Kündigungen über Vermittler: Vodafone führt auch 2022
Jedes Jahr meldet sich der Vertragsvermittler Volders zu Wort, der für Interessenten, die ihre Daten hinterlassen möchten, einen Kündigungsservice betreibt. Volders schickt dann die Kündigung im Auftrag des Kunden an den jeweiligen Anbieter. Einmal im Jahr listet das Unternehmen die Anteile von Kündigungen nach Anbietern, beispielsweise aus der Telekommunikationsbranche, aber auch von Fitness-Studios oder anderen langfristig laufenden Angeboten wie Musik- oder TV-Streaming auf.
Um zu sparen, haben viele Verbraucher im abgelaufenen Jahr 2022 ihre Verträge für Mobilfunk, Internet oder Streaming gekündigt. Volders hat über 600.000 Kündigungen ausgewertet und liefert durchaus interessante Trends.
Vodafone auch 2022 auf Rang 1
Die Kündigungshitparade 2022 des Vertragsvermittlers Volders
Grafik: volders.de
Bei den Telekommunikationsanbietern liegt wiederum Vodafone mit über 30.000 Kündigungen an der Spitze des Rankings, vor der Telekom und o2. Bei den Kündigungsgründen nannten die Kunden häufig "finanzielle Gründe", bei Fitness-Studios war es eher der Zeitmangel.
Telekommunikationsbranche weiter vorne
Im Einzelnen vermittelte Volders über 30.000 Kündigungen an Vodafone, die auch 2021 vorne lagen. Die Telekom folgt mit 26.289 Kündigungen und o2 mit 22.489 Kündigungen. Auffällig viele Telekommunikationsanbieter seien auf den vorderen Rängen vertreten, denn auch 1&1 (Platz sechs: 16.727 Kündigungen) und Freenet (früher bekannt als Mobilcom-Debitel, Platz sieben: 10.387 Kündigungen) hätten es auf die Top-15-Liste der am meisten gekündigten Unternehmen im Jahr 2022 geschafft. Insgesamt seien 17 Prozent der über 600.000 untersuchten Kündigungen auf die Telekommunikationsbranche entfallen.
Zu teuer - zu wenig Zeit
Als häufigsten Kündigungsgrund bei den Telekommunikationsunternehmen nannten die scheidenden Kunden „zu hohe Kosten“ und „finanzielle Gründe“ (Vodafone: 31 Prozent, o2: 36 Prozent). Bei den Telekom-Verträgen waren es sogar mehr als die Hälfte (51 Prozent). Demgegenüber fällt bei Vodafone (16 Prozent) und o2 (12 Prozent) das „Preis-Leistungs-Verhältnis“ stärker ins Gewicht (Telekom: 7 Prozent). Außerdem entscheidend: „schlechter Kundenservice“ (Vodafone: 13 Prozent, O2: 10 Prozent, Telekom: 8 Prozent) und „Umzüge“ (am Zielort kann der Anbieter nicht liefern) die bei Vodafone mit 16 Prozent vor o2 mit neun Prozent und Telekom mit sechs Prozent genannt wurden.
Sky nicht mehr in den Top Ten – McFit zurück
Der Pay-TV-Anbieter Sky landete auf Platz elf der Jahresauswertung (6.348 Kündigungen weniger als im Vorjahr). Obwohl die Streaming-Konkurrenten DAZN und Amazon Prime (Platz fünf: 16.848 Kündigungen) sich immer mehr Übertragungsrechte für die Champions League und die Bundesliga sichern konnten, kündigte Sky eine Preiserhöhung an. Die Folge: Sky ist der Anbieter im Ranking, der am häufigsten wegen eines schlechten „Preis-Leistungs-Verhältnisses“ gekündigt wird (38 Prozent).
Neu dabei: Kaspersky
Der Antimalware-Software-Hersteller Kaspersky sei erstmals in die Rangliste auf dem 15. Platz eingestiegen (4.883 Kündigungen). Das dürfte auf die Warnung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im März vergangenen Jahres zurückzuführen sein, hier nannten 39 Prozent der Kunden „Sicherheitsbedenken“. Kaspersky hat russische Wurzeln und es gibt schon länger Bedenken, ob die russische "Machtelite" die installierte Software über eingebaute Hintertüren für virtuelle Angriffe missbrauchen könnte.
Männer kündigen häufiger, Frauen besonders bei einem Unternehmen
Unterschiede zeigen sich auch mit Blick auf das Geschlecht: Männer kündigen insgesamt häufiger (55 Prozent), speziell Fußball- und Virenschutz-Abos (Sky: 71 Prozent, Kaspersky: 69 Prozent). Überraschend: Frauen beenden nur bei der Online-Verkaufsplattform Digistore24 (Platz 14: 5.323 Kündigungen) eher ihre Mitgliedschaft (67 Prozent).
Für Jan Hendrik Ansink, Gründer und CEO von Volders, ist das kein Wunder: „Unser Kündigungs-Index gibt einen hervorragenden Überblick über die Entwicklung einzelner Branchen und es überrascht mich nicht, dass die Telekommunikationsunternehmen in diesem Jahr wieder ganz vorne stehen. Handyverträge sind in Deutschland stark verbreitet und die Kosten steigen oft nach einer vergünstigten Vertragslaufzeit. Mit einer Kündigung vor der Vertragsverlängerung vermeiden viele Kunden unnötige Mehrkosten und können sich durch einen Neuabschluss wieder attraktive Konditionen sichern. Aber auch bei anderen Verträgen wie Streaming oder Fitness lohnt sich eine sogenannte strategische Kündigung, mit der man seinen alten Anbieter dazu bringt, ein neues, attraktives Angebot zu machen.“
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Zahlen sind nicht absolut zu bewerten, da die allermeisten Kunden direkt beim Anbieter kündigen dürften und sich nicht der Dienste eines Vermittlers bedienen werden. Wenn aber ein Kunde mit einer Kündigung direkt beim Anbieter schlechte Erfahrungen gemacht haben sollte und vermeiden will, wieder "überredet" zu werden, könnte er zum Kündigungs-Dienstleister greifen, in der Hoffnung, dass diese Kündigung dann bevorzugt und sicherer abgewickelt wird und der Kunde wirklich den ungeliebten Vertrag auch wirklich los wird.
Bei der Telekommunikationsbranche kommt dazu, dass bei einem verlängerbaren Vertrag bessere Konditionen zu erzielen sind, wenn man erst einmal kündigt. Als vermeintlicher "Neukunde" rücken die Anbieter auf einmal bessere Rabatte oder stark vergünstigte Endgeräte heraus. Wie viel Geld die Anbieter sparen könnten, wenn sie den Bestandskunden einen guten Service und vielleicht auch Treuerabatte bieten, beginnt sich erst langsam herumzusprechen, etwa beim "Grow" Angebot von o2.
Dass Vodafone die Kündigungshitparade weiter anführt, sollte den Verantwortlichen in Düsseldorf und Newbury (England) weiter zu denken geben.
Vodafone kann es besser, so die Ansicht der Gruppen-Vorsitzenden Margherita Della Valle.