Kurztest

iPhone 6S Plus: Bringen mehr Megapixel wirklich mehr?

Bei der Vorstellung der neuen iPhones hat Apple bezüglich der neuen iSight-Kameras den Mund sehr voll genommen. Aber lösen die ersten fotografischen Ergebnisse dieses Versprechen ein? Wir haben die Kamera des iPhone 6S Plus mit der des Vorgängers verglichen.
Von / / Marleen Frontzeck-Hornke

Die Kameras der neuen iPhone-Modelle 6S und 6S Plus sollen laut Apple wieder einmal alles bisher dagewesene in den Schatten stellen. Ob die neue iSight-Kamera wirklich so neu und revolutionär ist, haben wir bereits in diesem Kommentar diskutiert. Durch einen neuen Bildsignalprozessor will Apple beispielsweise räumliches und zeitliches Bildrauschen reduziert haben. Aber wie viele Vorteile bringen diese in der Praxis?

Datenblätter

Im Vergleich zum Vorgängermodell ist beim iPhone 6S (Plus) die Kameraauflösung von 8 auf 12 Megapixel gewachsen. Wir wollten wissen, ob mehr Pixel auch mehr Bildinhalt abliefern können, also feine Strukturen wirklich besser aufgelöst werden. Denn die Sensorgröße ist trotz der Erhöhung der Pixelzahl gleich geblieben. Folglich hat Apple die Pixelgröße beim iPhone 6S und iPhone6S Plus auf 1,22 Mikrometer (µm) gesenkt, beim iPhone 6 und 6 Plus kam die 8-Megapixel-Kamera noch mit Pixeln mit 1,5 Mikrometer Seitenlänge. Pro Pixel kommt entsprechend weniger Licht an, was im Zweifelsfall der Bildqualität abträglich ist.

Hinzu kommt, dass bei Smartphone-Kameras meist nicht der Sensor, sondern andere Effekte die tatsächliche Auflösung begrenzen: Wenn das Linsensystem nicht perfekt scharf abbildet oder der Autofokus nicht den Punkt maximaler Schärfe findet, dann kann der Sensor das mit zusätzlichen Pixeln nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Je höher der Sensor auflöst, desto klarer erkennt man dann, dass die anderen Systeme nicht mithalten. Und das ist gar nicht so unwahrscheinlich: Der physikalische Effekt der Beugung an der Blende limitiert bei kleinen Kameras die tatsächliche Auflösung auf wenige Magapixel.

Was letztendlich für den Nutzer zählt, sind ohnehin nicht vollmundige Versprechen des Herstellers, nackte Megapixel-Zahlen oder die Diskussion über die Welleneigenschaften des Lichts, sondern die Qualität der Bilder in der Praxis. Diese sollen sowohl auf dem Monitor als auch ausgedruckt auf Fotopapier richtig gut aussehen. Wie schlägt sich die Kamera des vor wenigen Stunden neu eingetroffenen iPhone-Modells 6S Plus im Vergleich zu der Kamera des iPhone 6 Plus? Wir zeigen hier einmal erste Testbilder, ein ausführlicher Kameratest folgt später.

Kurztest mit abfotografiertem Text in verschiedenen Größen

Um die Auflösung der Kameras zu vergleichen, schicken wir das Apple iPhone 6 Plus und iPhone 6S Plus quasi zum Sehtest, wie man ihn vom Augenoptiker kennt. Auf einer Tafel an der Wand befindet sich ein kurzer Text in verschiedenen Schriftgrößen. In der obersten Zeile ist er so groß, dass er auch aus etwa einem Meter Entfernung sehr gut lesbar ist. Die letzte Zeile ist dafür aber zu klein, sie geht im Rauschen unter.

Die Abnahme der Schriftgröße von Zeile zu Zeile beträgt 20 Prozent. Diese ist so gewählt, dass man pro Zeile, die man nach unten geht, die Auflösung um 50 Prozent erhöhen muss, um diese noch genauso scharf zu erkennen, wie die Zeile davor. Der 12-Megapixel-Test wäre also bestanden, wenn beim iPhone 6S Plus beispielsweise Zeile 6 Plus genauso (un)scharf erscheint, wie Zeile 5 beim iPHone 6. Natürlich machen wir dazu beide Bilder aus exakt der gleichen Entfernung.

Der Test ist mit den beiden iPhone-Modellen besonders spannend, weil die meisten Kamera-Spezifikationen gleich geblieben sind: 5-Linsen-System, f/2,2-Blende und die Größe des Sensors. Eine optische Bildstabilisierung ist jeweils nur beim Plus-Gerät integriert. Wesentlicher Unterschied ist nur die Zahl der Pixel, die auf den Sensor gequetscht werden.

Foto-Ausschnitt des iPhone 6S Plus mit dem iPhone 6 Plus im direkten Vergleich Foto-Ausschnitt des iPhone 6S Plus mit dem iPhone 6 Plus im direkten Vergleich
Bild: teltarif.de

Um das Ergebnis direkt betrachten zu können, haben wir hier die zwei Fotos in Originalauflösung zum Download bereitgestellt:

Auswertung

Unser Vergleich zeigt, dass die 12-Megapixel-Kamera der iPhone 6S Plus etwa eine Zeile in unserem Testbild besser lesbar darstellt als die 8-Megapixel-Kamera des iPhone 6 Plus (bei 100-prozentiger Auflösung beider Testbilder mit einem Anstand von einem Meter). Beim iPhone 6 Plus ist auf dem Testfoto die Zeile 5 (diese finden Sie in den oben verlinkten Original-Bildern) noch gut lesbar und die Zeile 6 immerhin noch erkennbar. Bei der Aufnahme mit dem iPhone 6S Plus hingegen ist die gute Lesbarkeit noch in der Zeile 6 gegeben und die Zeile 7 noch erkennbar. Tendenziell ist der Kontrast in Zeile 7 beim iPhone 6S Plus sogar besser als in Zeile 6 beim iPhone 6S. Die Bilder sind beim iPhone 6S Plus also nicht nur größer (12 Megapixel versus 8 Megapixel) sondern auch im Verhältnis der Auflösungen schärfer geworden.

In unserem großen Kamera-Vergleichstest lassen wir stets die neuesten Smartphone-Topmodelle und ihre fotografischen Ergebnisse gegeneinander antreten. Den ausführlichen Test, der bald auch um die neuen iPhone-Modelle ergänzt wird, lesen Sie hier.

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