Fernsehen

Nach Corona-Hoch: 2022 wurde weniger ferngesehen

Neue Zahlen der AGF Video­for­schung: Während 2021 noch jeder Durch­schnitts­deut­sche mehr als drei­ein­halb Stunden am Tag TV gesehen hat, waren es 2022 im Schnitt nur noch drei Stunden und 15 Minuten.
Von dpa /

Im Jahr 2022 ist in Deutsch­land täglich deut­lich weniger fern­gesehen worden als zuvor in den Corona-Jahren mit Lock­downs. So betrug die durch­schnitt­liche Sehdauer im Publikum ab drei Jahren beim klas­sisch-linearen TV im Schnitt 195 Minuten (also 3 Stunden und 15 Minuten). Das sind im Schnitt 18 Minuten weniger als 2021 (213 Minuten), wie die AGF Video­for­schung in Frank­furt am Donnerstag mitteilte.

Bei den 14- bis 49-Jährigen sank die TV-Nutzung auf 101 Minuten (2021: 121 Minuten).

Außer­gewöhn­lich hohe Nutzung 2020 und 2021

Im vergangenen Jahr ist in Deutschland täglich deutlich weniger ferngesehen worden als zuvor in den Corona-Jahren (Symbolbild) Im vergangenen Jahr ist in Deutschland täglich
deutlich weniger ferngesehen worden als zuvor in den Corona-Jahren (Symbolbild)
Foto: dpa
"Während der Corona-Jahre 2020 und 2021 haben wir erheb­liche Sonder­effekte beob­achtet: Nahezu jeder war von den Maßnahmen betroffen und hat sich tages­aktuell darüber infor­miert. Während der Lock­downs gehörte Fern­sehen zu den wenigen noch mögli­chen Frei­zeit­akti­vitäten", sagte die Vorsit­zende der Geschäfts­füh­rung der AGF Video­for­schung, Kerstin Nieder­auer-Kopf, laut Mittei­lung vom Donnerstag.

"Dies hat sich in einer außer­gewöhn­lich hohen TV-Nutzung wider­gespie­gelt. Wir sehen nun eine Norma­lisie­rung im lang­fris­tigen Trend." Die Strea­ming-Nutzung sei erneut gestiegen, aber nicht in einem Maße, dass die Rück­gänge im TV kompen­siert worden wären.

Außer­gewöhn­lich warmes Wetter und aufge­hobene Corona-Einschrän­kungen scheinen demnach 2022 dazu geführt zu haben, dass die Leute vermehrt außer Haus Dinge unter­nahmen und entspre­chend weniger fern­sahen.

Nach­rich­ten­geschehen domi­nierte TV-Nutzung

Einmal mehr habe das Nach­rich­ten­geschehen die TV-Nutzung domi­niert: Der Nutzungs­anteil von Infor­mati­ons­pro­grammen habe 2022 erneut bei 36 Prozent gelegen (2021: 36 Prozent, 2020: 35,7 Prozent.

Getrieben werde das Inter­esse an Nach­richten, Maga­zinen, Repor­tagen, Doku­men­tationen, Talk­shows und Wetter von der ange­spannten Nach­rich­ten­lage. Nach zwei Jahren, in denen Corona das Geschehen bestimmt habe, domi­nierten nun Ukraine-Krieg, die damit einher­gehende Energie- und Wirt­schafts­krise sowie die stei­gende Infla­tion die News.

"Die Bedeu­tung von Infor­mation im Fern­sehen bleibt hoch. Wer einschaltet, der sucht vermehrt nach Nach­richten", sagte Nieder­auer-Kopf. Infor­mation habe erneut vor fiktio­nalen Programmen (35,1 Prozent, 2021: 35,5 Prozent) sowie Factual Enter­tain­ment wie Doku-Soaps gelegen (12,3 Prozent, 2021: 11,5 Prozent).

WM-Feeling sei in großen Teilen ausge­blieben

Große TV-Effekte, die Sport­groß­ereig­nisse wie Olym­pische Spiele und Fußball­welt­meis­ter­schaften oder -Euro­pameis­ter­schaften norma­ler­weise bislang auslösten, gab es 2022 bei der WM in Katar nicht. Das WM-Feeling sei in großen Teilen ausge­blieben, sagte Nieder­auer-Kopf.

Grund seien wohl "die Diskus­sionen über die Menschen­rechts­ver­let­zungen, die Verga­bemo­dali­täten und die folgenden Auffor­derungen zum Boykott sowie eine Verschie­bung des Turniers aus dem Sommer in die dunkle Jahres­zeit".

Top 5 TV-Formate 2022: Zuschauer gesamt

  • 1.: "Fußball-EM Frauen: England - Deutsch­land" (Das Erste, 31. Juli): 17,952 Mio. (64,5 Prozent Markt­anteil)
  • 2.: "Fußball-WM 2022: Costa Rica - Deutsch­land" (Das Erste, 1. Dezember): 17,495 Mio. (53,1 Prozent)
  • 3.: "Sport­studio Live - FIFA WM 2022: Spanien - Deutsch­land" (ZDF, 27. November): 17,064 Mio. (48,6 Prozent)
  • 4.: "Tatort: Des Teufels langer Atem" (Das Erste, 16. Januar.): 14,569 Mio. (41,1 Prozent)
  • 5.: "Fußball-WM 2022: Argen­tinien - Frank­reich" (Das Erste, 18. Dezember): 13,884 Mio. (53,3 Prozent)

Top 5 TV-Formate 2022: Zuschauer 14-49 Jahre

  • 1.: "Sport­studio Live - FIFA WM 2022: Spanien - Deutsch­land" (ZDF, 27. November): 5,955 Mio. (57,7 Prozent Markt­anteil)
  • 2.: "Fußball-WM 2022: Costa Rica - Deutsch­land" (Das Erste, 1. Dezember): 5,852 Mio. (63,1 Prozent)
  • 3.: "Fußball-EM Frauen: England - Deutsch­land" (Das Erste, 31. Juli): 5,400 Mio. (70,7 Prozent)
  • 4.: "Sport­studio Live - FIFA WM 2022: Mode­ration" (ZDF, 27. November): 4,494 Mio. (49,5 Prozent)
  • 5.: "Fußball-WM 2022: Argen­tinien - Frank­reich" (Das Erste, 18. Dezember): 4,059 Mio. (59,1 Prozent)

In einer Bitkom-Umfrage geht es darum, wie effektiv die Corona-Warn-App ist.

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