Spanien: Orange und Másmóvil legen zusammen
Die Telekommunikationskonzerne Orange (Frankreich) und Másmóvil Ibercom legen ihr Spaniengeschäft zusammen.
Die Transaktion basiere auf einem Firmenwert von 18,6 Milliarden Euro, teilten die beiden Unternehmen am Wochenende mit.
Durch die Zusammenlegung entsteht der größte spanische Telekommunikationskonzern gerechnet nach der Kundenanzahl. Bisheriger Platzhirsch ist Telefónica, vor Orange, Vodafone und Másmóvil.
Nach exklusiven Verhandlungen, die am 8. März 2022 begonnen hatten, trafen Orange und Másmóvil eine verbindliche Vereinbarung über die Zusammenlegung ihrer Unternehmen in Spanien. Zum Deal gehören jedoch nicht die Turmgesellschaften "Totem Espana" und der portugiesische Ableger "Másmóvil Portugal".
Unternehmenswert 18,6 Milliarden Euro
Wird die Fusion von Orange und Masmóvil in Spanien genehmigt?
Foto: Picture Alliance/dpa/ZUMA Wire
Für die Transaktion wurde ein Unternehmenswert von 18,6 Milliarden Euro berechnet, der sich in 7,8 Milliarden Euro für Orange Spanien und 10,9 Milliarden Euro für Másmóvil aufteilt.
Das aus dem Zusammenschluss entstehende Unternehmen soll zu gleichen Teilen von Orange und Másmóvil kontrolliert werden ("50:50 Joint Venture"), worin beide Unternehmen gleichberechtigt sind.
Zukunft des Infrastrukturwettbewerbs
Durch das Joint Venture zwischen Másmóvil und Orange werde "ein nachhaltiger Akteur geschaffen", der über die finanziellen Möglichkeiten und die Größenordnung verfüge, "um weiterhin in die Zukunft des Infrastrukturwettbewerbs in Spanien zum Nutzen der Verbraucher und Unternehmen zu investieren", finden die Vertragsparteien und versprechen sich "erheblichen Effizienzgewinne", die genutzt werden könnten, um Investitionen in FTTH und 5G beschleunigen zu können, was am Ende den spanischen Kunden zugutekommen würde. Oder in Zahlen, es ließen sich 450 Millionen Euro pro Jahr an Synergien erzielen.
Das ganze Unterfangen wird mit einem Kreditpaket von 6,6 Milliarden Euro unterfüttert, womit die Aktionäre der Orange-Gruppe und von Másmóvil unterm Strich gleich gestellt werden. Der Verschuldungsgrad soll maximal das 3,5-fache der Nettoverschuldung/EBITDA erlauben, um mittelfristig einen Börsengang des Joint Ventures zu ermöglichen.
Abhängig von Kartellbehörden
Die gesamte Transaktion muss wie üblich von den Kartellbehörden genehmigt werden. Mit dem Abschluss der Fusion rechnen die Unternehmen in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres. Solange werden die beiden Unternehmen "weiterhin formal unabhängig voneinander" operieren.
Christel Heydemann, CEO von Orange, freut sich, denn das ebne "den Weg für die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens, das die Kräfte zu einem einzigen, stärkeren Betreiber bündelt". Meinrad Spenger, CEO von Másmóvil findet es einen großen Tag für die spanischen Verbraucher.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
In Spanien tobt derzeit noch ein Preiskrieg in Mobilfunk und Festnetz. Täglich werden neue Angebote zu unglaublichen Tiefpreisen auf den Markt geworfen, um "neue" Kunden zu gewinnen oder von anderen Anbietern wegzuholen. Nur reicht das verdiente Geld vorne und hinten nicht, um den permanenten Netzausbau und Netzumbau von Festnetz (FTTH) oder Mobilfunk (5G bis zur Milchkanne) zu finanzieren. Da die Kunden aber nicht mehr zahlen wollen, müssen die Kosten runter, d.h. Zusammenlegung von Unternehmen, Hotlines, Kundenservice, Netztechnik und so weiter soll es bringen.
Die andere Alternative wäre, dass ein Anbieter komplett aussteigt und seine unrentablen Aktivitäten aufgibt oder versucht, noch Einzelteile davon zu verkaufen.
Nun bleibt die spannende Frage, wie die EU-Kommission das sieht. Müssen es unbedingt vier Anbieter in einem Land sein, damit die Preise niedrig und die Netze weiter löchrig oder wacklig und der Service lausig bleiben können? Oder reichen auch drei? Muss jeder Netzbetreiber bis in jedes Dorf seine eigenen Antennen bauen? Wie findet man den richtigen Mix aus Wettbewerb, Fortschritt und Zuverlässigkeit der Netze?
Und schließlich: Welche Auswirkungen hat das auf den deutschen Markt? Bleiben Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 im Wettbewerb oder werden wir früher oder später auch hier wieder eine Konsolidierung sehen?
In einer weiteren Meldung geht es um: Mobilfunk: Drei Netzbetreiber bauen weiter.