Förderung

Funkloch-Behörde fördert Funkmast im Ahrtal

So langsam kommt die Arbeit der Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft (MIG) in die Gänge. 704 Stand­orte können von der MIG geför­dert werden, 1273 wurden geprüft.
Von mit Material von dpa

Viel wurde die "Erfin­dung" des ehema­ligen Digi­tal­minis­ters Andreas Scheuer gescholten. Aufgrund der kompli­zierten Konstruk­tion kommt die "Funk­loch-Behörde" nur langsam in Bewe­gung.

In Rhein­land-Pfalz konnte der Bundes­minister für Digi­tales und Verkehr, Dr. Volker Wissing, im Beisein des Digi­tal­minis­ters für Rhein­land-Pfalz, Alex­ander Schweitzer, und von Ernst Ferdi­nand Wilms­mann, dem Geschäfts­führer der Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft mbH (MIG), im Orts­teil Obliers der Gemeinde Lind (PLZ 53506) im Land­kreis Ahrweiler gestern einen Förder­mit­tel­bescheid für den Bau eines Mobil­funk­masts über­geben. Bevor Wissing Bundes­minister wurde, war er Wirt­schafts­minister in Rhein­land-Pfalz.

Funk­loch in Hoch­wasser-Region geschlossen

Der geför­derte Mobil­funk­mast wird zukünftig eine vom Ahr-Hoch­wasser betrof­fene Region versorgen und durch die Vantage Towers (die von Voda­fone gegrün­dete Turm­gesell­schaft) errichtet, steht aber allen Netz­betrei­bern zur Nutzung offen.

Wissing: "Germany goes digital"

Digitalminister Volker Wissing war in Obliers vor Ort. Digitalminister Volker Wissing war in Obliers vor Ort.
Foto: Picture Alliance/dpa
Minister Wissing formu­lierte es so: „Germany goes digital – und zwar überall. Diesen Anspruch müssen wir als Wirt­schafts- und Tech­nolo­gie­nation haben. Leis­tungs­starke Netze sind die Voraus­set­zung für eine flächen­deckende digi­tale Infra­struktur. Wir wollen, dass die mobile Erreich­bar­keit sowie der Zugriff auf Daten, Anwen­dungen und Dienst­leis­tungen zu jeder Zeit und an jedem Ort in Deutsch­land möglich sind. Mit unserer gezielten Mobil­funk­för­derung schließen wir die weißen Flecken überall dort, wo nicht eigen­wirt­schaft­lich ausge­baut wird. Wie wichtig eine funk­tio­nie­rende digi­tale Infra­struktur ist, haben die Menschen im Ahrtal bei der schreck­lichen Flut im Sommer 2021 auf drama­tische Weise zu spüren bekommen. Umso mehr freue ich mich, dass jetzt endlich der weiße Fleck im damals eben­falls betrof­fenen Linder Orts­teil Obliers verschwindet und sich die drei großen Mobil­funk­netz­betreiber bereit erklärt haben, diesen Standort zu nutzen. So sollte es bei jedem weißen Fleck im Land sein.“

MIG sieht sich als "Kümmerer vor Ort"

„Die MIG unter­stützt als ‚Kümmerer vor Ort‘ die Verbes­serung der Mobil­funk­ver­sor­gung in länd­lichen Regionen. Dass wir mit dem heute über­gebenen ersten Bescheid für den Bau eines geför­derten Mobil­funk­masts Rhein­land-Pfalz einen ‚weißen Fleck‘ im Kreis Ahrweiler schließen werden, ist dafür ein wich­tiges Signal. Ich danke dem Land Rhein­land-Pfalz, dem Land­kreis Ahrweiler, der Verbands­gemeinde Alte­nahr und der Gemeinde Lind für die tatkräf­tige Unter­stüt­zung bei der Stand­ort­vor­berei­tung. Jetzt kommt es darauf an, dass der Mobil­funk­mast schnell gebaut und in Betrieb genommen wird. Mit der Deut­sche[n] Telekom, Telefónica Deutsch­land (o2) und Voda­fone haben sich drei Mobil­funk­netz­betreiber verpflichtet, den geför­derten Mobil­funk­mast zu nutzen“, erklärt Ernst Ferdi­nand Wilms­mann, Geschäfts­führer der MIG.

Viele weiße Flecken in Rhein­land-Pfalz

„Die Schlie­ßung der ‚Weißen Flecken‘ ist für ein Flächen­land wie Rhein­land-Pfalz von beson­derer Bedeu­tung. Ich freue mich deshalb, dass es mit dem Standort in Lind im Land­kreis Ahrweiler zum Bau des ersten geför­derten Mobil­funk­masts in Rhein­land-Pfalz kommt. Die rhein­land-pfäl­zische Clea­ring­stelle Mobil­funk steht hierzu in einem engen und regel­mäßigen Austausch mit der Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft des Bundes. So stellen wir sicher, dass landes­spe­zifi­sche Erfor­der­nisse, wie etwa infra­struk­turelle und topo­gra­phi­sche Gege­ben­heiten berück­sich­tigt werden“, freute sich der rhein­land-pfäl­zische Digi­tali­sie­rungs­minister Alex­ander Schweitzer.

Mit Förder­mit­teln des Bundes soll in der Orts­gemeinde Lind ein Mobil­funk­mast gebaut und ein bisher mit 4G/LTE-Mobil­funk unver­sorgtes Gebiet von rund 190 Hektar erschlossen werden. Der Mast wird auch zu einer Verbes­serung der Mobil­funk­abde­ckung in der zur Orts­gemeinde Lind gehö­renden Ortschaft Obliers führen, die eben­falls vom Hoch­wasser betroffen war. Neben rund 50 Haus­halten wird außerdem eine Straße mit Mobil­funk abge­deckt, die bei der Flut­hilfe stark genutzt wurde.

Was passiert genau?

Aus dem Mobil­funk­för­der­pro­gramm des Bundes wird die Errich­tung des Masts und dessen Betrieb für eine Zeit­dauer von sieben Jahren mit rund 890.000 Euro geför­dert. Die Mobil­funk­netz­betreiber (Telekom, Voda­fone und o2) bringen nach Fertig­stel­lung des geför­derten Masts ihre Antennen an, um damit den „weißen Fleck“ auszu­leuchten. Ob später auch 1&1 hier einen eigenen Sender anbringen wird, ist derzeit eher unwahr­schein­lich, zumal sich 1&1 auf ein Roaming-Abkommen mit Telefónica (o2) abstützen kann.

Der Stadt­teil Obliers war bis 1971 eigen­ständig und gehört heute zur Gemeinde Lind. Obliers liegt unmit­telbar an der Landes­grenze zu Nord­rhein-West­falen, und ohne staat­liche Förde­rung hätten die Einwohner noch länger auf eine Mobil­funk­ver­sor­gung warten müssen.

Wie geht die MIG vor?

Die MIG geht schritt­weise vor und möchte einen Beitrag sowohl für den privat­wirt­schaft­lichen als auch den geför­derten Ausbau der Mobil­funk­netze leisten: Im regel­mäßigen Rhythmus veröf­fent­licht sie unver­sorgte Gebiete auf ihrer Webseite, die für eine Mobil­funk­för­derung in Betracht kommen könnten.

Über diese Markt­erkun­dungs­ver­fahren wird abge­fragt, ob die Anbieter nicht doch noch "Lust" haben, eigen­wirt­schaft­lich (also auf eigene Rech­nung) diese Gebiete auszu­bauen. 1273 solche Verfahren hat die MIG nach eigenen Angaben veröf­fent­licht, von denen 972 abge­schlossen seien. Unterm Strich bleiben 704 Stand­orte, wo Förder­vor­fahren möglich sind, wo die Stand­ort­vor­berei­tung in Kürze beginnt bzw. schon begonnen hat. In 268 Fällen hat nach der freund­lichen Nach­frage wenigs­tens ein Mobil­funk­netz­betreiber seinen eigenen Ausbau ange­kün­digt.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Das Thema Netz­ausbau dringt viel zu langsam in entle­gene Regionen vor. Es ist klar, bei den Netz­betrei­bern herr­schen die Kosten­rechner, denn am Ende des Tages muss das alles bezahlt werden. Da bleibt für den Ausbau entle­gener Regionen nichts mehr übrig.

Es ist nur traurig, dass erst durch maximal kompli­zierte und büro­kra­tische Verfahren der Netz­ausbau wirk­lich in die Gänge kommt. Eigent­lich müsste das mit klaren Auflagen zum Netz­aufbau schon bei der Lizenz­ver­gabe möglich sein, ohne erst vorher horrende Lizenz­kosten bei den Anbie­tern einzu­sam­meln und später wieder austeilen zu müssen.

Über alldem schwebt immer noch die Drohung der Bundes­netz­agentur, 50.000 Euro Bußgeld pro fehlenden Sender­standort zu verhängen.

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