Test

Huawei Mate S im Test: Schönling mit kleinen Macken

Das Huawei Mate S will hochwertiges Design mit viel Leistung kombinieren. Unbestreitbar ist das Smartphone ein hübscher Vertreter seiner Klasse, doch kann das Gerät auch technisch überzeugen? Wir klären diese Frage in unserem Handy-Test und zeigen neue Funktionen im Video.
Von Rita Deutschbein

Prozessor: Diese Kombination kennen wir doch

Im Huawei Mate S arbeitet der hauseigene HiSilicon Kirin 935 zusammen mit 3 GB Arbeits­speicher. Wem diese Kombination bekannt vorkommt, hat Recht: Auch im kürzlich getesteten Honor 7 wird auf das gleiche Chip-RAM-Zusammenspiel gesetzt. In diesem Test sind wir bereits im Detail auf die Leistung des System on Chip (SoC) eingegangen, daher beschreiben wir hier die wichtigsten Eckdaten nur in Kürze: Der Kirin 935 ist ein 64-Bit-fähiger Octa-Core-Prozessor, der sich aus zweimal vier Cortex-A53-Kernen mit einer maximalen Taktrate von 1,5 GHz bzw. bis zu 2,2 GHz zusammen­setzt, wobei die Kerne im big.LITTLE-Verfahren geschaltet werden. Der Chip bringt eine Mali-T628 MP4 Grafik­einheit mit, die auch anspruchsvolle 3D-Spiele zumeist flüssig meistert.

Aufgrund der identischen Chip-RAM-Kombination fielen auch die Benchmark-Ergebnisse der beiden Geräte nahezu gleich aus. Die kleinen Abweichungen in den Werten sind messbedingt. Im Test von AnTuTu kam das Mate S auf einen Score von 50 649 (Honor 7: 52 418) und im Unlimited-Test von 3DMark erreichte das Handy 11 861 Punkte (Honor 7: 12 019). Beides sind gute Ergebnisse, die zwar hinter denen der aktuellen Galaxy-S6-Familie von Samsung zurückbleiben, aber dennoch über den Scores vergleich­barer Flaggschiffe liegen.

In der Praxis zeigt sich die gute Prozessor-Leistung in einem flüssigen Betrieb ohne lange Wartezeiten beim Multitasking oder beim Öffnen von Apps. Dennoch muss gesagt werden, dass dem Chip bei voller Auslastung die Leistungs­reserven fehlen, die beispielsweise CPUs mit A57-Kernen mitbringen, da die A53-Kerne bei gleichem Takt im Schnitt etwa 40 Prozent langsamer rechnen. Huawei Mate S mit Android 5.1.1 und Emui 3.0 Huawei Mate S mit Android 5.1.1 und Emui 3.0
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein

Android Lollipop und aktuelle Emui-Version

Punkten kann das Huawei Mate S beim Betriebssystem. Das Smartphone wird mit Android 5.1.1 Lollipop sowie der aktuellen Version der Oberfläche Emotion UI (Emui) ausgeliefert. Zwar hat Google mit Android 6.0 Marshmallow bereits eine aktuellere Betriebs­system­version auf Lager, doch wird gerade erst damit begonnen, diese auf Geräte auszuliefern. Dass sich Huawei mit Lollipop für eine vergleichsweise neue Android-Version entschieden hat, ist sinnvoll. Denn die Emui-Oberfläche gehört zu den am stärksten angepassten Oberflächen überhaupt und erinnert in ihrem Aufbau stark an Apple iOS. Updates auf aktuellere Betriebs­system­versionen dauern daher erfahrungs­gemäß bei Huawei und Honor recht lang.

Das Mate S bietet eine Kapazität von 32 GB, wobei sich der Speicher mittels microSD-Speicher­karte erweitern lässt. Für Nutzer frei verwendbar sind allerdings nur etwa 26,7 GB, der Rest wird vom System belegt. Zum Start bringt das Mate S einige bereits installierte Anwendungen mit, es ist aber keineswegs mit unnötigen Apps vollgestopft. Zu den installierten Programmen gehören u.a. das Office-Programm WPS Office sowie die Notiz-Anwendung Todoist. Auch der bereits von Huawei bekannte Telefon­manager zur Verwaltung des Systems ist vorhanden. Fingerabdrucksensor und Kamera des Mate S Fingerabdrucksensor und Kamera des Mate S
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein

Besondere Hardware-Funktionen

Abseits der "Software-Mitbringsel" bietet das Mate S auch in Sachen Hardware-Funktionen die eine oder andere Besonderheit. Erwähnt werden sollten hier vor allem der Fingerabdrucksensor, die Technologie namens Knuckle Sense sowie die drei Mikrofone.

Der Finger­abdruck­sensor ist wie beim Ascend Mate 7 auf der Rückseite platziert und somit intuitiv erreichbar, auch wenn das Smartphone in der Hand gehalten wird. Die Aktivierung und Entsperrung des Gerätes erfolgt mit einmaligem Auflegen des zuvor registrierten Fingers auch aus dem Standby-Modus heraus. Damit ist der Finger­abdruck­sensor des Mate S den Pendants von Hersteller wie Apple oder Samsung einen Schritt voraus. Bis zu fünf Finger­abdrücke lassen sich speichern, wobei die Verwaltung der Abdrücke im Menü durch ein Passwort geschützt werden kann. Gesichert werden kann auch der Zugang zu bestimmten Apps, die sich dann nur per Fingerprint öffnen lassen.

Doch der Sensor lässt sich nicht nur zur Entsperrung des Handys nutzen. Mit einem Wisch über die Touch-Fläche können Nutzer auch mit nicht registrierten Fingern durch die Bilder-Galerie scrollen oder die Benach­richtigungs­leiste öffnen.

Knuckle Sense und Dual-Screen-Modus im Video

Knuckle Sense nennt Huawei die Anwendung, die das Öffnen von wichtigen Apps erleichtern und die Bedienung des Mate S intuitiver gestalten soll. Die Technologie ist bereits vom Huawei P8 oder vom Honor 7 bekannt und kommt auf dem Mate S in der Version 2.0 zum Einsatz. Durch ein doppeltes Klopfen mit dem Fingerknöchel auf das Display wird beispielsweise ein Screenshot aufgenommen - das umständliche Drücken von zwei festgelegten Knöpfen entfällt. Weiterhin können Nutzer mit dem Fingerknöchel zuvor festgelegte Buchstaben auf den Screen malen. In den Einstellungen im Unterpunkt Bewegungs­steuerung -> Zeichnen lässt sich definieren, welche App beim Schreiben der Buchstaben geöffnet werden soll. Eingestellt sind die Buchstaben c für Kamera, e für Browser, m für den Musik-Player und w für Wetter. Das Schreiben mit dem Fingerknöchel bedarf einiger Übung, damit das Display die Tätigkeit auch als Schreiben erkennt und nicht einfach der Screen hin- und hergeschoben wird. Da ist es oft einfacher, den direkten Weg über die App zu gehen, um ein Programm zu öffnen (siehe Video).

Ebenfalls im Menü aktiviert werden kann die Multi-Window-Funktion. Streicht der Nutzer mit zwei Fingern vom unteren Display-Rand zur Mitte des Screens, öffnen sich zwei in ihrer Größe verstellbare Fenster mit Apps, die für die Doppel-Anzeige geeignet sind. Die Auswahl an kompatiblen Anwendungen ist allerdings begrenzt. Bislang funktioniert die Multi-Window-Funktion nur mit der Video-App, der Galerie, dem Browser, der Memo-App, dem Datei-Ordner, der Standard-Email-App, den Designs und dem Kalender.

Ebenfalls erwähnenswert sind die im Mate S eingebauten Mikrofone - das Smartphone besitzt nämlich drei. Ein Mikrofon ist an der oberen Kante und die anderen beiden links und rechts von der microUSB-Buchse an der unteren Kante platziert. Die Recorder-App ist in ihrer Funktion auf die drei Mikrofone ausgelegt: Der Recorder erkannte in unserem Test recht zuverlässig, aus welcher Richtung die relevanten Töne kommen und filterte störende Hinter­grund­geräusche heraus. Reden die Gesprächspartner nacheinander funktionierte die Tonaufnahme gut. Probleme gab es allerdings, wenn mehrere Sprecher durcheinander diskutieren - dann kann der Recorder nicht mehr zwischen einem relevanten Gespräch und Hinter­grund­geräuschen unterscheiden.

Auf der letzten Seite erfahren Sie, warum Nutzer in Sachen Internet schmerzhafte Abstriche machen müssen. Außerdem nehmen wir die Kamera unter die Lupe, verraten unsere Meinung zum Gerät und fassen unsere Beobachtungen in einem Testfazit zusammen.

Inhalt:
Seite 1: Preis, Design, Nanobeschichtung und Display
Prozessor, System und besondere Funktionen
Seite 3: Telefonie/Internet, Akku, Kamera und Fazit

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