Feldversuch

Kabel Deutschland macht ersten Schritt in Richtung 8 GBit/s

Neuer Standard DVB-C2 im Feldversuch
Von Rita Deutschbein

Kabel Deutschland startet DVB-C2-Feldversuch Kabel Deutschland startet DVB-C2-Feldversuch
Bild: Kabel Deutschland
Deutschlands größter Kabel­netz­betreiber Kabel Deutschland (KDG) hat in den Städten Berlin, Hamburg und München einen Feldversuch gestartet, bei dem auf Kanal D 794 (794 MHz) das TV-Programm ab sofort dauerhaft in dem neuen Standard DVB-C2 übertragen wird. Die Einführung des neuen Standards, dem Nachfolger von DVB-C, soll die Breit­band­kabel-Infra­struktur weiter aufwerten und umfang­reichere Angebote ermöglichen, so Lorenz Glatz, Chief Technology Officer bei Kabel Deutschland zum Start des Versuchs. Bereits 2010 führte Kabel Deutschland erste Versuche mit DVB-C2 in seinem Kabelnetz durch. Damals ging es um die prinzipielle Erprobung des neuen Standards. Heute geht es um die Vorbereitung des Regelbetriebs mit DVB-C2.

Kabel Deutschland startet DVB-C2-Feldversuch Kabel Deutschland startet DVB-C2-Feldversuch
Bild: Kabel Deutschland
"Die wesentlichen Vorteile von DVB-C2 sind die höhere Übertragungseffizienz und die optimalen Anpassungsmöglichkeiten an die Charakteristiken unterschiedlicher Kabelnetze", so Glatz. Erreicht wird dies laut Kabel Deutschland durch das auch beim Mobilfunkstandard LTE sowie bei DVB-T verwendete Modulations­verfahren OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiplex), die 1024-QAM-Modulation sowie durch die Fehler­korrektur Low-Density-Parity-Check-Codes (LDPC). Alle drei kommen im zukünftigen DOCSIS-3.1-Standard zum Einsatz. Derzeit wird noch DOCSIS 3.0 verwendet. Die 1024-QAM-Modulation ermöglicht es, 10 Bit mit einem einzigen Signal zu übertragen. Pro MHz Bandbreite eines Kanals werden so 10 MBit/s erreicht. Die Fehler­kor­rek­tur­rate beträgt bei dem Feldversuch 3/4, das heißt, 1/4 aller übertragenen Bits dienen der Fehler­kor­rek­tur und 3/4 sind Nutzbits. Die Netto-Bitrate nach Abzug der Fehler­kor­rek­tur beträgt somit 7,5 MBit/s pro 1 MHz Bandbreite. Sie liegt damit um 46 Prozent höher als bei DVB-C.

Mit DVB-C2 kann die heute mögliche maximale Downstream-Kapazität in einem 862-MHz-Kabelnetz von derzeit theoretisch möglichen 5 GBit/s auf bis zu 8 GBit/s erhöht werden, wenn alle Kanäle umgestellt werden, inklusive Abschaltung bzw. Umstellung der Analogkanäle. "Die Einführung des neuen Standards wird die ohnehin schon sehr leistungs­fähige Infrastruktur Breit­bandkabel weiter aufwerten und noch umfang­reichere Angebote ermöglichen. Kabel­kunden dürfen also gespannt sein," verspricht Lorenz Glatz.

Haushalte benötigen DVB-C2-fähige Empfänger

Da DVB-C2 nicht zu DVB-C kompatibel ist, müssen die Haushalte auf neue Empfänger umsteigen, wenn sie auch in DVB-C2 ausgestrahlte Programme empfangen wollen. Herkömmliche DVB-C-Receiver sollten sich aber von auf DVB-C2 umgestellten Kanälen nicht stören lassen. Sie können dann nur die Programme empfangen, die noch analog bzw. in DVB-C eingespeist werden. Zu DVB-C2 kompatible Empfänger gibt es zum Feldversuch beispiels­weise von den Partner­unter­nehmen ARRIS, Astro Strobel Kommu­nikations­systeme und Sony. Noch ist die Auswahl an DVB-C2-fähigen Empfängern allerdings begrenzt.

Für die Kunden würde der Regelbetrieb von DVB-C2 nicht nur eine größere Auswahl an TV-Kanälen bedeuten, sie könnten dann auch von höheren Internet-Über­tragungs­raten profitieren. Welche Dauer Kabel Deutschland für den Feld­versuch angesetzt hat, gab der Netz­betreiber nicht bekannt. Sobald jedoch eine nennenswerte Verfüg­barkeit an entsprechenden Endgeräten für Kunden gewähr­leistet ist, soll der erweiterte Feldversuch in den DVB-C2-Regel­betrieb überführt werden. In welchem Tempo dann DVB-C2 eingeführt wird, ist derzeit ebenfalls offen. Möglich, aber wenig wahrscheinlich, wäre eine komplette Umstellung zu einem Stichtag.

Eher zu erwarten ist die schrittweise Einführung von DVB-C2. Empfänger älteren Baujahrs können dann zunächst weitergenutzt werden, da zumindest ein Teil der bisherigen Programme weiterhin empfangbar bleibt. Wer sich aber einen Receiver oder Fernseher mit Kabeltuner neu anschafft, sollte sich nach DVB-C2-kompatiblen Geräten umschauen und, wenn der Aufpreis nicht zu hoch ist, auch das zukunftssicherere Gerät kaufen: "Wir hoffen, dass die Geräte­industrie demnächst ihre Endgeräte mit kombinierten DVB-C2/DVB-C-Empfangs­teilen in den Markt bringen wird, damit wir dann unser DVB-C2-Angebot erweitern können und so Schritt für Schritt die Migration zu DVB-C2 ermöglicht wird," fasst Frank Hellemink, Vice President Network Engineering bei Kabel Deutschland, die Situation zusammen.

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