, die vor allem im Bereich Internet auffallen. Das Mate S unterstützt nur LTE Cat.4. Und beim WLAN weder das 5-GHz-Band noch WLAN ac. Zudem ist das Smartphone deutlich teurer als bisherige Modelle des Herstellers, weshalb die Einschränkungen im Internet noch schwerer wiegen.