Spanien: EU untersucht Másmóvil-Orange-Fusion
Der geplante Zusammenschluss (englisch "Merger") der spanischen Telekommunikationsanbieter Orange (Spanien) und Másmóvil in Spanien stößt bei der EU-Kommission auf Bedenken. Die Kommission kündigte gestern die Veröffentlichung einer Liste mit Einwänden gegen den knapp 19 Milliarden Euro schweren Deal an. Insider hatten diese Pläne bereits vergangene Woche "geleakt" und wir hatten schon darüber berichtet.
EU: Angst vor weniger Netzbetreibern
Zur Hitzewelle in Spanien gesellt sich ein Preiskampf im Mobilfunkmarkt. Bleibt es bei 4 Anbietern?
Foto: Picture Alliance/dpa/EUROPA PRESS
Der EU-Kommission bereitet vor allem die Reduzierung der Netzbetreiber in Spanien von vier auf drei Sorgen. Die Wettbewerbshüter argumentieren: Es würde den Wettbewerb auf dem spanischen Markt beschränken. Aber: Diese Stellungnahme solle nicht als "Vorfestlegung" für den Ausgang der laufenden Prüfung durch die EU-Kartellbehörden werden. Die beiden beteiligten Konzerne haben nun Gelegenheit, auf die Bedenken der Kommission einzugehen.
Um was geht es?
Es geht um die spanische Tochter der französischen Orange (früher France Telecom) und des Mobilfunkmischkonzerns Másmóvil (auf deutsch etwa: "Mehr Mobilfunk"). Weitere Spieler im Markt sind die Telefónica Spanien ("Movistar") (die zum Mutterkonzern von o2-Telefónica Deutschland gehört) und Vodafone Spanien.
Die Fusion von Orange und Másmóvil gilt als Testfall für die europäische Konsolidierung der Mobilfunk-Branche. Denn durch diesen Deal würden künftig die Nummer zwei und die Nummer vier auf dem spanischen Mobilfunkmarkt gemeinsame Sache machen.
Harter Wettbewerb
Die beiden Unternehmen argumentieren, dass der Wettbewerb mit Telefónica und Vodafone in dem Land hart sei. Das kann man auch als Tourist in Spanien deutlich bemerken: Alle Anbieter überschlagen sich in Kampfpreisen mit viel Datenvolumen für wenig Geld. Einige Anbieter, wie Vodafone Spanien (früher Airtel) haben bereits ihre Markenshops geschlossen, weil es sich nicht mehr rechnet. Vodafone hätte gerne mit Masmovil fusioniert, die gaben aber der Orange (früher Amena) den Vorzug. Bekannte Marken von Orange sind beispielsweise "Simyo", die vom deutschen Markt vor Jahren verschwunden sind (Bestandskunden wurden von Blau übernommen), die Marke Blau gibts in Spanien schon länger nicht mehr. Zu den bekannten Marken von Másmóvil gehört unter anderem Yoigo (früher Xfera).
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Tiefe Preise sind der Traum von jungen Nutzern, die noch nicht über ein eigenes geregeltes Einkommen verfügen, aber einen Großteil ihres Lebens im mobilen Netz verbringen möchten. Die Kehrseite: Die Datenvolumen steigen und steigen, die Netzbetreiber müssten nachrüsten und ausbauen. Doch bei sinkenden Einnahmen ist dafür bald kein Geld mehr da.
Der Kundenservice muss auf maximale "Selbstbedienung" umgestellt werden, was für technik-affine Kunden kein Problem darstellt. Für die Kundschaft, die mit jeder Form von Technik sich richtig schwer tut, dann aber schon. Selbst wenn die EU-Kommission die Fusion freigeben sollte, bestünde für beliebig steigende Preise kaum Raum, denn die Kunden haben durch Inflation und Wirtschaftskrise bedingt nicht beliebig viel Geld, um es ausgeben zu können.
Denkbar wäre, dass die EU Kommission die Fusion mit Auflagen, etwa dem Zulassen von neuen (virtuellen) Anbietern oder der Pflicht zur Zusammenarbeit mit der Konkurrenz bei der Versorgung entlegener Regionen, genehmigt. So oder so: Vodafone Spanien steht vor dem Verkauf, da das für den in Problemen steckenden Mutterkonzern nur noch eine Last darstellt. Und wenn ein Anbieter einfach aufhören würde, könnte die EU-Kommission nichts dagegen tun.
Was beim mobilen Telefonieren und Surfen in Spanien zu beachten, erklären wir in unserem Roaming-Ratgeber Spanien.