Ausprobiert

Neues Nokia 3310 im Hands-On-Test: Kultig, aber schlecht verarbeitet

HMD drückt mit dem Marken­namen Nokia auf die Tränen­drüsen und lässt einen Klas­siker wieder­auf­er­stehen. Das neue Nokia 3310 kann im Kurz-Test tatsäch­lich Retro-Gefühle wecken - aber wirk­lich gut verar­beitet ist es nicht.
Vom Mobile World Congress in Barcelona berichtet

Homescreen des Retro-Handys Homescreen des Retro-Handys
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Unzäh­lige Male haben wir im teltarif.de-Leser­ser­vice diese Frage in den vergan­genen Jahren gehört: "Wann wird es jemals wieder einfache, gut verar­bei­tete und güns­tige Handys mit klas­sischer Tastatur geben, so wie damals bei Nokia?" Diese Sehn­sucht kann nun wieder gestillt werden: Anläss­lich des Mobile World Congress hat HMD, der jetzige Lizenz­nehmer der Handy­marke Nokia, nicht nur neue Smart­phones vorge­stellt, die wir bereits kurz getestet haben. Mit dem Nokia 3310 hat der Hersteller auch einen alten Klas­siker wieder­auf­leben lassen, der nur rund 45 Euro kosten wird.

Homescreen des Retro-Handys Homescreen des Retro-Handys
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Dass die Handy­marke Nokia auch nach den wenig erfolg­rei­chen Jahren bei Micro­soft nichts von ihrer Faszi­nation verloren hat, davon kann man sich momentan am MWC-Messe­stand in Barce­lona über­zeugen. Massen von Menschen drängen sich um die ausge­stellten Geräte, nur um einmal zu sehen, ob das Snake-Spiel sich noch genauso anfühlt wie damals. Sogar der deut­sche Pres­sespre­cher musste sich regel­recht durch die Menge drängen, um für unseren Kurz­test zumin­dest ein quietsch­buntes Nokia 3310 in Orange zu ergat­tern. Ein Blick ins Menü des Handys Ein Blick ins Menü des Handys
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Gut verar­beitet ist es nicht - das kann sogar HMD besser

Nokia 3310 (2017)

In der Hand fühlt sich das neue Nokia 3310 fast so an wie das alte, es ist aller­dings etwas leichter geworden. Unsere Einschrän­kung "fast" bezieht sich auf den hapti­schen Eindruck der Gehäu­seober­fläche: War diese beim Original-Nokia stets griffig, ist sie beim neuen Nachbau sehr glatt, sogar regel­recht glit­schig. Die Folge: Finger­abdrücke sind auf dem Gehäuse sofort sichtbar.

Vom Design her hat sich ansonsten wenig verän­dert, aber als wir einige Minuten mit dem Handy herum­spielten, merkten wir: Ganz so wertig wie damals fühlt es sich doch nicht an. Bei einem genauen Blick ist zu sehen, dass der hintere Gehäu­sede­ckel nicht gleich­mäßig schließt - unschöne Spalt­maße sind die Folge. Auch die Tasten sitzen nicht immer gleich­mäßig in der Ausspa­rung - vom Druck­punkt her fühlen sie sich aller­dings gut an. Wer nun gedacht hat, dass er bei diesen Verar­bei­tungs­män­geln HMD gegen Nokia ausspielen kann, irrt: HMD hat gerade mit den neuen Nokia-Smart­phones ein hohes Maß an Verar­bei­tungs­qua­lität vorge­legt, das aller­dings beim Nokia 3310 nicht erreicht wird. Das neue Nokia 3310 kann auch fotografieren Das neue Nokia 3310 kann auch fotografieren
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Menü, Akku­lauf­zeit und Mobil­funk­stan­dard

Eine wirk­liche Reise in die Vergan­gen­heit ist die Menü­füh­rung des Handys, diese ist in vielen Berei­chen an das Nokia-Original ange­legt - mit Erfolg. Die gut durch­schau­bare Nutzer­füh­rung war schon immer ein Quali­täts­kri­terium von Nokia gewesen und daran schließt der HMD-Nachbau nahtlos an. Selbst­ver­ständ­lich ist das Display nun in Farbe gehalten. Das 2,4-Zoll-Display war in unserem ersten Kurz­test gut ablesbar, wenn wir direkt darauf schauten. Blick­win­kel­stabil ist es aller­dings nicht beson­ders - stark schräg halten sollte man das Handy in der Sonne also nicht.

Schlechte Verarbeitung und Spaltmaße Schlechte Verarbeitung und Spaltmaße
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Von der Arbeits­geschwin­dig­keit ist das Nokia 3310 eben ein typi­sches Feature-Phone: Schneller arbeiten als der Nutzer die Tasten drücken kann, muss es ja auch gar nicht. Der 16-MB-Spei­cher ist per Spei­cher­karte um bis zu 32 GB erwei­terbar. Als System läuft auf dem Handy Nokia Series 30+.

Mit "bis zu einem Monat Standby" bewirbt HMD das Handy - dies muss man dann aller­dings in einem ausführ­lichen Test über­prüfen. Der wech­sel­bare 1200-mAh-Akku soll bis zu 51 Stunden MP3-Wieder­gabe oder bis zu 22,1 Stunden Tele­fonie bieten. Nein - bei diesem Wert braucht man nicht zu fragen, ob er sich auf GSM- oder UMTS-Tele­fonie bezieht: Das neue Nokia 3310 beherrscht nur GSM auf den Frequenzen um 900/1800 MHz - das wars. Kein WLAN-Modul ist an Bord, aber immerhin Blue­tooth 3.0. Ins Internet kommt der Nutzer per Opera-Mini-Browser, über diesen Weg sollen sich sogar Opera-Apps instal­lieren lassen. Dies konnten wir in der Kürze der Zeit und ohne Inter­net­ver­bin­dung aber nicht testen. 2-Megapixel-Kamera mit LED-Blitzlicht 2-Megapixel-Kamera mit LED-Blitzlicht
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Snake und Klin­gel­töne: Hier kommt Retro-Feeling auf

Das stärkste Retro-Feeling erlebten wir, als wir im Menü die Klin­gel­töne und den Spiele-Bereich aufriefen: Bei den Klin­gel­tönen gibt es einige alte Bekannte - am wich­tigsten ist natür­lich der klas­sische Nokia-Klin­gelton. Damit dürfte man in der Stra­ßen­bahn oder im Bus manches Lächeln ernten.

Ganz neu kreiert haben die Entwickler eine Neuauf­lage des Kult­spiels Snake. Die Schlange ist jetzt natür­lich farbig, und die Mauern, an die sie niemals stoßen darf, bestehen jetzt nicht mehr aus Pixel­reihen, sondern aus imitierten Ziegel­stein­chen. An der Funk­tions­weise hat sich aber glück­licher­weise nichts geän­dert, nur die Schrift der Begrü­ßungs-Screens ist schwer zu lesen. Games auf dem Retro-Handy Games auf dem Retro-Handy
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Fazit und Sinn­frage

Dem Nokia 3310 kann man beschei­nigen, dass es ein Feature-Phone ist, mit dem man sicher­lich Tele­fonieren und SMS schreiben und ansonsten ganz viele Retro-Gefühle ausleben kann. Wirk­lich sinn­voll sein kann es aber nur als Zweit­handy, beispiels­weise an Orten, an denen man kein Smart­phone dabei haben will.

Außerdem taugt es als Schub­laden­handy für Notfälle, um erreichbar zu sein oder mit einer Prepaid­karte ein- bis zweimal im Monat abge­hend zu tele­fonieren. Hier hat das Nokia 3310 gegen­über einem Smart­phone in der Schub­lade sogar den Vorteil, dass man den Akku nicht so oft laden muss.

In den Tiefen der teltarif.de-Hard­ware-Daten­bank haben wir sogar noch das alte Nokia 3310 gefunden.

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