Online-Shopping

17-Jähriger bestellt hundertfach auf fremde Kosten

Geliefert wurde an nicht benutzte Briefkästen und leerstehende Häuser
Von dpa / Kaj-Sören Mossdorf

Laptops, Fotoapparate, Brillen, Bekleidung, Zigaretten, Spirituosen - ein 17-Jähriger aus Gifhorn hat sich alle möglichen Waren auf Kosten nichtsahnender Online-Kunden bestellt. Nach fünf Monaten Ermittlungen wirft die Polizei Gifhorn dem Jugendlichen rund 340 Fälle von Internetkriminalität vor. Der Jugendliche hatte bei Online-Firmen mehrere tausend Datensätze von Kreditkarteninhabern und Firmenkunden ausgespäht, teilte die Polizei am Donnerstag mit.

"Der genaue Schaden steht noch nicht fest, wir gehen von einer fünfstelligen Summe aus", sagte Jürgen Schmidt, Leiter der Kriminalpolizei Gifhorn. Neben dem 17-Jährigen würden auch von anderen Polizeiinspektionen noch weitere Verdächtige verfolgt werden.

Waren in leerstehende Häuser geliefert

Die mit den geklauten Daten bestellten Waren ließ sich der 17-Jährige an leerstehende Häuser, ungenutzte Briefkästen oder Packstationen in der Region schicken, aber auch zu Komplizen in ganz Deutschland. Die Waren verkauften sie dann im Bekanntenkreis. Die Gruppe wird auch verdächtigt, Online-Auftritte großer Firmen nur zum Spaß zerstört zu haben. Selbst nach ersten Ermittlungen klaute der 17-Jährige weiter Daten und ließ sich in Internetforen auch noch über die vermeintliche Ohnmacht der Polizei aus.

Über den Internetdienstanbieter des Jugendlichen bekamen die Ermittler die Identifikationsnummern der Internet-Anschlüsse des 17-Jährigen, der Firmen und der Kunden und konnten so die einzelnen Betrügereien nachweisen.

Polizei fürchtet Anstieg von Internetkriminalität

In Zukunft rechnet die Polizei mit einem sprunghaften Anstieg von Internetkriminalität. "Künftig werden solche Ermittlungen extrem erschwert", sagte Schmidt mit Blick auf das Verbot der Speicherung von Kommunikationsdaten durch das Bundesverfassungsgericht. "Die Politik ist gefordert, schnellstmöglich verfassungsgemäße gesetzliche Regelungen zu schaffen, um diese Gesetzeslücke, die in erster Linie dem Täterschutz und nicht dem Datenschutz dient, zu schließen", fordert Schmidt.

Kontobewegungen kontrollieren

Den Kunden im Internet legt Schmidt nahe, generell nur unter besonderer Vorsicht ihre Daten im Internet anzugeben. "Es genügt nicht, wenn ein Shop Werbung mit angeblich sicheren Seiten macht", sagte er. Jeder, der im Internet Daten angibt, müsse damit rechnen, dass diese von Kriminellen ausgespäht und missbraucht werden. Eine regelmäßige Kontrolle von Kontobewegungen seien dringend erforderlich.

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