Umweltbundesamt nimmt kurzlebige Geräte ins Visier
Nicht bei allen Smartphones ist der Akku wechselbar wie hier beim Galaxy S3.
Foto: teltarif.de
Immer wieder kocht die Debatte um die "geplante Obsoleszenz" hoch. Dieser Begriff steht für den vorzeitigen Verschleiß von Produkten, welcher nicht auf normale Abnutzung, sondern auf absichtliche, bewusst eingebaute Schwachstellen bei den Geräten zurückzuführen ist. Das Umweltbundesamt (UBA) will das Phänomen nun genauer untersuchen und hat daher eine Studie in Auftrag gegeben, wie es heute mitteilte. Diese beschäftigt sich unter anderem mit der Frage wie lange ein Produkt in Stand bleiben und funktionsfähig sein muss.
Außerdem soll geklärt werden, inwiefern der vorzeitige Defekt eines Produktes durch den Hersteller in Kauf genommen oder sogar bewusst durch eingebaute Sollbruchstellen – als geplante Obsoleszenz – erzeugt wird. "Da die derzeitige Diskussion zu Obsoleszenz fast ausschließlich exemplarisch geführt wird, ist das Ziel der Studie vor allem die Ermittlung systematischer Informationen, um eine angemessene Beurteilung des Phänomens zu ermöglichen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth.
Reparatur bei Elektrogeräten oft teurer als Neukauf
Nicht bei allen Smartphones ist der Akku wechselbar wie hier beim Galaxy S3.
Foto: teltarif.de
Fast jedem ist es schon einmal passiert: Das Mobiltelefon oder die teure Digitalkamera fallen vor der prognostizierten Lebensdauer aus und können nicht mehr repariert werden, höchstens mit hohen Kosten. Warum ein Gerät vorzeitig ausfällt oder sich schlecht reparieren lässt, kann viele Ursachen haben. So können die Elektrolytkondensatoren in Computern, Fernsehgeräten und anderen elektronischen Geräten unterdimensioniert oder die Materialien bei mechanischen Bauteilen, wie Zahnräder in Mixern oder Lager in Waschmaschinen, zu wenig belastbar sein. Ein anderes bekanntes Problem: Die Bauteile in mobilen Geräten wie Tablets oder Smartphones sind verklebt und deren Akkus lassen sich nicht austauschen.
Wissenschaftliche Grundlage gesucht
Abgesehen von diesen Erfahrungswerten liegen derzeit kaum systematische Informationen und Daten vor, die erlauben das Phänomen Obsoleszenz tatsächlich zu beurteilen, so das Umweltbundesamt. Um die wissenschaftliche Grundlage zu verbessern, hat das UBA nun das Öko-Institut e.V. zusammen mit der Universität Bonn mit einer Studie beauftragt. Diese wird im September dieses Jahres beginnen, soll 2014 erste Ergebnisse liefern und im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein.
In der Studie werden vor allem Elektro- und Elektronikgeräte untersucht. Im Rahmen der Studie soll nun ermittelt werden, ob und wie sich die durchschnittliche Lebensdauer und die Ausfallwahrscheinlichkeit von diesen Geräten in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Durch Interviews werden dabei auch die Erfahrungen von Reparaturbetrieben, Testinstituten und weiteren Akteuren einfließen.
Das Forschungsprojekt dient auch dazu, neue Verfahren zu entwickeln, mit denen die Lebensdauer von Produkten besser überprüft werden kann. Aus den Ergebnissen der Studie wird das UBA dann Vorschläge für eine möglichst lange Produktlebensdauer – wie Qualitätsstandards für Produkte oder Verbraucherinformationen – ableiten. Bis dahin verweist das Umweltbundesamt auf ein seit langem bestehendes Siegel: "Die möglichst lange Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten ist seit langem ein Kernanliegen des produktbezogenen Umweltschutzes. So sind die Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen eine standardmäßige Anforderung für die Vergabe des Umweltzeichens Blauer Engel, so Flasbarth.