Geduldsspiel: Fertiger Sendemast wartet auf Anschluss
Kennen Sie Prestin? Das ist ein Ortsteil der Gemeinde Bülow (Amt Crivitz) im Landkreis Ludwigslust-Parchim (LUP) im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.
Dort steht seit etwa sechs Monaten ein etwa 45 Meter hoher Sendemast der Deutsche Funkturm GmbH (DFMG), mit (fast) fertiger Technik und allem, was dazu gehört. Der Turm soll auf der LTE-Funkschnittstelle eine Bandbreite von 150 Megabit pro Sekunde pro Kunde schaffen und ein Mobilfunksignal der Telekom ausstrahlen.
Doch im Moment überträgt der Turm noch nichts, obwohl die Bürger vor Ort ungeduldig darauf warten. Der zuständige Bürgermeister, so weiß es die örtliche Presse, hat bei der Baufirma nachgefragt. Die wussten es auch nicht.
Es fehlt eine Faser
Die Kirche von Bülow. Dazu gehört der Ort Prestin. Dort hat die Telekom einen Sendemast gebaut, der aber noch nicht senden kann
Foto: Amt Crivitz
Antwort bekam die örtliche Tageszeitung von der Telekom: „Es fehlt noch die Glasfaseranbindung des Funkmastes. Die Glasfaser-Verlege-Arbeiten sollen im Juli beginnen, dann könnte der Sender bis Ende des Jahres on air gehen", so die Auskunft aus dem Telekom-Hauptquartier in Berlin.
Dass die Arbeiten so lange dauern, liegt an umfangreichen Planungen, die Glasfaserleitung muss über eine weitere Strecke verlegt werden. Dabei gäbe es wohl bereits eine Glasfaser in der Nähe. Doch die gehört dem privaten Anbieter Wemacom in Schwerin.
Nur, zwischen Telekom und Wemacom gibt es keine "Schnittstelle". Die Telekom kennt die Faser nicht, weiß nicht, welche technischen Daten diese hat und ob sie überhaupt zu ihnen passt. Im Falle einer möglichen Nutzung müsste erst genau und aufwendig geklärt werden, wer was und wie liefert und wer für was zuständig ist. Denn es hilft ja nicht eine Leitung von einem Unternehmen zu mieten, das man nicht kennt. Spätestens im Falle einer Störung gäbe es ungeahnte Probleme. Dann müsste geklärt, wie lange diese Faser genutzt werden kann und schlussendlich, was sie kosten soll.
"Die notwendigen technischen Schnittstellen zwischen der Wemacom und uns sind nicht vorhanden. Die Einrichtung dieser dauern. Das Verlegen einer eigenen Glasfaser kann schneller erfolgen", teilte uns die Telekom auf Nachfrage mit.
Drei Jahre Vorgeschichte
Die Geschichte zieht sich - laut Schweriner Volkszeitung (SVZ) schon rund drei Jahre hin. Bereits Ende 2018 hatte die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) bei der Gemeinde angefragt. Und hier wurden sie mit offenen Armen empfangen: "Wir bekommen endlich Netz".
Prestin liegt, wer sich in etwa auskennt, weit im ländlichen Raum zwischen Crivitz, Sternberg und Goldberg. Mobilfunk-Empfang ist hier eher ein Glücksspiel. Die Gemeindevertreter sahen die Anfrage als Geschenk des Himmels und sagten sofort Ja. Nun warten sie gespannt auf den Tag, wo es wirklich los geht. Wir drücken die Daumen.
Ein schwacher Trost für Prestin: Bundesweit betrachtet, versorgt die Telekom bereits 99 Prozent der Bevölkerung mit LTE.